Thema: kunst

Kamil Sobolewski – Fotografien zwischen Albtraum und Zärtlichkeit

Am Samstag wurde in der „KUNSTkammer“ in Gartow eine Ausstellung mit Fotografien des jungen Fotografen Kamil Soboloweski eröffnet – eine Reise in die Abgründe menschlicher Zustände.

Löwen, die sich in einen Büffelkörper verbeißen, ein Zähne fletschender Hund - aber auch Hände, die zärtlich über ein nicht weiter zu identifizierendes weißes Material streicheln … Die Fotos von Kamil Sobolewski sind widersprüchlich, spiegeln die Palette menschlicher Abgründe und Gefühlswelten. Er selber sagt, dass er mit seinem fotografischen Schaffen ständig auf der Suche nach der „fotografischen DNA“ sei. Bei Ansicht der Fotos kommt der Gedanke, dass er unaufhörlich an der „biografischen“ DNA und ihrer Überwindung arbeitet.

Am Samstag eröffnete der Westwendische Kunstverein (WWK) in der „KUNSTkammer“ in Gartows Hauptstraße eine Ausstellung mit Werken des jungen, polnischstämmigen Fotografen. Der Gartower Fotograf Hans Schlimbach hatte als Kurator des WWK den jungen Künstler eingeladen.

Bereits mit seiner Abschlussarbeit „Rattenkönig“ gewann Sobolewski einen Preis bei dem renommierten Wettbewerb „Gute Aussichten“, der regelmäßig Nachwuchsfotografen deutscher Kunsthochschulen auszeichnet.

Die schwarz-weißen, im ruhigen 6 x 6-Format fotografierten Arbeiten zeigen sein inneres Ringen mit der eigenen Menschlichkeit. Gesichter zeugen von Hoffnungslosigkeit, auf der Wäscheleine hängt keine weiße Wäsche, sondern ein Fell (von einem Bären?) und ein schwarzer Kapuzenpullover vor einem Haus, dessen bestes Jahre schon lange vorbei sind. Sobolewski zeigt die ungeschönte Seite des Lebens, Körper, die nicht dem Idealbild medialer Pseudo-Wirklichkeiten entsprechen, geschundene Tiere oder düstere Stadtlandschaften.

„Sobolewski stellt sich ständig die Frage, wie in einer von Roheit und Gewalt geprägten Welt zu überleben sei,“ so Torben Geeck, ein Freund von Sobolewski. „Wieviel Kraft braucht es, um aufrecht zu bleiben?“

Hintergrund dieser düsteren Weltsicht sind Erfahrungen aus der Jugendzeit von Sobolewski. In der Wendezeit mit den Eltern nach Deutschland geflüchtet, machte er Erfahrungen mit dem Leben in Auffanglagern und Ausgrenzung im Berliner Alltag.

Diese harten Erfahrungen prägen ihn bis heute. Der schöpferische Akt wurde für ihn zur Überlebensstrategie, so Geeck. In einem Interview sagte Sobolewski einmal, dass er „dem Leben gleichzeitig mit ganz viel Hass und ganz viel Liebe“ begegne. „Das sind zwei Pole, die mich faszinieren. Ich möchte eine gewisse Art von Wahrheit zeigen. So, wie ich die Welt empfinde. Manchmal dramatisch, manchmal rosig oder leicht.“

So finden sich zwischen existenzialistischen Fotos immer wieder Motive von Anmut und Hoffnung. Wenn zum Beispiel eine Hand mit vier Fingern eine historische Holztür öffnet oder zwei Hände über ein offenbar weiches, aber nicht weiter identifizierbares Material streichen.

In Gartow sind sowohl Teile der „Rattenkönig“-Serie zu sehen als auch aktuelle Arbeiten. Die Ausstellung ist noch bis zum 16. Juli jeweils Freitag 16–18 Uhr | Samstag 10–13 Uhr | Sonntag 11–13 Uhr in der KUNSTkammer (Hauptstraße 10, Gartow) zu sehen.

Foto / Angelika Blank: Fotograf Kamil Sobolewski (li.) bei der Vernissage im Gespräch mit dem Trebeler Künstler Ernst von Hopffgarten.




2017-06-07 ; von Angelika Blank (autor),
in Hauptstraße 10, 29471 Gartow

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