Thema: klima

Klimakatastrophe war gestern

 

KORREKTUR:

Dieser Artikel von zero (Karl Heinz Farni) enthält einige falsche Tatsachenbehauptungen. Darauf wurde ich vom Deutschen GeoForschungsZentrum, Potsdam aufmerksam gemacht:

 

1. Zitat: "Dabei hilft ein alter Bekannter: das „Helmholtz-Institut“, das nach Asse II (mal wieder) ein Endlager betreiben will."
Richtig ist: Es gibt nicht "das Helmholtz-Institut". Vielmehr ist im Zusammenhang mit der Schachtanlage Asse offensichtlich das Helmholtz Zentrum München gemeint. Bei dem im Bereich CCS forschenden Zentrum handelt es sich um das Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum, welches zu keinem Zeitpunkt für die Schachtanlage Asse zuständig war. Zudem ist das Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum ausschließlich an CCS-Forschungsprojekten beteiligt, nicht jedoch am Betrieb eines Endlagers.
 
2. Zitat: "Ein weiteres Projekt befindet sich im brandenburgischen Ketzin, nahe Berlin. Dort wird im Rahmen des CO2-Sink-Projekts des „Helmholtz-Instituts“ seit 2008 CO2 zu Forschungszwecken in ein altes Gasfeld verbracht. Da werden Erinnerungen wach: Das „Helmholtz-Institut“ war unter anderem auch für den Betrieb des absaufenden Atommüll-Lagers Asse II zuständig."
Richtig ist: Es gibt nicht "das Helmholtz-Institut". Bei dem im Bereich CCS forschenden Zentrum handelt es sich um das Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum, welches zu keinem Zeitpunkt für die Schachtanlage Asse zuständig war.
 
3. Zitat: "Die Verantwortung dafür wurde dem Institut inzwischen entzogen – wegen unverantwortlichen Umgangs. Nun dürfen sie mit Gas spielen."
Richtig ist: Wie zuvor angemerkt handelt es sich um rechtlich unabhängige Forschungseinrichtungen.

 

Anmerkung: Die frühere Gesellschaft für Strahlenforschung (GSF) und ehemalige Betreiberin des absaufenden Endlagers Asse  ist erst seit Ende 2007 Mitglied der Helmholtzgemeinschaft und firmiert seitdem als Helmholtz Zentrum München.

 

   

 

Klimakatastrophe war gestern. Denn RWE, E.on und Vattenfall haben (mal wieder) eine prima Idee: sie wollen den Klimakiller CO2 einfach verbuddeln. Dabei hilft ein alter Bekannter: das „Helmholtz-Institut“, das nach Asse II (mal wieder) ein Endlager betreiben will.

Kohlekraftwerke gehören mit ihren gewaltigen CO2-Ausstößen zu den Hauptverursachern der Klimakatakatastrophe, die neuerdings, weil weniger bedrohlich klingend, als „Klimawandel“ bezeichnet wird. Aber nicht nur Sprachkosmetik wird eingesetzt, um die Bevölkerung zu beruhigen. Kohlekraftwerke sollen jetzt auch saubere Kraftwerke werden – das zumindest versprechen die Energiekonzerne. Wer nun aber denkt, es würden Techniken entwickelt, bei denen weniger CO2 entsteht, hat sich geirrt. Statt dessen wird auf uralte menschliche Technik zurückgegriffen: Ob Kartoffelschalen, Asche, Atommüll oder CO2 – was man nicht mehr haben möchte, wird möglichst tief vergraben, in diesem Fall: unter die Erde gepumpt.

Die Zauberformel hierbei heißt CCS und bedeutet „Carbon dioxide Capture and Storage“, zu deutsch etwa Kohlendioxidsammlung und -lagerung. Bei dieser Technologie soll das bei der Kohleverbrennung im Kraftwerk freiwerdende CO2 abgefangen, technisch transportierbar gemacht und anschließend unter die Erde, etwa in alte ausgebeutete Gasfelder, gepumpt werden.

Beabsichtigt ist, das CO2 aus den Abgasen der Kohlekraftwerke abzuscheiden und anschließend zu verdichten. Der Aggregatzustand, in dem sich das CO2 nun befindet, wird als „überkritisch“ bezeichnet, was bedeutet, daß das CO2 nun halb gasförmig, halb flüssig ist. In diesem Zustand pumpfähig, soll das CO2 in einer bereits jetzt geplanten Anlage durch eine rund 600 Kilometer lange Pipeline von Köln/Hürth nach Stadum/Hörup in Nordfriesland an die dänische Grenze gepumpt werden. Zwischen den beiden Orten Stadum und Hörup soll sich dann der Einleitpunkt befinden, durch den das CO2 mit 1 200 bar Druck in 1 000 bis 2 000 Meter Tiefe gedrückt wird. Hier sollen sich salzwasserführende Buntsandsteinschichten befinden, in denen sich das CO2 dann verteilen und auflösen soll. Soweit die Theorie.

Diese Idee, an der bislang lediglich die geplanten Lagerorte sicher sind, wird mittlerweile als Problemlösung verkauft und als Argument dafür genutzt, neue, weil so vermeintlich weniger schädliche Kohlekraftwerke bauen zu können. Dabei wird zum einen unterschlagen, daß die Technologie frühestens in 10 bis 20 Jahren in großem Stil zum Einsatz kommen könnte. Genau innerhalb dieses Zeitraums jedoch entscheidet sich unwiderruflich die klimatische Zukunft dieses Planeten.

Unabhängig davon wirft die Technologie selbst durchaus Fragen auf: Der Wirkungsgrad von Kohlekraftwerken ist sehr schlecht, nur rund 40 Prozent der Energie wird in Strom umgewandelt. Durch den Einsatz der Wunderwaffe CCS müßte weitere Energie zur Abscheidung des CO2 aufgewendet werden – der Wirkungsgrad würde weiter fallen, und Kohlekraftwerke würden noch ineffizienter.

Auch kann nicht das gesamte CO2 abgeschieden werden. CO2-frei, wie behauptet, werden die Kohlekraftwerke selbst bei erfolgreichem Einsatz der neuen Technologie also nicht sein. Das mußte kürzlich auch „Vattenfall“ zugeben: In einer Gerichtsent-scheidung wurde dem Energie-Konzern untersagt, seine CCS-Demonstrationsanlage in Spremberg-Schwarze Pumpe weiterhin als „erstes CO2-freies Kohlekraftwerk“ zu bezeichnen.

Eine weit gravierendere Frage ist die nach der Sicherheit eines solchen unterirdischen Lagers – bei einer Technologie, die es bisher nur auf dem Papier gibt. Ein kurzfristiger Austritt des Gases, wie er häufig im Zusammenhang von Nyos diskutiert wird, hätte fatale Folgen. Dort trat CO2 aus einer natürlich entstandenen unterirdischen Blase aus – Menschen erstickten.

In Deutschland existiert bislang nur das bereits erwähnte CCS-Demonstrationskraftwerk in Schwarze Pumpe. Das CO2 von dort soll nahe der Orte Maxdorf und Mahlsdorf in der Altmark eingelagert werden. Ein weiteres Projekt befindet sich im brandenburgischen Ketzin, nahe Berlin. Dort wird im Rahmen des CO2-Sink-Projekts des „Helmholtz-Instituts“ seit 2008 CO2 zu Forschungszwecken in ein altes Gasfeld verbracht. Da werden Erinnerungen wach: Das „Helmholtz-Institut“ war unter anderem auch für den Betrieb des absaufenden Atommüll-Lagers Asse II zuständig.

Die Verantwortung dafür wurde dem Institut inzwischen entzogen – wegen unverantwortlichen Umgangs. Nun dürfen sie mit Gas spielen.
Im Rahmen von EU-Forschungsprojekten sollen in den kommenden Jahren mehrere große CCS-Demonstrationsanlagen in Betrieb gehen. RWE kündigte 2007 an, in Hürth bei Köln ein Kraftwerk mit CO2-Abscheidung bauen zu wollen. Als Lagerstätten sind Orte in Brandenburg und, wie gesagt, in Nordfriesland geplant.

Nach bewährtem Muster bei der Lagerung von Atommüll gilt auch hier der Grundsatz: Gewinne werden privatisiert, Das Risiko dagegen sozialisiert – nach dem geplanten „Gesetz zur Regelung von Abscheidung, Transport und dauerhafter Speicherung von Kohlendioxid“ soll die Haftung für CO2-Speicher nach maximal 30 Jahren auf den Staat übergehen.
An den geplanten Lager-Standorten haben sich unterdessen mehrere Bürgerinitiativen gegründet. In Schleswig-Holstein hat darüber hinaus bereits der Bauernverband seine Mitglieder dazu aufgerufen, eventuell aufkreuzende Mit-arbeiterInnen von RWE den Zutritt zu ihren Grundstücken zu verwehren. Weitere Informationen unter www.kein-co2-endlager.de

 

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2009-11-04 ; von zero (autor),

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