Mit sieben zu fünf Stimmen beschloss der Kulturausschuss auf seiner Sitzung am Mittwoch, dass das Archäologische Zentrum Hitzacker vom Landkreis Lüchow-Dannenberg ab 2011 keinen Kostenzuschuss mehr bekommt. Für das AZH könnte der Verlust dieser 35 000,-- Euro das Aus bedeuten.
Museumsleiterin Ulrike Braun ist geschockt: „Das trifft uns jetzt völlig unerwartet. Wenn der Kreistag diesem Beschlussvorschlag folgt, dann wissen wir nicht, wie es nächstes Jahr weitergehen soll.“
Für die Kreisverwaltung, die in ihrer Beschlussvorlage für den Ausschuss empfahl, dass ein Kostenzuschuss nach Ablauf der Vertragszeit zum 31.12.2010 nicht möglich sei, ist der Sachverhalt klar: Bereits zum 01.01.2006 wurde das bis dahin dem Landkreis gehörende Archäologische Zentrum mit allem Inventar an die Stadt Hitzacker (Elbe) übergeben.
Für eine Übergangszeit von 5 Jahren verpflichtete sich der Landkreis dann, einen jährlichen Zuschuss von 35.000,- € zu zahlen. Dieser Vertrag endet nun mit Ablauf des 31.12.2010. Eine Verlängerung des Vertrages ist nach Ansicht von Fachdienstleiterin Dagmar Schulz gar nicht möglich. „Eine Verlängerung des Vertrages ist gar nicht möglich“, so Fachdienstleiterin Dagmar Schulz. „Es müsste ein völlig neuer Vertrag gemacht werden. Da das Land seine Bedarfszuweisungen aber an unser Haushaltskonsolidierungskonzept gekoppelt hat, in dem ab 2011 keine Kostenzuschüsse für das AZH mehr vorgesehen sind, könnte es sogar sein, dass hier eventuell Rückforderungen drohen.“
Mit der Gewährung des Kostenzuschusses sollte dem AZH die Möglichkeit gegeben werden, sich auf eine „zuschusslose“ Situation einzustellen und ein neues, tragfähiges Konzept zu entwickeln. Neue Konzepte hat das AZH inzwischen zwar längst entwickelt, aber Flut und Besuchereinbrüche durch Wirtschaftskrise und einen Großbrand machten dem AZH zu schaffen. Deswegen beantragte die Stadt Hitzacker nun die Weiterzahlung dieses Zuschusses.
Wo sind private Interessenten?
In der Verwaltungsvorlage wurde die Kooperation mit privaten Partnern angeregt. Bereits in der Vergangenheit habe es hierfür Interessenten gegeben, heißt es in der Vorlage weiter.
„Da würde ich gern wissen, wer das sein soll“, fragt sich Ulrike Braun. „ Zur Zeit sind uns keine privaten Partner bekannt. Wir wären überglücklich, wenn hier ein gegenseitiges Arrangement getroffen werden könnte. Meiner Meinung nach, gab es Überlegungen, den Museumsverbund Lüchow-Dannenberg e. V. und den Förderverein AZH e. V. als Träger zu gewinnen. Die Stiftungsidee ist von Herrn (Martin) Schultz verworfen worden, der Gründung einer (g)GmbH fehlte ebenfalls das nötige Betriebs-Kapital.“
Desweiteren fühlt sich die Museumsleiterin ungerecht behandelt: „Im Zuge der Gleichbehandlung der beiden kreiseigenen Museen bekam jedes Museum einen fünfjährigen Zuschuß in gleicher Höhe (35.000 €). Jedoch wurde das Rundlingsmuseum in eine bestehende Infrastruktur der EWT entlassen (an die zum großen Teil der Landkreis Anteile hält). Durch die vorhandene Personalstruktur kann das Museum in Lübeln rund ums Jahr geöffnet sein, es stehen moderne Seminar- und Verkaufsräume und eine schlagkräftige Vermarktungstruppe zur Verfügung. Die Stadt Hitzacker muss im Grunde alles ganz alleine schaffen. Jahrhunderthochwasser etc. waren nicht immer unbedingt hilfreich dabei. Und natürlich müssen wir auch einen stattlichen Obulus an die Samtgemeinde zahlen (ähnlich wie das Rundlingsmuseum an die EWT) für die erhaltenen Dienstleistungen. Das wäre ein Argument um das AZH tatsächlich gleichzustellen und einen Zuschuss über die 5 Jahre hinaus zu gewähren.“
Fehlt das wirtschaftliche Konzept?
Am wirtschaftlichen Konzept soll es nicht fehlen: seit Jahren arbeitet das AZH besucherorientiert. Mit regelmässigen Veranstaltungsangeboten, z. B. Den beliebten „Tagen der lebendigen Archäologie“, einem Museumsshop, Ruhemöglichkeiten und einem kleinen Kaffeeshop versucht das Museum Jahr für Jahr mehr Besucher anzuziehen und damit die Einnahmen zu verbessern.
Nach Ansicht der Kreisverwaltung ginge hier allerdings noch mehr. Doch Immerhin: Dagmar Schulz wies darauf hin, dass es für das AZH auch weiterhin die Möglichkeit gibt, für einzelne Projekte Zuschüsse zu beantragen – einerseits aus dem mit 12 000 Euro recht dürftig bestückten Kreis-Kulturhaushalt und andererseits aus Mitteln des Lüneburgischen Landschaftsverbandes. Und: „Wenn das Weiterenwicklungskonzept von der Samtgemeinde Elbtalaue getragen und das AZH als wichtiges Projekt eingestuft wird, dann wird es mit Sicherheit auch die Unterstützung des Landkreises weiter geben“, signalisierte Dagmar Schulz.
Bis zum Kreistag im April, der dann voraussichtlich über den weiteren Zuschuss beschließen wird, will Ulrike Braun versuchen, in Gesprächen zu einer für das AZH befriedigenderen Lösung zu kommen.
Foto: Angelika Blank / zum Start des Wiederaufbaus des abgebrannten Langhauses versuchte sich Minister Lutz Stratmann an der Steinaxt. Damals betonten auch Kreispolitiker wie Karin Bertholdes-Sandrock, wie wichtig das AZH sei.
{{tpl:tocbox |style=width:60%;margin:6px; |hd=Mehr zu "Archäologie" |bd={toc |dt=Wiki |groupID=wnet |public=1 |tags=archäologie |max=10 |template=tpl:link-list }
}}