Warum kehren immer wieder Menschen in die verstrahlte Zone rings um Tschernobyl zurück? In seiner Kurzgeschichte "In der Zone" gibt T.C. Boyle einen tiefen Einblick in den gefühlsmässigen Mikrokosmos der "Wiederansiedler". Verena Reichhardt liest die berührende Geschichte am Samstag im Zehntspeicher Quarnstedt/Gartow.
Mit der Lesung setzt der Westwendische Kunstverein sein Veranstaltungsprogramm im Rahmen der Ausstellungstrilogie „Tschernobyl 25 – expeditionen“ fort.
Mascha, nach dem GAU an Knochenkrebs erkrankt, und ihr Mann Leonid kehren aus der beengten Wohnung in der Ersatzstadt zurück in ihr altes Haus in der „Zone“ um Pripjat, kämpfen mit Schimmel an den Wänden und der Einsamkeit in dieser „eigenartigen neuen Welt“. Doch „unter freiem Himmel und in der Natur zu leben und auf der Erde umherzugehen, die einem alles gab, auch ihre Gifte“ erscheint den beiden lebenswerter als in der Enge der Wohnblocks zu leben, die für die Evakuierten in aller Eile hochgezogen worden waren.
Der amerikanische Autor T.C. Boyle, in unmittelbarer Nähe des Atomkraftwerks Indian Point im Staat New York aufgewachsen und heute im kalifornischen Erdbebengebiet keine 200 km von einem Atomkraftwerk lebend, schrieb die Kurzgeschichte unter dem Eindruck einer Fahrt in die Zone um Pripjat. Präzise und eindringlich bekommt der Leser einen Einblick in die Gefühlslage derjenigen, die gesundheitliche Gefährdung in Kauf nehmen, um wieder in ihrer alten Heimat leben zu können.
In Gartow liest die Kröter Schauspielerin Verena Reichhardt die detailgenaue und berührende Geschichte der beiden „Wiederansiedler“ mit freundlicher Genehmigung des Hanser-Verlags am:
2. Juli um 20.00 Uhr im Zehntspeicher Quarnstedt.
Mehr Informationen: www.westwendischer-kunstverein.de
Foto: "Wiederansiedler" in den Wäldern um Pripjat - ihre Freiheit und die vertraute Umgebung sind ihnen wichtiger als die Sicherheit in der Neubaustadt / Fotograf: Gerhard Ziegler