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Leuchtend, würzig und gesund: Kapuzinerkresse ist Arzneipflanze 2013

Mit ihren leuchtend gelb-orangen Blüten lässt die Kapuzinerkresse jedes Gemüsebeet erstrahlen. Doch auch ihre gesundheitlichen Wirkungen sind nicht zu unterschätzen: nach einer Studie der Universität Würzburg kann die Pflanze teilweise sogar antibiotisch wirken.

Noch ist es tiefer Winter und ein blühender Garten scheint ein ferner Traum zu sein. Doch jetzt ist genau die richtige Zeit, zu planen, was dieses Jahr im Garten blühen und gedeihen soll. Wenn sie bis jetzt noch nicht zum Muss im Gemüsebeet gehörte, so gibt es jetzt noch mehr Grund, die unkompliziert anzubauende, leuchtende Kapuzinerkresse ins Gartenprogramm aufzunehmen.

Ein leer gebliebener Streifen im Gemüsebeet oder eine kahle Zaunstrecke lässt sich garantiert immer finden - zumal die Kapuzinerkresse neben leuchtenden Blüten und intensiver Würze für den Salat einiges an Heilwirkung mitbringt. Ihre Inhaltsstoffe hemmen die Vermehrung von Bakterien, Viren und Pilzen; seit Jahrzehnten wird sie deshalb zur Behandlung von Infekten eingesetzt: Die Kapuzinerkresse ist die Arzneipflanze des Jahres 2013.

Seit 1999 kürt der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ an der Universität Würzburg regelmäßig die Arzneipflanze des Jahres. Dieses Jahr ist es nun die Kapuzinerkresse, der die Ehre zukam.

Medizinisch wirksame Inhaltsstoffe

Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) enthält nicht nur viel Vitamin C. Für die medizinische Wirkung sind ihre Glucosinolate von noch größerer Bedeutung. Glucosinolate sind für den scharfen Geschmack verantwortlich und werden im Körper durch Enzyme in Senföle umgewandelt. Diese Öle können die Vermehrung von verschiedenen Bakterien, Viren und Pilzen hemmen und weisen zudem einen durchblutungsfördernden Effekt auf. Dies zeigten bereits Untersuchungen aus den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts.

Seit Jahrzehnten wird die Kapuzinerkresse bei der Therapie und zur Vorbeugung von Infekten der Atemwege und der Harnwege eingesetzt. Wie der Studienkreis nun mitteilte, konnten die positiven Erfahrungen, die in den vergangenen Jahren durch viele Studien und experimentelle Daten zum antimikrobiellen Wirkspektrum der Senföle auch wissenschaftlich untermauert werden.

So wirksam wie Antibiotika

Groß angelegte Studien in den letzten Jahren seien zu dem Ergebnis gekommen, dass das Kraut der Kapuzinerkresse zusammen mit Meerrettichwurzel bei Nasennebenhöhlenentzündung, Bronchitis und akuter Blasenentzündung wirksam und gut verträglich ist. Das eingesetzte Präparat erwies sich als gleichwertig gegenüber einer Standard-Therapie mit Antibiotika.

„Seit 2010 durchgeführte Untersuchungen legen sogar eine hemmende Wirkung bei dem Influenzavirus H1N1 nahe“, so der Studienkreis. Daneben bestehe längerfristig die Hoffnung, dass die Senföle den in Deutschland immer noch ansteigenden Gebrauch von Antibiotika senken können. „So scheint die Kapuzinerkresse noch ein größeres Potential zu besitzen, was für die Wahl zur Arzneipflanze des Jahres 2013 mitentscheidend war“, heißt es in der Mitteilung des Gremiums.

Botanik und Historie

Die über Mauern kletternde oder am Boden kriechende Pflanze mit ihren leuchtend gelb-orangen bis roten Blütenblättern findet sich in vielen Gärten. Genießer zieren mit den essbaren Blüten ihren Salat und nutzen dazu auch die frischen, fast kreisrunden Blätter.

Die Kapuzinerkresse gehört zur Familie der Kapuzinerkressengewächse, die wiederum zur Gattung der Kreuzblüterartigen (Brassicales) gehört. Sie ist also kein Kreuzblütler. Es handelt sich um einen Neophyten – so werden Pflanzenarten bezeichnet, die erst nach den großen Entdeckungen nach 1500 nach Europa gekommen sind. Ihre ursprüngliche Heimat ist das Andengebiet Perus und Boliviens, sie wurde aber auch in den kühleren Regionen Mittel- und Südamerikas angebaut.

Heilpflanze der Inkas

Bereits die Inkas nutzten sie als Garten- und Heilpflanze, und zwar vor allem als Schmerz- und Wundheilmittel. Mönche wie der Jesuit Bernabé Cobo (1582-1657) haben sich mit der Heilkunde der Indianer befasst und dabei auch die Kapuzinerkresse beschrieben. In der Volksmedizin der Indianer Südamerikas wird die Pflanze heute noch bei Hautkrankheiten, Skorbut, Vergiftungen, Kopfschmerzen, Husten und Bronchitis verwendet.

Es gibt Hinweise darauf, dass die Kapuzinerkresse eine das Sexualverlangen steigernde, aphrodisierende Wirkung hat, weshalb die Pflanze auch in Europa im Spanischen den Beinamen "Blüte der Liebe" erhielt.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde die Kapuzinerkresse auch in Europa bekannt.   1684 wurde die Kresse von dem holländischen Naturforscher Bewerding von Peru nach Europa mitgebracht, in Klostergärten angebaut und als Heilmittel u.a. gegen die Vitamin-C-Mangelkrankheit Skorbut eingesetzt. 1958 entdeckte Professor Dr. Winter, dass Extrakte der Pflanze, als wirksame Substanz wurde das Benzylsenföl isoliert, eine vorzügliche Wirkung bei Infektionen der Harn- und Luftwege zeigte. Eine intensivere wissenschaftliche Beschäftigung mit der Kapuzinerkresse erfolgte im 20. Jahrhundert.

REZEPTE

Kapuzinerkresse-Butter

Zutaten:
250 g Butter
1 Handvoll Kapuzinerkresse-Blüten
2 - 3 Blätter von der Kapuzinerkresse
Salz

Zubereitung:
Kapuzinerkresse-Blüten und Blätter fein hacken und mit der Zimmerwarmen Butter verrühren. Nach Belieben mit Salz abschmecken und als Kräuterbutter servieren. 

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Kapernersatz

Die Blütenknospen der Kapuzinerkresse können zu einem leckeren Ersatz für Kapern werden.

Zutaten:
2 Gläser Knospen
1 1/2 Gläser Wasser
1/2 Glas Essig
1/2 Tl Salz

Zubereitung:
Knospen, Wasser, Essig und Salz in einen Topf geben, ca. 15 min köcheln lassen (die Knospen sollen noch Biss haben). Heiß in Twist-off-Gläser abfüllen und ca. 4 Wochen ruhen lassen. 

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Kapuzinerkresse-Pesto
Frisch angerührt kann dieses würzige Pesto Nudel-, Gnocchi- oder Kartoffelgerichte aufpeppen. 

Zutaten:
1 Handvoll Kapuzinerkresse-Blätter sowie einige Blüten
50 g Parmesan
1/2 Knoblauchzehe
Salz
Olivenöl

Zubereitung:
Kapuzinerkresse, Knoblauch und Parmesan grob zerkleinern und im Mixer oder mit dem Pürierstab fein zerkleinern. Soviel Olivenöl dazu geben, bis die gewünschte Pestokonsistenz erreicht ist. Mit Salz abschmecken.

Natürlich kann die Menge von Knoblauch, Parmesan und Salz je nach Geschmack variiert werden.

Foto / coastsider : die hochwüchsige Kapuzinerkresse überwuchert auch gerne Zäune ...





2013-02-09 ; von Angelika Blank (autor),
in Würzburg, Deutschland

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