Auch in Kapern stöhnen die Anwohner über den massiven LKW-Verkehr. Sie wollen, dass die Schwerlaster wenigstens die vorgeschriebenen 50 km/h einhalten - wenn eine Reduzierung schon nicht zu erreichen ist. Einer von ihnen hat eine eigene Methode zur LKW-Abwehr entwickelt - nicht zur Freude der Verwaltung. Sie reagierte mit einem Halteverbot.
Hugo Hager ist unerschrocken. Vielleicht ist er das, was man im Volksmund leichtfertig „Querulant“ nennt, aber er hat ein nachvollziehbares und absolut legitimes Bedürfnis: Er will, dass die Lkw, Traktoren, Lieferwagen und Autos die Geschwindigkeitsbegrenzung in Kapern an der B 439 einhalten - 50 km/h, nicht 60 oder 70 wie es die meisten "Brummi"-Fahrer machen. Seit Einführung der LKW-Maut hat der Schwerlastverkehr in Kapern deutlich zugenommen, hat Hager festgestellt. Diese Bundesstraße ist eine Ausweichstrecke für zahlreiche 40-Tonner. Sie können im Vergleich zur Autobahnroute rund 40 km Wegstrecke – und die Maut – sparen.
Kein Wunder, das Tag und Nacht das Geschirr im Schrank von Hugo Hager klirrt, wenn wieder ein Brummi mit 60, 70 Sachen durchdonnert. Eine ältere Nachbarin, die zufällig vorbei kommt, bestätigt: „Man kann auch im Sommer nachts das Fenster nicht auflassen. Die Autos und Lkw rasen hier wie verrückt.“ „Und da hatte ich keinen Bock mehr drauf“, berichtet der 70-jährige sauer. Seine Lösung: Er stellte seinen T4-Transporter direkt vor seinem Haus in der Ortsmitte von Kapern ab, kein Problem, alles legal.
Halteverbot als Gefahrenabwehr
Und tatsächlich: es wurde ruhiger. „Aber dann hupten verärgerte Autofahrer und Trucker, vor allem nachts. Sie konnten ja nun nicht mehr ungestört durchrasen“, ärgert sich Hager. Hinter seinem Haus beginnt nämlich eine Kurve. Hager bekam Drohbriefe, anonyme Anrufe. Er ließ die Briefe analysieren, Fingerabdrücke fanden sich nicht.
Ganz bunt wurde es, als ein Vertreter der Samtgemeindeverwaltung bei ihm auftauchte, erinnert sich der „Zugezogene“, wie er im Dorf genannt wird. „Der wollte, dass ich auf dem Hof parke“. Aus „Gründen der Gefahrenabwehr“ wurde kurz darauf durch Ratsbeschluss genau hier ein eingeschränktes Haltverbot erlassen. Einziges Ziel, glaubt Hager: „Mir meinen „verkehrserzieherischen“ Parkplatz zu nehmen“.
Das hätte der verantwortliche Verwaltungsangestellte ihm auch so zu verstehen gegeben: „Er sagte, er würde sich jeden Tag ärgern, wenn er hier durchfährt, weil er sein Fahrzeug abbremsen müsse“, erinnert sich Hager. Aber seit die Halteverbotsschilder stehen, begann auch die Raserei wieder. „Und seitdem klingeln die Gläser wieder“. Fahrzeuge einer Lüchower Spedition seien eine lobenswerte Ausnahme, berichtet Hager: „Die fahren wirklich exakt 50 km/h, und das ist in Ordnung.“
Foto: Björn Vogt / Extra wegen ihm wurde in Kapern ein Halteverbot erlassen – davon ist Hugo Hager überzeugt. Seitdem kann er sein „Verkehrshindernis“ nicht mehr aufstellen, und die Raserei hat wieder zugenommen, berichtet der 70-jährige.