In einem schillernd bunten Wettbewerb zeigten die „local heroes“ aus ganz Deutschland, dass sie mehr können, als musikalischen Einheitsbrei. Am Ende einer langen Nacht stand fest: Deutschlands Newcomer haben immenses Potential – und den Biss, es bis ganz nach oben zu schaffen. „Elephant's Foot“ sind Gewinner des Bundesfinales in Salzwedel.
Wer in jüngster Zeit das ein oder andere
Mal die Fernbedienung zur Hand nahm, dem fiel schnell auf:
In der TV-Sendung „The Voice of Germany“ tummeln sich gleich
eine ganze Reihe bekannter Gesichter aus der „local
heroes“-Familie. So konnten die Fans zuletzt nicht nur mit
„Bundesfinaljuror, Freund und liebevollem Musiker mit
Message“, Mark Schlumberger alias Mellow Mark mitfiebern,
auch Chiara Tahnee Lütje, die bei „local heroes“ als beste
Sängerin des Jahres 2016 ausgezeichnet wurde, überzeugte die
Fernseh-Jury. Stimmgewaltig ging es außerdem mit „Wendy I'm
Home“-Sängerin Mary-Anne zur Sache, die mit ihrer Band im
aktuellen Bundesfinale für Rheinland-Pfalz angetreten war.
Den Jury-Titel „Beste Newcomer-Band 2017“
räumten am Ende „Elephant's Foot” aus Sachsen-Anhalt ab. Mit
ihrer Mischung aus 70s Hardrock, Blues und Funk gewann das
Trio nicht nur den Jurypreis, sondern auch den 2. Platz im
Publikumsvotum.
Darüber hinaus wurde Drummer Fabian Witter als bester
Instrumentalist ausgezeichnet. Insgesamt räumten sie also in
vier Kategorien ab. Das Publikum konnten "Fréros" aus
Niedersachsen am meisten von sich überzeugen.
Auf dem Weg zu diesem Erfolg setzten sich die Sieger-Bands im Laufe des vergangenen Jahres gegen sage und schreibe 1.400 Talente aus ganz Deutschland durch. 13 Bundesländer hatten zu teils mehrstufigen Wettbewerben geladen. Gut zwölf Monate wurde mitgefiebert. Kein Wunder also, dass ProSieben-Moderator Maurice Gajda alle Mühe hatte, mit Ruhe und Bedacht auch noch die letzten Sieger am Abend des Bundesfinales zu verkünden. Zu laut waren die Jubelrufe der rund 800 anwesenden Gäste, die ihm und dem „local heroes“-Team um etwa zwei Uhr morgens entgegenschlugen.
„Elephant's Foot”, die großen Gewinner
der Nacht, strahlten denn auch bis über beide Ohren. Sie
durften sich über fünf Tage Arbeit im Tonstudio von
Music2Records und weitere fünf Tage Mixdown freuen. Roland
fördert außerdem ein Wochenende im Artist Center Berlin für
die Erstplatzierten. Obendrauf gibt es für sie den
Förderpreis des Ministeriums für Kultur des Landes
Sachsen-Anhalt für eine Promotionleistung, die Vorstellung
in der Sendung „Soundscout“ des Radiosenders Deutschlandfunk Kultur sowie
einen First Class Deal mit umfassender Releaseplanung und
Storepromotion von recordJet. IMG Stageline legte zudem
einen Einkaufsgutschein für Equipment im Wert von 500 Euro
dazu. Für den Zweitstimmensieger gab es außerdem eine
Gitarre, zur Verfügung gestellt von ML-Factory, einem
Gitarrenbauer aus der Region.
"Etwas Besseres gibt's doch gar nicht"
So richtig realisiert haben die Gewinner
des Abends, "Elephant's Foot", ihren Erfolg in der Nacht noch nicht. „Wir haben es nicht so richtig auf
dem Schirm, was hier gerade abgelaufen ist“, so die Band
unisono. Schon der Sieg beim Landesfinale Sachsen-Anhalt
habe sie völlig überrascht. Auch hier seien sie mit völlig
anderen Favoriten angereist.
Ihr Schlagzeuger Fabian Witter, bester
Instrumentalist des Bundesfinales, strahlte ebenfalls bis
über beide Ohren. „Ich spiele schon Schlagzeug seit ich drei
Jahre alt bin. Ich habe früher wirklich Kochtöpfe aus den
Schränken gezogen und mit Kochlöffeln auf ihnen gespielt.“
Dazu kam später jahrelanger Schlagzeug-Unterricht. „Seitdem
ist es wie eine Sucht. Und die hört auch nicht mehr auf.“
Freuen darf er sich über einen 500 Euro Gutschein aus dem
Musikhaus Thomann.
Die Publikumssieger „Fréros“ aus
Niedersachsen waren kurz nach ihrer Prämierung noch
sichtlich platt. Der Preis sei für sie schon etwas
Besonderes. „Das Publikum hat uns gewählt. Etwas Besseres
geht doch gar nicht“, sind sie sich einig. „Die Leute sind
schließlich da, um Musik zu hören.“ Ihren Preis, einen
Einkaufsgutschein im Wert von 800 Euro für Equipment von IMG
Stageline, können sie sehr gut gebrauchen, um neues
Equipment anzuschaffen. RecordJet stiftet ihnen zudem ein
Album- sowie ein Single-Release. Insgesamt sei das
Bundesfinale schon „sehr stressig“ gewesen. Enge Taktung und
sehr viele Eindrücke seien da auf sie zugekommen. „Es war
cool, dass man mit den anderen Bands so viel Spaß haben und
Kontakte knüpfen konnte.“ Nach der Party wollen sie ihre
Fans alsbald mit neuer Musik versorgen.
Auch Luca Göpper, bester Sänger des Abends,
war sichtlich gerührt über die Auszeichnung. „Es ist auf
jeden Fall eine Bestätigung als Sänger. Ich glaube, als
Sänger hat man viele Unsicherheiten und versucht an sich
selbst zu arbeiten.“ In der Vergangenheit habe er durchaus
schon Gesangsunterricht genommen. Mittlerweile arbeite er
jedoch eigenständig an seiner Stimme, die ihm in die Wiege
gelegt worden war, und versuche langfristig mit ihr
umzugehen. Mit seiner Band „Luke Noa & the Basement
Beats“ hatte er ein ereignisreiches und zugleich
anstrengendes Bundesfinale. Die sieben Stunden Fahrt ohne Fanbase
haben sich gelohnt. „Es hat gerockt. Es waren echt coole
Bands und man lernt viele Leute kennen.“
Die Jury hatte die Qual der Wahl
Zehn Expert*innen umfasste die
diesjährige „local heroes“-Jury. Mit dabei waren unter
anderem die Musikerin Angela Peltner, Trägerin des
Panikpreises von Udo Lindenberg, die schon mit Größen wie
Nena, Pur oder auch Glasperlenspiel auf der Bühne stand.
Unterstützt wurde die Fachjury daneben vom Musikjournalisten
Ole Löding. Er schrieb zuletzt das Buch „Sound of the
Cities“, berichtet aber auch für Medien wie die FAZ,
Deutschlandradio Kultur oder die Vinyl Stories. Mit von der
Partie war sein Kollege Markus Biedermann, Redaktionsleiter
von BackstagePRO, einem nicht nur unter Musiker*innen sehr
geschätzten Portal. Zur Seite stehen Julia Wartmann abermals
Jorin Zschiesche, Captain von recordJet (u.a. Milky Chance,
Alice Merton) und der Filter Music Group. Auch Niko
Tsagarakis, Inhaber von Monster Artists (u.a. Emil Bulls,
Annisokay) nahm die Newcomer in diesem Jahr erneut genau
unter die Lupe. Begleitet wurde er von Christoph Wieczorek,
seines Zeichens nicht nur Annisokay-Bandmitglied, sondern
auch Musikproduzent.
In „ihrer Haut“ mochte wohl keiner
stecken. Denn die Aufgabe der Jury gestaltete sich 2017
nicht minder schwer als in den Vorjahren. Immerhin hatten
die teils schon erfahrenen „local heroes“-Begleiter einen
Genre- und Typenmix ohnegleichen zu beurteilen. Punk, Funk,
Rock, Pop, Indie, Dub, Reggae, Drum´n´Bass, Ska, Hip Hop und
viele andere „Spielarten“ standen auf dem Programm und
präsentierten sich in teils neuen, teils besonders
humorvollen Kombinationen, die einfach Spaß machten.
„Es ist so viel Potential da!“
Insgesamt habe es 2017 „sehr viele extrem
gute Musiker“ gegeben, so Jorin Zschiesche, Jurymitglied und Captain von recordJet . Hervor stach für ihn etwa der Drummer
aus Sachsen-Anhalt, Fabian Witter von „Elephant's Foot“.
Eine Band, die der Juror insgesamt „extrem interessant“
fand. Das beste Bühnenoutfit wiederum hatte seiner Ansicht
nach die Berliner Formation „The Suns of Shine“. „Sie haben
eine unfassbar tolle, positive Stimmung verbreitet. Das hat
einfach Spaß gemacht.“ Ebenso wie „Do I Smell Cupakes“,
deren Sänger Can Monarc bei ihm so manche Erinnerung an
„Prince“ geweckt habe. „Er hat einfach eine schöne,
wunderbare Ausstrahlung.“ Bei vielen sei er gespannt, wo die
Reise hingehe. „Es ist so viel Potential da!“
„Local heroes ist immer wieder spannend,
weil man insbesondere einen Unterschied zwischen den
Bundesländern hört“, so Jorin Zschiesche, Jurymitglied. „Was am Ende dabei
herauskommt und tatsächlich im Bundesfinale steht, ist
extrem spannend.“ Auch die Entwicklung der vergangenen Jahre
sei nicht zu verachten. Im aktuellen Jahrgang fände sich
etwa keine Metalband. Jorin Zschiesche und seine Kollegen
erlebten das aber auch schon völlig anders. „Die Musik
entwickelt sich weiter. Es werden andere Sachen attraktiver,
die dann in den Vordergrund rücken.“ Hier in Salzwedel gebe
es keinen „Pop-Einheitsbrei“.
„Musik zu hören ist einfach das
Schönste.“
Für Angela Peltner, ebenfalls erfahrenes
Jury-Mitglied, stach in diesem Jahr besonders ein Umstand
heraus. „Es standen sehr wenige Frauen auf der Bühne.
Nämlich nur eine.“ Im Wettbewerb könnten das durchaus noch
ein paar mehr sein. „Traut euch!“ Immerhin ist Angela
Peltner, die vor vielen Jahren selbst an dieser Stelle
gewann, das beste Beispiel. „Mir persönlich hat dieses
Netzwerk sehr viel gebracht.“ „local heroes“ stünde für sie
für „schwitzende Männerleiber“, sagt sie- nicht ohne zu
schmunzeln - auch im Hinblick auf die in der Vergangenheit
vermehrte Teilnahme von Metalbands. Dieses Jahr freue sie
sich jedenfalls sehr über die vielen unterschiedlichen
Musikrichtungen.
„Lebt für die Musik!“
Die ausgelassene Party beim Bundesfinale feierten „Ohrbooten“ gerne mit und krönten den Wettbewerb als Headliner des Abends. Einen guten Rat hatte Mathias Jechlitschka dann aber doch noch für alle „local heroes“-Teilnehmer parat: Manchmal, zum Beispiel im Fall einer Album-Veröffentlichung, sollte mit der eigenen Musik vorsichtig umgegangen werden. Sonst aber gilt: „Bevor du irgendwelche Partner oder Veröffentlichungen hast, streu' deine Musik! Bring‘ sie unter die Leute. Gehe offen damit um und spiele so viel wie es nur geht. Lebt für die Musik!“
Foto | Sascha Schroeder: "Beste Newcomerband", "Bester Instrumentalist", "Zweitstimmensieger", "2. Platz Publikumspreis" - Elephant's Foot räumten beim Local Heroes-Bundesfinale so richtig ab.