In der Nacht von Samstag auf Sonntag gab es Großalarm für die Lüneburger Feuerwehr: Kurz nach Mitternacht war eine Lagerhalle eines Holzhandels in Brand geraten. Das Feuer breitete sich rasend schnell aus, so dass auch mehr als 250 Feuerwehrleute ein Niederbrennen der Halle nicht verhindern konnten. UPDATE 23:39 Uhr: Nach dem Bericht der Feuerwehr Lüneburg waren 335 Feuerwehrleute im Einsatz - der vollständige Bericht am Ende des Textes ...
Gegen 00:30 Uhr war das Feuer in der ca. 90x30 m² großen Lagerhalle eines Holzhandels in der Christian-Herbst-Straße ausgebrochen. Die mehr als 250 Einsatzkräfte der 14 alarmierten Feuerwehren aus Stadt und Landkreis Lüneburg konnten ein Niederbrennen der Halle nicht verhindern. Das Feuer sprang dabei auch auf ein weiteres Lagergebäude über. Hier konnte die Feuerwehr noch Schlimmeres verhindern.
Nach Polizeiinformationen wurden bei den Löscharbeiten mehr als ein Dutzend Feuerwehrleute leicht verletzt. In mindestens einem Fall musste ein Feuerwehrmann wegen Rauchgasvergiftung ins Städtische Klinikum gebracht werden. Die Nachlöscharbeiten auch unter Einsatz von größerem Räumgerät dauern derzeit noch an. Polizei und Feuerwehr beziffern den Sachschaden derzeit mit gut zwei Millionen Euro.
Die Polizei hat den Brandort beschlagnahmt, denn derzeit können weder Brandstiftung noch ein technischer Defekt als Ursache ausgeschlossen werden. Die Ermittlungen zur Brandursache dauern an.
Der Bericht der Feuerwehr Lüneburg
In der Nacht zu Sonntag brach bei der Firma Holz Herbst im Gewerbegebiet Goseburg in Lüneburg ein Großfeuer aus, der Sachschaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf gut 2 Mio. Euro, dem stehen 15 Mio. Euro erhaltener Werte entgegen. 19 Feuerwehrleute wurden bei dem Einsatz verletzt, zwei von ihnen mussten im Klinikum versorgt werden.
Die Brandursache ist zur Stunde noch unklar, die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Doch das Ausmaß dieses Einsatzes liegt deutlich auf der Hand.
Um 0:38 lief für die freiwillige Lüneburger Feuerwehr ein Einsatz auf – „Feuerschein im Gewerbegebiet, weiteres Unklar“- . Durch einen weiteren Anruf bei dem von mehreren Metern hohen Flammen berichtet wurde, erhöhte die Feuerwehreinsatz- und Rettungsleitstelle umgehend auf 2. Alarm (2 Löschzüge benötigt).
Schon auf der Anfahrt wurde durch die gewaltige, in den Nachthimmel lodernde, den Nachthimmel erhellende „Fackel“ eine genaue Adressenangabe überflüssig und deutete, für die anrückenden Kräfte weithin sichtbar, einen physisch wie psychisch anspruchsvollen Einsatz an.
Einsatz aller Mannschaften erforderlich
Den ersten Kräften bot sich eine erschreckend bedrohliche Lage. Eine von drei hölzernen Lagerhallen für Holzprodukte brannte zu gut einem Drittel. Das Feuer breitete sich schnell über weitere Teile der Halle aus.
Einsatzleiter, BvD Sven Breiter ließ binnen weniger Minuten die Alarmstufe für die vier Lüneburger Feuerwehren auf Vollalarm erhöhen, orderte eine Schnelle Einsatzgruppe des Rettungsdienstes zur Eigensicherung sowie die Feuerwehr Bardowick zur Unterstützung nach.
Die weitläufige, unübersichtliche Einsatzstelle wurde dann zeitnah in drei übersichtlichere Einsatzabschnitte gegliedert (EA 1 und EA 2 an den Flügelseiten und ein EA Logistik/ Versorgung, um die Einsatzleitung auf mehrere Schultern zu verteilen). Im weiteren Verlauf wurde im Einsatzabschnitt 1 noch ein Unterabschnitt gebildet, der von der Gemeindefeuerwehr Ilmenau weitgehend eigenständig übernommen wurde.
Während sich die betroffene Halle nach nur wenigen Minuten im Vollbrand befand, stellten die ehrenamtlichen Einsatzkräfte mehrere Wasserversorgungen, auch aus der nahen Ilmenau her, wozu auch Material der Bardowicker Feuerwehr schnell zum Einsatz kam. Zwei Drehleitern wie auch das Teleskopmastfahrzeug kamen zum Einsatz. Weitere Feuerwehren wurden nach und nach alarmiert um Atemschutzgeräte-Träger sowie Material an den Einsatzort zu bringen, aber auch um die nach und nach völlig erschöpften Einsatzkräfte zu unterstützen und teilweise herauszulösen.
21 Feuerwehrleute verletzt
19 Feuerwehrleute wurden leicht verletzt, 15 Brandwunden und zwei Schnittverletzungen konnten vom 18 Einsatzkräfte starken Rettungsdienst vor Ort versorgt werden, zwei weitere kamen mit Rauchgasintoxikation sowie einer Handverletzung ins Klinikum, sie konnten dieses jedoch schon am Morgen wieder verlassen.
3 Wenderohre, 7 Wasserwerfer sowie eine hohe Anzahl B- und C-Strahlrohre kamen zum Einsatz. Über drei Tragkraftspritzen sowie vier Fahrzeugpumpen wurde Löschwasser aus der Ilmenau gefördert um die große Einsatzstelle zu versorgen.
Zugute kam, insbesondere den Lüneburger Einsatzkräften, in der ersten Einsatzphase, die gute Ortskenntnis bei der Firma Holz Herbst. Das Unternehmen stellt der Feuerwehr regelmäßig ihr Gelände zu Übungszwecken zur Verfügung, so dass insbesondere auch Zuwegungen zum offenen Gewässer vielen Einsatzkräften bekannt waren und diese nicht erst anhand von Feuerwehrplänen und örtlichen Kennzeichnungen gesucht werden mussten.
Andere Hallen vor dem Feuer gerettet - Betrieb kann weitergehen
Trotz enormer Wärmestrahlung, massiven Funkenfluges und Einsturzgefahr am Brandobjekt konnten die ehrenamtlichen Kräfte das Unternehmen vor einer noch deutlich größeren Katastrophe bewahren. Die nächste, benachbarte große Halle hatte trotz diverser Gegenmaßnahmen bereits im Dachbereich Feuer gefangen, konnte jedoch gehalten werden. Der Unternehmer zeigte sich deutlich erleichtert, als die Rettung der Halle gelang und der Firma und ihren Mitarbeitern so ein, wenn auch teilweise eingeschränkter, weiterer Betrieb ermöglicht werden konnte.
Die auf dem Dach befindliche, permanent Starkstrom führende, Photovoltaikanlage wurde durch den Übersprung des Feuers stark in Mitleidenschaft gezogen und musste von extra alarmierten Fachleuten, zu einem späteren Zeitpunkt abgeklemmt werden.
Ebenso konnte durch Riegelstellungen ein Übergriff des Feuers auf das Gebäude der Hauptverwaltung und ein kleineres Verwaltungsgebäude auf der gegenüberliegenden Seite durch mutigen und aktiven Einsatz knapp gehalten werden. Mehrere, an dem Brandobjekt geparkte LKW mit Sattelaufliegern sowie Gabelstabler konnten durch ein aktives Mitglied der Feuerwehr Lüneburg, welches bei der Firma angestellt ist, ebenfalls in buchstäblich letzter Sekunde aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich entfernt werden.
Mitarbeiter des Unternehmens kümmerten sich am heutigen Tage zwischenzeitlich um weitere Maßnahmen vor Ort.
Nur durch das professionelle Zusammenspiel der vier Lüneburger Feuerwehren und weiteren 13 Feuerwehren aus dem Landkreis ist dieser Erfolg zu verdanken. Neben Teilen der Mannschaft wurde auch einiges an feuerwehrtechnischer Ausrüstung stark in Mitleidenschaft gezogen. Neben Schäden an der Einsatzkleidung war auch eine durch Wärme bedingte Beschädigung einiger Fahrzeuge nicht zu verhindern. Die von der Pressestelle der freiwilligen Feuerwehr Lüneburg eingerichtete örtliche Medienbetreuung wurde vom Samtgemeindepressewart Bardowick (Sven Lehmann) sowie dem stellvertretendem Landkreispressewart (Alfred Schmidt) unterstützt, so dass vor Ort bereits die ersten Anfragen beantwortet werden konnten und eine große Auswahl an Bildmaterial zur Verfügung steht.
Eingesetzte Kräfte/Material: 317 FA, / 3x Wenderohr, 7x Wasserwerfer, ca. 15 B- und C-Strahlrohre, weit über 100 Atemschutzgeräte. Diverse Betriebsstoffe und Versor-gungsgüter, energierreiche Nahrung, Getränke
(Eine genaue Auflistung ist zur Stunde noch in der Auswertung).
Zum Einsatz kamen 17 Feuerwehren aus der Stadt und dem Landkreis:
Feuerwehr Lüneburg mit den Ortsfeuerwehren Lüneburg, Rettmer, Häcklingen und Oedeme sowie aus dem Landkreis Lüneburg Bardowick, Wittorf, Adendorf, Erbstorf, Reinstorf, Deutsch-Evern, Embsen, Kolkhagen, Oerzen, Melbeck, Hohnstorf/Elbe, Kirchgellersen und Scharnebeck.
Eingesetzte Fahrzeuge: 61 Feuerwehrfahrzeuge
Rettungsdienst: 8 Fahrzeuge
Fotos: Daniel Roemer (PS-V) / Feuerwehr
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