Kritik an der Atomkraft-Politik von Schwarz-Gelb klang aus einer Ansprache von Bischofsvikar Hans-Hermann Jantzen aus Lüneburg beim Neujars-Empfang der evangelischen Landeskirche. Auch zur sozialen Ungerechtigkeit in Deutschland nahm der Geistliche eindeutig Stellung.
„Kirche soll sich aus der Politik heraushalten“: Dieses Ansinnen wird – auch und gerade in Lüchow-Dannenberg - besonders dann immer wieder laut, wenn sich Kirchenleute zu „Gorleben“-Themen äußern. Wie verfehlt diese Forderung ist, die vor allem aus konservativen Kreisen kommt, wurde einmal mehr am Dreikönigstag deutlich: auf dem traditionellen Empfang der Evangelischen Landeskirche Hannovers im Kloster Loccum.
In seiner Funktion als Bischofsvikar wandte sich dort Lüneburgs Landessuperintendent Hans-Hermann Jantzen an die Gäste, unter ihnen Ministerpräsident David McAllister (CDU) mit der Feststellung: Kirche wolle keine eigene Politik machen, aber sie wolle Politik wieder möglich machen, „wo sie sich nach unserem Eindruck festgefahren hat“. Darum frage die Kirche zum Beispiel beharrlich, ob es gut sei, den mühsam errungenen Konsens über den Ausstieg aus der Kernenergie aufzukündigen und den Salzstock in Gorleben als Endlager für hochgiftigen Atommüll durchsetzen zu wollen.
Auch der wachsenden Armut in Deutschland widmete sich Jantzen. Viele Bürgerinnen und Bürger empfänden es als zutiefst ungerecht, dass immer mehr Menschen mit ihrem Einkommen nicht mehr auskommen. Die Leidtragenden seien oft die Kinder. Der Staat setze Milliarden für die Rettung kranker Banken ein – da sei es nicht einzusehen, warum nicht einige Millionen für mehr Bildungsgerechtigkeit aufgebracht werden können. Auf diesem Hintergrund empfinde er manche Managergehälter und Bonuszahlungen als Skandal, rief Jantzen den Repräsentanten aus Politik und Wirtschaft zu. Kritisch äußerte sich der Bischofsvikar des Weiteren zum „unausgewogenen Sparpaket“ der Bundesregierung und den Streit um die Anhebung der Hartz-IV-Regelsätze.
Viele Kirchenvertreter, erinnerte Jantzen, haben eine größere soziale Ausgewogenheit angemahnt: „Starke Schultern können mehr tragen! Nehmt die Reichen und Wohlhabenden stärker in die Pflicht zur Solidarität!“ Manche Politiker und Wirtschaftsführer hätten dies der Kirche als Einmischung verübelt. „Kirche, bleib bei deinem Leisten!“ heiße es dann. „Nichts anderes tun wir allerdings, wenn wir uns für die Armen stark machen“, bekräftigte der Bischofsvikar. Es gehe nicht um Sozialneid, sondern um „heiligen Zorn“ gegen eine „manchmal unmoralisch anmutende Verteilung des Wohlstands“.