Am Sonntag morgen traf in Uelzen ein Zug mit rund 400 Flüchtlingen ein, die von dort aus in das Notaufnahmelager nach Oerbke gebracht werden sollten. Doch 150 von ihnen verweigerten die Mitfahrt und gingen eigener Wege.
Am Sonntag, gegen 10.18 Uhr, erreichte der Sonderzug mit ca. 400 Flüchtlingen den Bahnhof Uelzen. Von hier aus sollte die Fahrt mit Bussen in das neue Not-Aufnahmelager nach Oerbke bei Bad Fallingbostel gehen.
Das Land Niedersachsen hatte dort in der vergangenen Woche auf einem ehemaligen NATO-Gelände eine Notunterkunft eingerichtet, in der bis zu 1400 Menschen Platz haben. Geplant ist, dass die Flüchtlinge von hier aus auf andere norddeutsche Länder verteilt werden.
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius betonte am Wochenende, dass Niedersachsen sich "selbstverständlich" nicht dem Wunsch des Bundes
diesen Verteilknoten einzurichten, verschließe. "unterstützen nach Kräften,
um den Andrang von Flüchtlingen zu bewältigen. Diese Einrichtung kann
aber keine Dauerlösung sein. Der Bund muss dafür Sorge tragen, dass der
Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland abnimmt. Der Druck nimmt
gleichermaßen auf alle Bundesländer zu. Der Bund weiß das und muss jetzt
Lösungen herbeiführen." Die Einrichtung dieses "Verteilknotens" dient letztendlich dazu, München zu entlasten, wo an einem einzigen Tag rund 13 000 Flüchtlinge angekommen waren. Pistorius appelliert deshalb an die anderen Bundesländer, ähnliche Verteilknoten einzurichten.
Transitbahnhof Uelzen
In Uelzen empfingen rund 50 Freiwillige und ca. 10 Dolmetscher die Flüchtlinge. "Zunächst ging es nur darum, den übermüdeten und erschöpften Menschen zu erklären, wie und wohin es jetzt weitergeht," so eine Sprecherin der Stadt Uelzen, die die Koordination von Ankunft und Weiterfahrt übernommen hatte. Viele seien ängstlich gewesen, hätten Gerüchte gehört, dass sie dort, "wo sie registriert werden, auch bleiben müssen." Auch die Geschehnisse in Ungarn hatten viele verunsichert und misstrauisch gemacht.
So hätten sich letztendlich nur 250 der insgesamt rund 400 Flüchtlinge dafür entschieden, in die Busse nach Oerbke zu steigen. 150 Menschen gingen ihrer eigenen Wege. Manche wollten nach Auskunft der Stadt-Sprecherin Richtung Norden weiter reisen, andere wollten in Deutschland bleiben, aber nach München, Leipzig oder andere Städte fahren. Manche wurden auch von Verwandten bzw. Bekannten abgeholt. Die konkreten Ziele der Meisten blieben unbekannt.
Die Sprecherin betonte zwar, dass den Flüchtlingen mitgeteilt worden sei, dass sie sich innerhalb von 72 Stunden registrieren lassen müssen, aber angesichts der Menge der Anreisenden sei eine Überprüfung gar nicht möglich.
Erst am späten Freitagnachmittag hatten sich
der Bund und das Land Niedersachsen darauf verständigt, in unmittelbarer Nähe der Bundeswehrkaserne Camp Oerbke
ein Verteilzentrum für Flüchtlinge einzurichten. Das Camp Oerbke ist direkt an Bahngleise angeschlossen.
Ursprünglich war geplant, dass die Flüchtlinge über den "Verteilerknoten Oerbke" direkt in andere Bundesländer weiter reisen sollen. Doch am Sonntag musste das Ministerium mitteilen, dass die Flüchtlinge wohl zunächst in Oerbke bleiben müssen. Es gibt noch organisatorische Probleme. Zum Beispiel führt nach Oerbke nur ein einfacher Bahnanschluss. Im Moment wird nun geprüft, wie die Verteilung sinnvoll organisiert werden kann.
Inzwischen sind bereits über 800 Flüchtlinge in Oerbke angekommen, werden vom THW und Bundeswehrsoldaten betreut. Das Personal hatte der Bund bereitgestellt.