Der isländische Eyjafjalla-Vulkan hält ganz Europa in Bann, obwohl sein Ausbruch in seiner Größe bisher kaum Bedeutung hat. "Der Ausbruch ist klein, zudem hat der Vulkan erst relativ wenig Material in die Luft befördert", so Birger-Gottfried Lühr vom Geoforschungszentrum Potsdam.
Die kurzfristigen Folgen sind allerdings enorm, da Westwinde die Aschepartikel bis nach Kontinentaleuropa blasen, wie Satellitenbilder zeigen. Da sich diese Teilchen im Hitzestrom von Flugzeug-Triebwerken verflüssigen und diese verkleben, mussten Flüge in weiten Teilen Europas abgesagt werden.
Gletscher sorgen für Explosion
Der Ausbruch des Eyjafjalla ist keine explosive Eruption wie etwa beim Vesuv, sondern kam durch Ausfluss per Spaltenöffnung. Eine erste, 200 Meter lange Spalte hat sich am 21. März geöffnet, ehe sich nach kurzfristiger Beruhigung am 14. April eine zwei-Kilometer-Spalte auftat. "Die hochkommende Lava schmilzt die umliegenden Gletscher und reagiert mit dem Wasser, was zu Dampfexplosionen führt. Somit werden die Ascheteilchen in kleine Partikel zerhackt und in die Luft geschleudert. Daneben verbinden sich die austretenden Schwefelgase mit der Feuchtigkeit zu Aerosolen", erklärt Lühr.
Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung hat der Eyjafjalla bisher nur wenig Material gefördert - etwa 25 Mio. Kubikmeter bzw. 0,025 Kubikkilometer. "Für Vulkane ist das nicht viel. Beim Ausbruch des Mount St. Helens 1980 waren es ein und 1883 beim Krakatau 18 Kubikkilometer. Doch erst ab etwa 100 Kubikkilometern, wie es beim Tambora-Ausbruch im Jahr 1815 der Fall war, sind Auswirkungen auf das globale Wetter wahrscheinlich", so Lühr. Ausbrüche wie der Toba mit 2.800 Kubikkilometern hätten die Menschheit vor 70.000 Jahren beinahe ausgerottet.
Folgen auf Klima noch ungewiss
Claudia Timmreck vom Max-Planck-Institut für Meteorologie bestätigt diese Aussage. "Für das Klima sind vorerst keine Folgen zu erwarten. Bisher sind kaum Schwefel-Aerosole in die Stratosphäre gedrungen, die erst dort über lange Zeit verbleiben und Sonnenlicht reflektieren könnten", so die Klimaforscherin gegenüber pressetext. Die mineralischen Ascheteilchen, die starke Westwinde derzeit nach Nordwesteuropa blasen, würden aufgrund ihres Gewichts in spätestens einer Woche verdünnen oder mit Regen auf die Erde fallen. "Anders wäre die Situation, wenn der Ausbruch noch heftiger werden sollte", so Timmreck.
Wie sich der Vulkan weiter verhält, kann man jedoch laut Lühr nicht vorhersagen, kam doch selbst der aktuelle Ausbruch überraschend. "Vulkanausbrüche kann man durch vulkanische Beben oder Temperaturänderungen manchmal vorhersagen, im Gegensatz zu Erdbeben. Das gilt jedoch nur in Regionen, die über Jahrhunderte absolut inaktiv sind. In Island, wo es ständig Aktivität gibt, ist das viel schwieriger." Rein statistisch sei auch bei den nahe am Eyjafjalla gelegenen Vulkanen Hekla und Katla ein Ausbruch überfällig und könnte demnächst passieren.
Schauplatz der Vulkane
Island gehört zu den aktivsten Vulkanregionen der Welt, gilt die Insel doch als geologischer Hotspot, womit Gebiete mit thermischen Anomalien im tieferen Erdmantel bezeichnet werden. Zusätzlich liegt Island genau auf der Nahtstelle zwischen den Kontinentalplatten Europas und Amerikas, die sich um zwei Zentimeter pro Jahr auseinander bewegen. "Die weltweiten ozeanischen Rücken, bei dem sich ein Spaltenvulkan an den anderen reiht, sind zusammengenommen 70.000 Kilometer lang. Nur an wenigen Stellen wie etwa in Island und im ostafrikanischen Grabenbruch treten Spaltenvulkane sichtbar an die Oberfläche", so Lühr.
Quelle: pte