Tach allerseits, ick bin’s bloß, der Herr Paul. Werte Fans und Feinde, ein Gespenst jeht um – nee, ick meine ausnahmsweise nich meine hiesige Lieblingspolitikerin, Frau Sandrock, ick meine dis Jespenst der Fusionitis. Nachdem unser Pleitekreis, anjetrieben durch üppige 30 Millionen Taler, sich immerhin auf drei Samtjemeinden zusammenfusioniert hat, raunt es aus Hannover, dis man es noch lieber sähe, wenn wir ooch gleich noch mit Lüneburg und/oder Uelzen zusammen in die Großpleite schliddern täten.
„Je größer, desto billig“ is so eine beliebte Bürokratenlegende, denn im allein selig machenden Kapitalismus gilt: wenn sich ein Blinder und ein Lahmer zusammentun, wird’s fürderhin weitsichtig und beweglich. Gelungene Beispiele wären Daimler-Chrysler, Allianz und Dresdner Bank oder jüngst Schaeffler und Conti. Ja, werte Fans und Feinde, dis sind Fusionen, die Mut machen, und im wahren Leben is es janz jenau so wie in der Mathematik, wo minus mal minus ja ooch plus ergibt.
Aber mal im Ernst: dis derzeitige Chaos an allen Fronten kommt doch daher, dis zuviel Geld für zuviel Blödsinn ausjegeben wurde, weil zuviel Geld zu leicht zu haben war. Dabei isses wurscht, ob die Knete aus der Druckerpresse kommt oder nur als Zahl im Computer steht, eine Zahl, die immer größer wird, weil die anjeblichen Gegenwerte (Häuser oder „Wert“papiere) ein wenig zu optimistisch bewertet wurden. Und wat empfehlen unsere Chefstrategen als Gegengift? Bürgschaften, Übernahme „fauler“ Kredite und Zinssenkungen. Dis is Logik: wenn die Medizin krank macht, erhöht man einfach die Dosis!
„Wahnsinn ohne Methode ist verboten“, schrieb Gabriel Laub, und besagter Wahnsinn lauert überall: wenn vor ein paar Jahren im Stadtsäckel die Mäuse fehlten, kamen Kämmerer auf seltsame Ideen: „Cross Border Leasing“ is ein besonders hübsches Hütchenspiel und jeht so: die schöne neue Kläranlage oder ein tolles Kraftwerk, durch Steuergeld errichtet, wurde an eine US-Heuschrecke verkauft und von der sofort wieder zurückgeleast. Die Heuschrecke konnte bis 2004 ein US-Steuerschlupfloch nutzen und teilte den „Gewinn“ mit der jeweiligen Stadt. Doch jetze nagen auch Heuschrecken am Hungertuch, die Versicherungen, die die ganze Chose ababfedern sollten, sind pleite, und die Kämmerer haben nu endlich den janzen Vertrag jelesen, in dem janz weit hinten steht, dis im Fall des Falles dis jesamte Risiko bei der Stadt... macht nach heutigem Stand der Kenntnis runde 30 Milliarden.
Und dafür leisten wir uns jede Menge Politiker, die wiederum jede Menge Experten und Kommissionen beschäftigen. Und alle zusammen erklären bei jeder neuen Katastrophe, dis allet, wat sie dann janz flink zusammenstoppeln, „alternativlos“ is. Man könnte ooch sagen, dis sie die jeweilige Sackgasse sechsspurig ausbauen und sich dann wundern, wieso der Verkehr nich fließen will.
Apropos Verkehr: die bereits erwähnte Dame Sandrock möchte die „Querspange“, die Verbindung von A 14 und A 39, gern „nördlich von Salzwedel“ haben. Na, da werden sich nich nur die Wustrower freuen, ooch die Leute, die jetzt schon vom Verkehr auf der B 71 in den Irrsinn getrieben werden. Etwaige Glückwünsche kann man ihr persönlich überreichen, da sie sich ebenso gern wie oft in der Öffentlichkeit lächerlich macht.
Apropos lächerlich: dank Konjunkturpaket werden jetzt alle Schulen aufjehübscht. Leider jibt’s dann keine Lehrer mehr. 40 000 werden pensioniert, und Nachwuchs is nich in Sicht. Aber mal ehrlich: Wer braucht schon kluge junge Leute? Die merken am Ende noch, wie sie verarscht werden, und dis hilft der Wirtschaft nich. Und der Politik schon ja nich!
Ick meine ja bloß, sacht der Herr Paul
Foto: Angelika Blank
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