Die jüngste Panne im schleswig-holsteinischen Atomkraftwerk Krümmel sorgte kurrzfristig auch im Endlager-Bergwerk Gorleben für "Schicht im Schacht". Das bestätigte heute das Bundesamt für Strahlenschutz.
Am Tag der Schnellabschaltung des AKW Krümmel, dem 4. Juli, kam es in der Folge um die Mittagszeit zu einem jähen Spannungsabfall im Umspannwerk Lüchow. Wie e.on-Avacon Unternehmenssprecherin Corinna Hinke in Salzwedel mitteilte, hat dieser Abfall „maximal 10 Sekunden“ gedauert. Wie kann es dann aber sein, dass im Bergwerk Gorleben durch diesen kurzen Ausfall die Steuerungselektronik so beschädigt war, dass zwei Seilfahrtanlagen für drei Tage außer Betrieb gingen und auch noch Steuerungsdaten für die Aufzüge gelöscht wurden?
Für das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ist der Vorfall kein Grund zu großer Aufregung. BfS-Pressesprecher Florian Emrich: "Bei dem Bergwerk in Gorleben handelt es sich nicht um eine kerntechnische Anlage, in der die Stromzufuhr zu jedem Zeitpunkt gewährleistet sein muss. Derzeit sind die Stollen im Salzstock lediglich eine Baustelle, in der keinerlei radioaktives Material lagert." Nach Kenntnis von Florian Emrich war zum Zeitpunkt der Störung (Samstag) kein Schichtbetrieb, niemand im Schacht. "Selbst wenn jemand unten gewesen wäre, so hätte man den Aufzug mit einer manuellen Kurbel nach oben holen können. Desweiteren steht auch eine Schachtwinde zur Verfügung," so Emrich.
Übrigens: Nach einem Beschluss der Bundesregierung sollen alle Bundesbehörden sowie angeschlossene Bundesinistitutionen - und dazu gehört eben auch die Endlager-Betreiberfirma DBE ihre Einrichtungen mit Ökostrom versorgen. Doch selbst wenn BfS-Chef König die Umsetzung dieses Beschlusses hätte durchsetzen können, so hätte das an dem Störfall nichts geändert.
Im direkt benachbarten Zwischenlager in Gorleben, in dem bereits über 50 Behälter mit radioaktivem Material lagern, kam es nach Auskunft der Betreiberfirma nicht zu einem Stromausfall.
Wie die Bürgerinitiative Umweltschutz mitteilte, hatte der Umweltjournalist Gerd Rosenkranz breits am Sonntag im WDR-Presseclub auf den Störfall in Gorleben hingewiesen. Er habe im Zug Wolfram König, den Präsidenten des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), getroffen. Der Präsident des BfS habe ihm erzählte, dass, nachdem das AKW Krümmel im Zuge des Notfalls heruntergefahren wurde, das Endlager in Gorleben einen elektrischen Blackout hatte - für drei Tage.
Der Zusammenhang erinnere ein wenig an das legendäre Intercity-Gespräch Anfang der 80er Jahre, als Vertreter der Genehmigungsbehörde, der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB), der Vorläuferin des BfS, lautstark über die Schachtbreite im geplanten Atommüllendlager Gorleben diskutierten, um den Ausbau als "Erkundung" tarnen zu können, so die BI. "Bahnfahren lohnt sich also", spöttelt die BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Ihr Sprecher Wolfgang Ehmke
kritisiert die Informationspolitik des Bundesamtes: "Warum macht das BfS nicht von sich aus auf diesen ernsten Zwischenfall aufmerksam? Das Image der Atomkraftbranche ist durch Krümmel nachhaltig geschädigt, nun ist ironischerweise auch der Schwarzbau Gorleben direkt betroffen".
Foto: randbild/Timo Vogt - Die "Trash People" des Aktionskünstlers HA Schult in einem der kilometer langen Schächte des Erkundungs-Bergwerks
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