»Zusammen arbeiten – für eine andere Landwirtschaft « ist das Motto des aktuellen Kritschen Agrarberichts, den das Agrarbündnis e.V. am Donnerstag pünktlich zum Start der Grünen Woche in Berlin vorstellte. Darin warnen die Autoren u.a. vor einer drohenden Überproduktion oder kritisieren den massiven Antibiotika-Einsatz in Geflügelfarmen.
„In zunehmendem Maße wird deutlich, dass neue Formen von Zusammenarbeit erforderlich sind, um den globalen Herausforderungen zu begegnen“, heißt es in der Präambel des 304 Seiten starken Berichts. Die Welt befinde sich in einem dramatischen Umbruch, was in besonderem Maße auch die Landwirtschaft betreffe. Immer mehr BürgerInnen melden sich überall auf der Welt immer energischer zu Wort, weil die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft „die Zeichen der Zeit offenbar nicht erkennen wollen“, konstatiert der Agrarbericht weiter.
Die zuletzt beschlossene Reform der EU, mit der es in der Förderpolitik für die Landwirtschaft „grüner und gerechter“ zugehen soll, wird von den Autoren zwar begrüßt, andererseits wird aber kritisiert, dass mehr Tierschutz in den Ställen nicht in Sicht sei. Auch an der Exportförderung halte die Kommission unvermindert fest, „wohl wissend, dass dadurch die Märkte in den Ländern des Südens massiv gestört und die Ernährungssituation der armen Menschen eher prekärer als besser wird“, formulieren die Autoren weitere Kritik.
Für die nahe Zukunft sieht der Agrarbericht die Aufgabe, die „positiven Reformansätze gegen die Kritiker aus den Reihen des Bauernverbandes und der bisherigen Profiteure des Systems zu verteidigen und gleichzeitigauf erhebliche Nachbesserungen zu drängen“.
Beides werde allerdings nur möglich sein, wenn es den Fachleuten aus der Agraropposition, wie sie sich im aktuellen Agrarbericht vielstimmig zu Wort melden, zusammen mit dem breiten Bündnis besorgter Bürgerinnen und Bürger gelingt, sich in Berlin und Brüssel Gehör zu verschaffen.
»Zusammen arbeiten – für eine andere Landwirtschaft « sei daher nicht nur der hoch aktuelle Themenschwerpunkt des aktuellen Kritischen Agrarberichts, sondern auch das Motto für die Debatten der nächsten Monate.
Alternative Modelle, Bestandsaufnahmen und Prognosen
Im einzelnen informieren die über zwanzig Autoren des Berichts zum Beispiel über die Erfolge von Bürgerinitiativen gegen Tierfabriken (Eckehard Niemann), neue Studien, die eine nachhaltige Landwirtschaft fordern (Benedikt Härlin) oder Modelle wie funktionierende Alternativen zur industriellen Agrarwirtschaft aufgebaut werden können.
Der ehemalige (grüne) EU-Abgeordnete Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf fordert unter dem Motto „Auf die Straße! mehr öffentliche Einmischung in die Agrardebatte. Seinen Nachfolger im Amt, Martin Häusling sieht in einem anderen Beitrag die europäische Agrarpolitik am Scheideweg.
Andere Autoren beschäftigen sich mit einer zukunftsfähigen Welternährung oder ziehen eine ernüchternde Bilanz zum Zustand der Wälder.
Mit seiner Vielzahl an Beiträgen zur Regionalentwicklung, zu Produktion + Markt, zu Natur + Umwelt oder die Agrarpolitik + die soziale Lage ist der aktuelle Kritische Agrarbericht wieder einmal ein Must have für Alle, die sich für einen Wandel in der Landwirtschaft einsetzen.
Zu bestellen ist der 304 Seiten starke kritische Agrarbericht 2012 beim Bauernblatt Verlag zum Preis von 22,00 Euro zzgl. Portokosten.
Foto: Gunnar Richter, Namenlos.net / Melkkarussell in einem deutschen Milchviehbetrieb