Thema: verkehr

Neuer Busfahrplan: Viel Aufregung - wenig Interesse

Am Donnerstag informierte die LSE in Gartow über die Änderungen im neuen Busfahrplan, der ab August gilt. Das Interesse war mäßig - dafür die Aufregung umso größer.

Noch nicht einmal 30 Interessierte fanden sich am Donnerstag im Haus des Gastes ein, um sich von Vertretern der LSE (Lüchow-Schmarsauer Eisenbahn) und des Fahrgastrats Wendland über die Neuerungen im Busfahrplan informieren zu lassen, der ab August gilt. Verwunderlich angesichts der intensiven öffentlichen Diskussion über die Mängel im öffentlichen Nahverkehr.

Ein Hauptgrund für die radikale Umstellung des Busverkehrs in Lüchow-Dannenberg war denn auch die Feststellung, dass viele der 50-Personen-Busse, in der Vergangenheit jenseits des Schulverkehrs teilweise ganz leer und meist mit drei bis vier Personen unterwegs waren.

Ab August sollen rund die Hälfte der Buslinien nur noch als Rufbus verkehren. Bedeutet: Es gibt zwar einen festen Fahrplan - die Busse fahren aber nur, wenn sie gezielt angefordert werden. Spätestens 90 Minuten vor Fahrtantritt muss der Fahrtwunsch angemeldet werden, dann fährt der Bus. Womöglich dauert die Fahrt dann sogar wesentlich kürzer als üblich, weil viele der Zwischenhaltestellen nicht angefahren werden müssen.

Zwei Jahre arbeitete die Verwaltung gemeinsam mit der LSE an dem neuen Nahverkehrs-Konzept, das Torsten Hensel (Fahrgastrat Wendland) und Michael Jaap (Landkreis Lüchow-Dannenberg) in Gartow stolz präsentierten. "Erstmalig seit 30 Jahren werden auch Haltestellen angefahren, die bisher nicht im Plan waren," so Torsten Hensel. "Und viele Gemeinden erhalten nun auch Bustouren am Sonntag." Für den Ostkreis bedeutet das, das ab August der Bus nun auch den Kaffeegarten Schwedenschanze auf dem Höhbeck anfährt sowie die Elbfähre nach Lenzen.

Für letztere wird auf beiden Seiten der Elbe eine Buswendeschleife gebaut. Gesamtkosten: rund 100 000 Euro. Inzwischen sickerte jedoch durch, dass es auf der anderen Elbseite keine direkte Busanbindung gibt. Nach dem derzeitigen Fahrplan muss man auf der Lenzener Seite über eine Stunde auf den Anschlussbus warten.

Nicht nur Gartows Samtgemeinderats-Mitglied Udo Maury kritisierte diese Tatsache scharf. "Wenn die Nutzer auf der anderen Seite keine direkte Anbindung haben, wird niemand diesen Bus nutzen," befürchtet Maury. Der positive Effekt auf den Tourismus wäre dann schnell dahin. Michael Jaap blieb optimistisch. Er hofft, dass "irgendwann" eine günstigere Abstimmung der beiden Buslinien möglich sein wird. Wann "Irgendwann" sein wird, konnte er allerdings nicht sagen.

Große Aufregung gab es um die Schülerfahrten von Gartow nach Clenze. Mehrere anwesende Mütter, die ganz offenbar ihre Kinder auf die Kooperative Gesamtschule (KGS) in Clenze schicken, waren höchst unzufrieden über die lange Fahrtzeit (90 Minuten) des Schulbusses. Wie Jaap erläuterte, müssen auf der Strecke noch Kinder auf der Dannenberger Strecke (Gusborn, Zadrau) "eingesammelt" werden, die ebenfalls nach Clenze gebracht werden wollen. Erst nachdem die Geschäftsführerin der LSE, Alexandra Schramm, sowie Michael Jaap zusicherten, die Streckenführung noch einmal zu überprüfen, beruhigte sich die Diskussion.

Hintergrund: Allein von Gartow aus fahren täglich rund 15 Kinder zur Kooperativen Gesamtschule Clenze, weil ihre Eltern das so möchten. Nach dem Niedersächsischen Schulgesetz muss der Landkreis die Kosten für die Fahrt zur nächstgelegenen Schule der gewählten Schulform (hier: Gesamtschule) übernehmen. Auch wenn diese über 40 km vom Heimatort entfernt liegt. So hat sich ein reger Schülerbeförderungsverkehr im Dreieck zwischen Hitzacker, Clenze und Gartow entwickelt - wobei nicht nur in einem Fall ein einziges Kind zur Schule transportiert wird.

Was dieser "Schülertourismus" (wie es ein Ratsmitglied in der Veranstaltung nannte) den Landkreis alljährlich kostet, konnten die anwesenden KommunalpolitikerInnen nicht präzise benennen. "Das geht aber in die Millionen," so die Aussage eines Kreistagsmitglieds.

Aber auch wegen anderer Themen wurde die Veranstaltung zu einer aufgeregten Angelegenheit. Hier fehlte jemandem eine bestimmte Verbindung von Schnackenburg nach Gartow (bzw. umgekehrt), dort ging es um eine weggefallene Haltestelle und wieder jemand anders fand, dass die Übersicht im neuen Fahrplan fehlt.

Insbesondere Torsten Hensel bemühte sich redlich, die Vorzüge des neuen Systems zu propagieren, stieß aber immer wieder auf Skepsis. Da interessierte die Information, dass ab August alle Busse mit Rampen für Rollstuhlfahrer und Fahrräder ausgestattet sind, wenig. Auch die Mitteilung, dass ab August nicht nur auf dem Höhbeck Sonntags-Busse fahren oder die Anbindung an Bahnverbindungen Richtung Lüneburg, Hamburg oder Berlin verbessert wurden, fand zurückhaltende Zustimmung.

Ab nächster Woche (also Mitte Juni) soll der neue Fahrplan auf den Internetseiten der LSE veröffentlicht werden. Unter der Rubrik "Aktuelles" findet sich dort allerdings lediglich ein EJZ-Artikel vom 27.06.2014. Man darf also gespannt sein, wann der neue Fahrplan wirklich online gibt. Eine Fahrplan-App kündigt die LSE übrigens auch an.

Foto | pixabay.com: Jenseits der Schulzeiten fahren hauptsächlich leere Busse kreuz und quer durch den Landkreis. Das soll sich ab August ändern.




2018-06-10 ; von Angelika Blank (text),
in Lüchow-Dannenberg, Deutschland

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