Neues Forschungprogramm für verlängerte Zwischenlagerzeiten

Am vergangenen Donnerstag stellte die Bundesgesellschaft in Lüchow ihr Forschungsprogramm zur verlängerten Zwischenlagerung  von radioaktivem Abfall vor. Außerdem wurde über den Stand der vorgesehenen Nachrüstung des Zwischenlagers in Gorleben berichtet.

Im Jahre 2034 läuft die Betriebsgenehmigung für das Zwischenlager in Gorleben aus. Der Einlagerungsbeginn für ein Endlager ist allerdings erst für das Jahr 2050 geplant. Der Atommüll steht also mindestens 16 Jahre länger im Zwischenlager als vorgesehen - wobei ein Einlagerungsstart im Jahre 2050 von vielen Experten bezweifelt wird. Viele Fachleute schätzen, dass es um die 100 Jahre dauern wird, bis tatsächlich Atommüll in ein Endlager gebracht werden kann.

Vor diesem Hintergrund wird seit Jahren von kritischen Wissenschaftlern gefordert, für die verlängerten Lagerungszeiten Konzepte zu entwickeln, die eine Sicherheit langfristig gewährleisten.

Die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) stellte nun vergangene Woche im Ausschuss für Atomanlagen des Landkreises ihr Forschungsprogramm zu dem Thema vor. Damit will die BGZ die Sicherheit der Zwischenlagerung auch über den bislang genehmigten Zeitraum von 40 Jahren nachweisen. „Seit Gründung der BGZ wissen wir um die notwendige verlängerte Zwischenlagerung und bereiten uns seitdem darauf vor“, erklärte Dr. Jörn Becker, Leiter der BGZ-Forschungsabteilung. „Wir werden alle technischen Fragen beantworten, die mit der verlängerten Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle einhergehen.“

In seinem Vortrag veranschaulichte Becker die Forschungsaktivitäten der BGZ: von Langzeituntersuchungen zur Sicherheit der Behälterdichtungen bis zu Experimenten, die zusätzliche Erkenntnisse zum Langzeitverhalten der Brennelemente liefern. „Wir werden das Forschungsprogramm laufend fortschreiben, gegebenenfalls an den sich weiterentwickelnden Stand von Wissenschaft und Technik anpassen und die Öffentlichkeit regelmäßig über den Fortschritt in unterschiedlichen Dialogformaten informieren“, versprach Becker.

Das Forschungskonzept sieht nicht vor, die Sicherheit der Gebäude zu überprüfen. "Über die Alterungsprozesse von Gebäuden wissen wir genug. Da muss nicht geforscht werden," so Dr. Klaus-Jürgen Brammer, Geschäftsführer der Brennelemente-Lagergesellschaft (BLG). So konzentriert sich das Forschungprogramm auf die Lagerbehälter, deren Alterungsprozesse. Vor allem die Dichtungen stehen dabei im Fokus der Forschung.

Kritik kam nicht nur von VertreterInnen der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI). SPD-Kreistagsmitglied Alexander Haase-Mühlner war der Ansicht, dass es sich hier um "vorgedachte Forschung" handle und nicht um einen offenen Prozess. 

BI-Sprecher Wolfgang Ehmke kritisierte, dass das Zwischenlager-Gebäude kein Gegenstand der Forschung sein wird. "Das Alterungsmanagement der Gebäude steht in enger Verbindung mit Einflüssen von außen," so Ehmke. "Dass am Gebäude nichts geändert werden soll, können wir so nicht stehen lassen." Angesichts von Kriegszeiten und Terrorgefahren wünsche sich die BI zur Sicherung der Lagerhalle eine Verbunkerung.

Zu den konkret geplanten Nachrüstungs-Maßnahmen gehören laut BGZ unter anderem der Bau einer Sicherungsmauer um die Halle mit den hochradioaktiven Abfällen, eine Sicherungszentrale für den Werkschutz sowie Maßnahmen der IT-Sicherheit. Nachdem der Landkreis im März den dafür erforderlichen Bescheid erteilt hatte, informierte BGZ-StandortNommunikator Dr. Tristan Zielinski, sei nun das Vergabeverfahren gestartet. 

Hans-Udo Maury (CDU-Abgeordneter im Samtgemeinderat Gartow) forderte gemeinsam mit Asta von Oppen (Grüne) in einer Resolution an das Bundesumweltministerium, dass die Öffentlichkeit regelmäßig von den zuständigen Behörden über den Stand der Dinge informiert wird. Außerdem enthält die Resolution die Forderung, zeitnah ein Begleitgremium für die Zwischenlagerung atomarer Abfälle einzurichten. Besetzt werden soll dieses insbesondere mit Menschen aus den Standortgemeinden sowie VertreterInnen der kommunalen Gebietskörperschaften.

Das Forschungsprogramm kann hier angesehen und heruntergeladen werden: https://bgz.de/mediathek/#publikationen

Foto | BGZ:  Sie stellten das BGZ-Forschungsprogramm im Ausschuss Atomanlagen vor (v.l.n.r.): Dr. Klaus-Jürgen Brammer, Dr. Tristan Zielinski, Dr. Jörn Becker und Lutz Oelschläger vor dem Gildehaus in Lüchow  


2022-07-08 ; von asb/pm (text),
in 29475 Gorleben, Deutschland

zwischenlagerung   atommüll  

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