Rund 900 Arbeitsplätze in Lüchow-Dannenberg hängen an der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln. Für die Gewerkschaft für Nahrung-Genuss-Gaststätten ein Grund, an die Verbraucher zu appellieren, auf Ramsch-Produkte zu verzichten und sich mehr auf fair produzierte regionale Lebensmittel zu konzentrieren.
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Sattelschlepper voll mit Schokolade: So groß ist der Hunger auf Süßes
im Landkreis Lüchow-Dannenberg pro Jahr. Das hat die Gewerkschaft Nahunrg-Genuss-Gaststätten (NGG) herausgefunden. Von der Tafel über die Praline
bis zum Riegel: 480 Tonnen Schokolade aßen die Menschen hier zuletzt
rein statistisch – gut 9,5 Kilo pro Kopf. Beim Käse waren es 1.230
Tonnen – 24,5 Kilo pro Einwohner. Und beim Bier wurden 52.000 Hektoliter
im Jahr getrunken (104 Liter pro Kopf). Schokolade, Käse, Bier – nur
drei Beispiele, die zeigen, welche Bedeutung Lebensmittelindustrie und
-handwerk haben, sagt die NGG.
Schokolade, Bier und Käse werden in der Region zwar kaum produziert - dennoch hängen rund
880 Arbeitsplätze in Lüchow-Dannenberg an der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln. Neben den Produkten der zahlreichen Landwirte werden hierzulande (unter anderem) auch Saft, Kühlprodukte oder getrocknete Gewürze in nennenswerten Mengen produziert. „Die Branche ist
aber nicht nur regional ein Schwergewicht. Nimmt man den Umsatz, ist
sie der drittgrößte Industriezweig in Deutschland – ein Großteil der
Produktion geht in den Export – und schafft es damit auf die
internationalen Teller“, sagt Steffen Lübbert von der NGG Lüneburg. Auch Hersteller aus der Region seien regelmäßig auf der Grünen Woche –
der weltgrößten Agrar- und Verbrauchermesse – in Berlin präsent.
Gute Ernährung und gute Arbeit gehören zusammen
Neue Food-Trends wie gluten- oder laktosefreies Essen seien eine Herausforderung auch für die heimische Ernährungswirtschaft, so Lübbert. Die sei gut aufgestellt und belege bei Produktions- und Hygienestandards weltweit einen Spitzenplatz. „Kaum irgendwo ist die Lebensmittelsicherheit höher als bei uns“, sagt der Geschäftsführer der NGG Lüneburg.
Eine Voraussetzung für gutes Essen und Trinken sei jedoch, dass dieses fair produziert werde – angefangen vom Anbau der Zutaten bis hin zu den Arbeitsbedingungen in der Verarbeitung. Dazu hat die NGG eine lebensmittelpolitische Initiative gestartet. Steffen Lübbert: „Gute Ernährung und gute Arbeit gehören zusammen. Hygiene unter Zeitdruck – das kann zum Beispiel nicht gut gehen.“ Dies bedeute auch, dass Unternehmen Tarifverträge einhielten und sich an der Berufsausbildung beteiligten, betont der Gewerkschafter.
Mit Sorge sieht die NGG den Trend zur Verramschung: „Gerade bei Getränken, Fleisch und Süßwaren erleben wir regelrechte Rabatt-Schlachten in den Supermärkten. Damit werden Lebensmittel oft weit unter Wert verkauft“, kritisiert Lübbert. Weniger als 70 Cent für eine Tafel Marken-Schokolade sei in einer fairen und umweltgerechten Produktion nicht machbar. Solche Preise erhöhten den Druck auf die Beschäftigten und ihre Arbeitsbedingungen.
An die Verbraucher appelliert die NGG daher, nicht nur auf den günstigsten Preis zu achten. „Gute Lebensmittel sollten den Menschen beim Einkauf etwas wert sein. Gleichzeitig können sie damit die heimische Wirtschaft stärken – und beim Essen neben dem Genuss auch noch ein gutes Gewissen haben ."Foto | pixabay.com: Schokolade ist nicht nur in Lüchow-Dannenberg heiß begehrt