Vergangene Woche konnten die Aktiven des Gorleben-Archivs e.V. zufrieden auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken: die Finanzen sind solide und eine neue Vorstandsriege will die Gorleben-Geschichte nun auch wissenschaftlich erforschen (lassen).
Seit bald 15 Jahren arbeiten Ehrenamtliche daran, Materialien zum mittlerweile 40-jährigen Widerstand gegen die Atomanlagen im Wendland zusammenzutragen und sie für die Öffentlichkeit aufzubereiten.
Vergangene Woche hatte der Verein "Gorleben-Archiv e.V." Mitgliederversammlung. Unter Leitung der langjährigen Vorsitzenden Asta von Oppen konnten zwanzig anwesende Mitglieder auf ein erfolgreiches Jahr zurück blicken. Das finanzielle Fundament des gemeinnützigen Vereins kann dank einiger Großspender als solide bezeichnet werden. „Trotzdem müssen wir weiter aktiv neue Mitglieder werben, um die Gorleben-Geschichte auch in Zukunft noch präsentieren zu können“, betont Asta von Oppen. Gerade vor dem Hintergrund eines Jahrzehnte dauernden Endlagersuchprozesses komme dem Gorleben-Archiv eine Schlüsselrolle zu. „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten. Die Politik kann heute viel aus der Gorleben-Geschichte lernen“, so von Oppe.
Raummiete und Löhne bilden die größten Posten auf der Ausgabenseite. Ohne den enormen ehrenamtlichen Einsatz einiger Mitglieder wäre die Archiv-Arbeit jedoch überhaupt nicht möglich. Derzeit werden Dokumente u.a. aus dem Privatarchiv von Marianne Fritzen aufgearbeitet. Für die langjährige Vorsitzende der Bürgerinitiative ist das Gorleben Archiv eine Herzenangelegenheit.
Asta von Oppen dankte insbesondere
Maggie Coellen, die bis zum Ende 2013 mit ihrem unermüdlichen
Einsatz das Gorleben Archiv erst zu dem gemacht hat, was es heute
ist. Nach elfjähriger Vorstandstätigkeit gaben jetzt Asta von Oppen
und Stefan Dahlmann ihre Posten als Erste und Zweite Vorsitzende ab. In den
Vorstand wurden Hans-Werner Zachow und Mathias Edler einstimmig
gewählt.
Beide wollten ihren Einsatz nur als Übergangslösung betrachten, da sie voll im Erwerbsleben stehen und sich dem Archiv nicht mit voller Kraft widmen können. Als Kassenwart wurde Lothar Heyde wieder gewählt. In den Beirat wurden Sibylle Plogstedt und Dominique Chasseriaud neu gewählt, Marianne Fritzen, Doris Pechtl, Brigitte Heyde, Burghard Kulow und Bernd Westphal wurden im Beirat bestätigt.
Seit 1. Januar 2014 betreut Birgit Huneke als Nachfolgerin von Maggie Coellen halbtags das Gorleben-Archiv. Als ersten Schritt erneuerte sie die Büro- und Mitgliederverwaltung. In der digitalen Datenbank finden sich u.a. 600 Schriften wie Bücher, Gutachten, Diplomarbeiten etc. Demnächst soll auch das Bestandsverzeichnis (Findbuch) online verfügbar sein.
Der Vorstand sucht noch eine kundige Person, die sich 2014 um das Einwerben von weiteren Unterstützungsgeldern aus Förderprogrammen kümmert. Denn die finanzielle Absicherung des Vereines gelingt oftmals über gezielte Projekte, wie das jetzt abgeschlossene Projekt der Digitalisierung alter Filme durch Bernd Westphal und Burkhard Kulow.
Einen neuen Forschungsantrag wollen
Dieter Schaarschmidt, Sibylle Plogstedt und Mathias Edler zur
Geschichte des Gorlebenprotestes in Bezug auf Unterlagen aus dem
STASI-Archiv der ehemaligen DDR erarbeiten. Erste Ansätze sind
vorhanden, für weitere Schritte wird eine Arbeitsgruppe gegründet.
Zum Abschluss präsentierte Marianne Fritzen Dokumente aus ihrer privaten Sammlung, die jetzt Schritt für Schritt im Gorleben-Archiv der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. So wurde vor 30 Jahren u.a. radioaktiver Sand von der Küste vor der Wiederaufbereitungsanlage in Windscale (Sellafield) an Bundeskanzler Kohl und hiesige Kommunalpolitiker versandt, um gegen eine geplante Wiederaufarbeitungsanlage im Dragahner Forst zu protestieren.
Foto: Der neue Vorstand und Büro-Chefin Birgit Huneke (hinten Mitte) mit Beiräten