Während in Syrien der Kampf um Geländegewinne und Rohstoffquellen tobt, die Menschen keinen anderen Ausweg sehen als zu flüchten, sorgten syrische Exilmusiker in Berlin auf künstlerische Weise für Aufmerksamkeit - unter anderem mit Kompositionen von Nuri El Ruheibany.
Was viele Konzertveranstalter vor einem Jahr noch als schwer durchführbar einschätzten, hat ein Berliner Kulturverein mit Hilfe zweier Sponsoren glänzend geschafft: Syrische Klänge im „Kosmos der Begegnungen“ war das Anliegen des Abends in Berlin.
Ein Konzerthaus - nicht irgendeins - sondern das legendäre Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt mit 1300 Plätzen war Mitte September ausverkauft. Wo vor über 200 Jahren Lessings Nathan der Weise uraufgeführt wurde, hat das Syrische Philharmonische Exil Orchester unter der künstlerischen Leitung von Raed Jazbeh mit 14 Musikstücken von sieben arabischen Komponisten Musik ihrer Heimat
zu Gehör gebracht - und mit
deren Schönheit und Lebendigkeit
den Kriegswirren etwas
entgegensetzen wollen.
60 Exilmusiker aus ganz Europa
Jazbeh, für den der Lüchower
Nuri El Ruheibany Freund und Vorbild mit seinen
Kompositionen in der
klassischen Musik ist, hat 60
professionelle Exil- Musiker
aus allen Ecken Europas zusammengerufen,
um angesichts
der zivilisatorischen
und kulturellen Zerstörung
in Syrien syrische Musik zu
bewahren und vor einem internationalen
Publikum aufzuführen.
Das Exil-Orchester und
die Solisten boten im traditionsreichen
Konzerthaus
am Gendarmenmarkt ein
spannendes abwechslungsreiches
Programm syrischer
Komponisten - darunter auch drei Stücke von Nuri El Ruheibany.
Unter der Leitung des in
Montreal/Kanada lebenden
syrischen Dirigenten Ghassan
Alaboud bewies das
„Syrian Expat Philharmonic
Orchestra“ eine beachtliche,
künstlerische Leistung. Von
Nuri El Ruheibany, dem im
Wendland lebenden Dirigenten
und Komponisten
erklangen drei Werke: die
Ballade „Ya Toyour“ mit der
hervorragenden, syrischen
Sopranistin Rasha Rizk, die
das Publikum mit ihrer Koloraturstimme
bis ins zweigestrichene
„a“ begeisterte,
der arabische Tanz „Baladi
ya Baladi“ für Orchester und
aus „Musikalische Bilder aus
dem Orient“ die „Seidenstraße".
Berlin statt Hitzacker - eine Chance wurde vertan
Für El Ruheibany, der mit
seinen Kompositionen am
liebsten Brücken zwischen
Orient und Okzident baut,
war dieses Konzert eine
ganz besondere Sternstunde.
Stehende Ovationen,
Bravorufe und fliegende Rosen
beglückwünschten die
Musiker und anwesenden
Komponisten zu diesem eindrucksvollen
zu Herzen gehenden
Konzertabend.
Das Lüchow-Dannenberger Publikum hätte eine Uraufführung bereits vor einigen Monaten erleben sollen. Doch bis heute nicht endgültig aufgeklärte "organisatorische Schwierigkeiten" verhinderten das Konzert im VERDO. Folge: Die begeisterten internationalen Presseaktionen (Washington Post, Tagesspiegel etc.) galten der Aufführung des EXPAD-Orchesters im Berliner Konzerthaus.
Foto / Christoph Maria Lang: Stehende Ovationen erhielt das EXPAD-Orchester und Nuri El Ruheibany bei ihrem Konzert im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt.