Läuft man durch Dannenbergs Marschtorstraße, so kommt einem nicht in den Sinn, dass in den engen Fachwerkgassen Europas führender Textilverlag angesiedelt ist: Nya Nordiska. Mit ihrem Erweiterungsbau, der Freitag eingeweiht wurde, bewies das Familienunternehmen wieder einmal seinen sensiblen Gestaltungssinn, der sogar von Ministerpräsident David McAllister gewürdigt wurde.
Die Tatsache, dass der Ministerpräsident höchstpersönlich zur Einweihung kam, hatte schon am Morgen in Dannenberg für Gesprächsstoff und Aktivität gesorgt. Schließlich kommt es nicht allzu häufig vor, dass ein „MP“ sich zur Einweihung eines Produktionsbetriebs in unsere abgelegene Region verirrt. So hatten Friseure und Bekleidungsgeschäfte in und um Dannenberg in dieser Woche ein wenig mehr zu tun als sonst.
Der Ministerpräsident hatte am Freitag anscheinend seinen "Wendland-Reisetag": Nach einem Informationsbesuch in Neu Darchau, wo es um den Bau der Elbbrücke ging, hatte McAllister mittags die Saftfirma Voelkel in Pevestorf besucht. Abends standen dann noch ein Gespräch mit Probst Wichert von Holten und eine Veranstaltung der CDU auf dem Programm.
Doch der Besuch bei Nya Nordiska lag David McAllister offensichtlich am Herzen. Nicht nur, dass das Land Niedersachsen den 6 Mio. Euro teuren Erweiterungsbau mit nicht unerheblichen Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt hatte, auch privat hängen "einige Nya Nordiska Werke" in seinem Haus. „Das Geld des Landes ist hier gut investiert“, war der Ministerpräsident sicher. „Die Firmengeschichte Nya Nordiskas ist eine Erfolgsgeschichte, die einmal mehr beweist, wie enorm wichtig Familienunternehmen für die mittelständische Wirtschaft in Niedersachsen sind. Ich habe immer wieder festgestellt, dass diese Betriebe neben soliden Finanzen und enger Verbundenheit mit ihrer Region hohe kreative Kraft entwickeln."
McAllister: Familienunternehmen enorm wichtig für Niedersachsen
Weiter zeigte er sich in seiner Grußrede beeindruckt, von der hochmodernen und doch so sensiblen Architektur, die sich harmonisch in das historische Fachwerkensemble der Altstadt einfügt. Immerhin umfassen die rund 4.110 Quadratmeter an Gewerbe- und Bürofläche sechs miteinander verbundene Baukörper, die Platz für nahezu 150 Arbeitsplätze bieten.
Auch die Familie Hansl-Röntgen ist zufrieden mit dem Neubau. “Der Entwurf von Volker Staab zeigt eine sympathisch zurückhaltende Industrieästhetik. Er folgt unserem kreativen Leitmotiv, Althergebrachtes in Beziehung zur Gegenwart zu bringen“, so die Nya Nordiska Seniorchefin Diete Hansl-Röntgen. Anders als sonst bei Neuplanungen von Privatunternehmen hatte die Familie einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben, den der Berliner Architekt Volker Staab gewann.
Seine sensible Arbeitsweise hatte das Architekturbüro von Volker Staab bereits beim Umbau des Museums Gunzenhauser in Chemnitz bewiesen oder beim Neubau des Museums in Nürnberg. Aktuell gewann das Büro den Wettbewerb um den Neubau für ein neues Museum auf der Zitadelle Spandau. In Dannenberg entstand, orientiert an den umliegenden Gebäuden, die Imagination einer gefalteten Landschaft, ähnlich einem plissierten Stoff, der sich in der Fassade aus rötlich eloxiertem, gekantetem Aluminium widerspiegelt.
Auch die rund 380 Gäste waren beeindruckt von der schlichten Eleganz des Baus. Der Erweiterungsbau war notwendig geworden, weil Nya Nordiskas Exportgeschäft seit Jahren wächst, so dass der Platz im alten Gebäude nicht mehr ausreichte. „Dabei haben wir erst vor 13 Jahren erweitert“, so Remo Röntgen in seiner Rede. „Dass wir so schnell würden nochmals erweitern müssen, haben wir uns damals nicht vorstellen können“.
Mit ihren hochwertigen Dekorations- und Möbelbezugsstoffen für den Privat- und Objektbereich, ausgezeichnet mit über 250 renommierten Designpreisen wie “red dot award:product design“, “iF product design award“ und “Designpreis der Bundesrepublik Deutschland“ zählt Nya Nordiska im Textildesign zur internationalen Spitze. Arabische Königshäuser, Scheichs und Hollywood-Stars zählen ebenso zu den Kunden wie Fachgeschäfte in Europa und Asien.
Seit 1964 herausragendes Textildesign
Heinz Röntgen hatte den Betrieb 1964 gegründet. Seit seinem Tod im Jahre 2003 führt seine Ehefrau Diete Hansl-Röntgen den Betrieb gemeinsam mit ihren ebenfalls langjährig im Unternehmen tätigen Kindern Marcus Hansl, Remo Röntgen, Sybilla Hansl und Bernhard Hansl.
Im Jahr 2008 wurde die Marke Artline Wohndecor, heute Nya Artline, vom Unternehmen übernommen und ergänzt seitdem das Angebot um hochwertige Vorhangstangen und Schienensysteme. Nya Nordiska hat Tochtergesellschaften in Paris, London, Como und Tokyo.
Der Anteil des Exportgeschäfts am Gesamtumsatz liegt heute bei nahezu 70 Prozent mit steigender Tendenz.
Ein entspannter Empfang mit Sinn für Sinnlichkeit
Auf dem Empfang am Freitag zeigte sich beeindruckend, was Ministerpräsident McAllister an mittelständischen Familienunternehmen so gelobt hatte: ihre Verbundenheit mit der Region, in der sie leben und arbeiten. Die Mitarbeiter des Hauses waren ebenso zum Empfang eingeladen, wie Freunde aus der Kunst- und Kulturszene und Geschäftsinhaber aus Dannenberg. Selbst an einen betreuten Spielraum für die Kinder der Gäste hatte die Geschäftsführung gedacht.
Dabei kamen auch die Sinne nicht zu kurz. Hatte schon die grandiose Architektur die Sinne der Ästhetiker beflügelt, so boten auch die kulinarischen Spezialitäten eines regionalen Gasthauses Köstliches für den Gaumen. Bis in den Abend hinein wurde entspannt geplaudert, gegessen und getrunken.
Der Ministerpräsident allerdings musste schon nachmittags wieder aufbrechen, hatte er doch noch zwei weitere Termine an diesem Tag zu bewältigen: Nachdem er sich morgens schon in Neu Darchau über den geplanten Brückenbau über die Elbe informiert und danach der Firma Voelkel einen Besuch abgestattet hatte, galt es noch ein Gespräch mit dem Probst der Evangelische Kirche zu absolvieren und abends an einer Veranstaltung der CDU teilzunehmen.
Noch sind die eleganten Büroräume nicht belebt, doch schon bald werden in Dannenberg weitere 15 Arbeitsplätze eingerichtet, so dass dann fast 150 Mitarbeiter endlich ohne Baubeeinträchtigungen arbeiten können.
Fotos: Angelika Blank / Architekturfotos: Nya Nordiska (Marcus Ebener)
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