Durch Umstellung auf Ökolandbau könnten zwar durchschnittlich 15 bis 20 Prozent der Treibhausgase in der Landwirtschaft eingespart werden. Diese Reduktion allein reicht aber nicht aus, denn langfristig muss der Ausstoß von Klimagasen um mehr als 50 Prozent sinken. Zudem würde eine vollständige Umstellung auf Ökolandbau 70 Prozent mehr Fläche erfordern, etwa 10 Millionen Hektar. Da diese Fläche weder in Deutschland, noch in Europa verfügbar ist, müssen vor allem Produktion und Konsum von Rindfleisch und Milch drastisch zurückgehen, so die Verbraucherorganisation foodwatch am Montag in Berlin anlässlich der Präsentation der neuen Studie des IÖW.
"Es gibt sehr große Einsparmöglichkeiten für Klimagase in der Landwirtschaft. Darum muss die Landwirtschaft Teil der Klimapolitik werden", forderte Thomas Korbun, wissenschaftlicher Geschäftsführer des IÖW. Die Wissenschaftler haben erstmals die Klimawirkungen für Weizen, Milch, Schweine- und Rindfleisch vergleichend in typischen herkömmlichen und ökologischen Betrieben berechnet und nennen konkrete Reduktionspotentiale.
Auf entwässerten Moorböden und Feuchtwiesen macht Landwirtschaft nur acht Prozent der genutzten Fläche aus, doch hier entstehen rund 30 Prozent aller Treibhausgase. Der Grund: Intakte Moore wirken wie ein Tresor, in dem Klimagase sicher weggeschlossen sind. Werden Moore entwässert, kommt der Torfboden in Kontakt mit Sauerstoff und zersetzt sich. Dabei entstehen hochwirksame Klimagase. "Die Agrarpolitik muss deshalb handeln und die weitere Entwässerung der Moore für die Landwirtschaft stoppen", forderte Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung. "Moorschutz ist Klima- und Naturschutz gleichzeitig. Moore sind für Wildtiere da - und nicht für die Landwirte."
Für Verbraucher nennt die Studie den Klimaeffekt verschiedener Lebensmittel. Nicht immer ist die Klimabilanz von Bio-Lebensmitteln besser als bei herkömmlicher Produktion. Bio-Fleisch aus der Rindermast etwa kann bis zu 60 Prozent mehr CO2 verursachen als konventionell hergestelltes. "Das Biosiegel liefert keinen ausreichenden Hinweis für einen klimafreundlichen Konsum von Lebensmitteln", sagte foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. Ausschlaggebend sei vielmehr die Ernährungsweise, nämlich wie viel Rindfleisch und Milchprodukte der Einzelne verzehrt. Die Herstellung von einem Kilogramm konventionellen Schweinefleisch verursacht so viel CO2 wie ein Mittelklassewagen, der 26 Kilometer fährt. Ein Kilogramm herkömmliches Rindfleisch aus der Mast schädigt das Klima wie eine 71-Kilometer-Fahrt.
REAKTIONEN:
Für Biomilch-Landwirt Heinrich Pothmer aus Teichlosen ist die Studie zu eng gefasst: "Es geht nicht nur darum, wieviel Methan vor allem Rinder freisetzen, sondern auch um die ökologische Gesamtbilanz. Und hier muss man sagen, dass gerade Rinder oft auf Flächen gehalten werden, auf denen ansonsten keine landwirtschaftliche Nutzung mehr statt findet. Diese Flächen würden ansonsten verbuschen. In Bergregionen ist die Rinderhaltung zudem wichtig, um die Erosion der Hänge zu vermeiden." Ausserdem sei es entscheidend, welches Futter die Rinder bekommen. Die ökologische Gesamtbilanz eines Rindes, dass sich ausschließlich von den Pflanzen auf der Weide ernähre, sei eine völlig andere als die eines Hochleistungsrindes, welchem permanent Kraftfutter zugeführt wird. "In Rinder werden 10 kjoule hineingesteckt und 1 kjoule kommen raus", so Pothmer. "Wenn man nur die CO2-Produktion auf ein Kilogramm Fleisch rechnet, so stimmen die Zahlen der Studie vermutlich."
Der Vorstand des Bioland-Bundesverbandes, einer der grössten Verbände der Biobauern, sieht sich durch die Studie bestätigt. Thomas Dosch vom Bioland-Bundesvorstand konzentriert sich dabei ganz auf die Aussage der Studie, dass die Bio-Landwirtschaft grundsätzlich weniger Schadstoffemissionen verursacht als die konventionelle Landwirtschaft.
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Foto: Angelika Blank