Der Rothirsch ist ein echter Energiesparer. Im Winter fährt er seinen Stoffwechsel so weit herunter, dass die körpereigene "Heizung" auf Sparflamme läuft. Er reduziert jetzt in den eisigen Wintermonaten Körpertemperatur, Herzschlag und Atmung. Statt 60 bis 70 Mal in der Minute schlägt das Rothirsch-Herz jetzt nur 30 bis 40 Mal. Werden die Tiere gestört, so verbrauchen sie jetzt enorm viel Energie.
"Die Tiere verharren oft bewegungslos auf der Stelle. Sie sind in eine Art Winterruhe verfallen", sagt Hilmar Freiherr von Münchhausen. Der Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung betont: "Wird die Ruhephase der Tiere jetzt gestört, brauchen sie enorm viel Energie für die Flucht." Dann müssen sie mehr fressen, um die Körperheizung wieder mit "Brennstoff" zu füttern. Doch das Nahrungsangebot ist gerade jetzt bei hohen Schneelagen knapp. "Notgedrungen knabbern Rothirsche an jungen Bäumen und Baumrinde mit negativen Folgen für die Forstwirtschaft." Münchhausen fordert deshalb: "Jagdfrei für den Rothirsch jetzt im Januar!"
Einige Bundesländer wie Schleswig-Holstein, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und das Saarland lassen männliche Jährlinge und Kälber sogar bis Ende Februar bejagen. Nur Mecklenburg-Vorpommern hat die Jagdzeit auf Rot-, Reh- und Damwild verkürzt. Sie endete am 10. Januar. Auf dem jagdpolitischen "Holzweg" ist dagegen Staatsministerin Margit Conrad in Rheinland-Pfalz. Dort wurde das Ende der Jagdzeit erst wieder vom 15. auf den 31. Januar verschoben.
Außer durch Jagd wird das Rotwild im Winter auch durch Wanderer, Skifahrer und Schneeschuhläufer gestört, besonders wenn sie abseits der Wege oder nachts unterwegs sind. Wie schwerwiegend sich menschliche Störungen auf das Rotwild auswirken, untersucht nun die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) mit Unterstützung der Deutschen Wildtier Stiftung. "Mit Hilfe von besenderten Tieren, deren Bewegungen über GPS verfolgt werden können, untersuchen wir die Reaktionen des Rotwildes auf unterschiedliche Störungen", erläutert Rudi Suchant, Projektleiter bei der FVA.
"Kernstück der Untersuchung sind die Analyse der Reaktionen der mit Sendern ausgestatteten Tiere auf verschiedene Arten menschlicher Störungen", so Suchant weiter. Darüber hinaus vergleichen die Forscher Rotwild, das einem normalen Jagddruck ausgesetzt ist mit Tieren, die seit längerer Zeit nicht mehr bejagt wurden. "Unabhängig von anderen menschlichen Störungen ist die Verringerung des Jagddrucks ein wichtiger Schlüssel für mehr Ruhe in den Rotwildrevieren", erläutert Freiherr von Münchhausen. Im gemeinsamen Projekt der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg und der Deutschen Wildtier Stiftung werden deshalb auch Vorschläge für möglichst störungsarme Jagdmethoden entwickelt.
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