Am Dienstag traf sich der Atomausschuss des Landkreis mit Vertreter der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung, um sich über aktuelle Themen auszutauschen. Hauptthema: wann wird die PKA abgebaut?
Seit September 2019 ist es klar: die Pilotkonditionierungsanlage in Gorleben wird abgebaut. So verkündeten es im September 2019 Umweltminister Olaf Lies und Sewold Seeba, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) bei einem Besuch in Gorleben. Wann das geschehen soll, blieb damals allerdings offen.
Um diese und andere Themen im Zusammenhang mit dem Zwischenlager zu besprechen, hatte der Atomausschuss des Landkreises Lüchow-Dannenberg Vertreter der BGZ eingeladen. Am Dienstag trafen sich nun der Atomausschuss des Landkreises gemeinsam mit dem entsprechenden Ausschuss der Samtgemeinde Gartow mit vier BGZ-Zuständigen.
Sicherungsmaßnahmen für das Zwischenlager
Seit mittlerweile über einem Jahrzehnt werden zusätzliche Sicherungsmaßnahmen - unter anderem gegen Terrorangriffe - für das Zwischenlager gefordert. Das Projekt "Nachrüstung", dauere, so Dr. Matthias Heck, Bereichsleiter
und im BGZ zuständig für Genehmigungsfragen. "Das wird aber aktiv betrieben."
Das Thema ist inzwischen ein Dauerbrenner: praktisch seit Bestehen des Zwischenlagers wird in regelmäßigen Abständen eine Verbesserung der Sicherungsmaßnahmen gefordert. Im Jahre 2018 wurden Planungen vom Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) genehmigt. Eine Genehmigung des Landkreises Lüchow-Dannenberg war damals schon beantragt, aber noch nicht erteilt. Mit seinem Verweis auf lange Genehmigungszeiten stieß Dr. Klaus-Jürgen Brammer im Ausschuss auf Unverständnis. 2024 sollen die Arbeiten nun abgeschlossen sein - inklusive (u.a.) einer Veränderung der Hauptzufahrt, einer Sicherungszentrale sowie einer neuen Videoanlage, die bereits nächstes Jahr eingesetzt werden soll.
Verblüffung löste Dr. Brammer aus, als er erklärte, dass für defekte Behälter im Abfalllager (wo schwach- und mittelaktiver Müll aufbewahrt wird) immer noch die Energieversorger zuständig seien. "Da sind wir nur Dienstleister, die Lagerraum zur Verfügung stellen und verwalten," so Brammer. "Die Planung der Energieversorger, wann sie was und wie transportieren wollen oder wie sie Beschädigungen beseitigen wollen, ist uns nicht bekannt." Ausgelöst wurde diese Erläuterung durch die Frage von Asta von Oppen (Grüne), wohin beschädigte Behälter aus dem Abfalllager gebracht würden.
Rückbau der PKA frühestens ab 2026
Ein weiteres großes Thema bei der Ausschuss-Sitzung war der Rückbau der Pilotkonditionierungsanlage (PKA).
Ursprünglich war die PKA gebaut worden, um darin die Konditionierung
(das Umverpacken von Behältern mit hochradioaktivem Inhalt für die Endlagerung) des in Gorleben gelagerten
Atommülls durchzuführen. Diese Aufgabe hat sich inzwischen erledigt.
Wie am Dienstag zu hören war, muss die PKA dennoch bis auf Weiteres bestehen bleiben, da sie Teil der Betriebsgenehmigung für das Zwischenlager ist. Erst wenn ein schlüssiges - und genehmigtes - Reparaturkonzept vorliegt, kann sie abgerissen werden.
Ein genehmigtes Reparaturkonzept liegt für die meisten Transport- und Lagerbehälter bereits vor, hieß es von Seiten der BGZ. Im Falle einer festgestellten Undichtigkeit könne die
Dichtung des äußeren Deckels eines Behälters problemlos vor Ort im
Lager ausgetauscht werden. "Bei einer Undichtigkeit des inneren
Deckels wird mit einem durch die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung anerkannten Verfahren ein
zusätzlicher Deckel aufgeschweißt („Fügedeckel“). Dadurch ist
die Doppeldeckelfunktion wieder hergestellt," so Tristan Zielinski, Sprecher der BGZ. Die PKA sei hierfür
nicht erforderlich.
Anders sieht es mit der Transportgenehmigung für Behälter des Typs HAW28M aus (In Gorleben lagern davon 21 Stück): "Dieser kann nach der aktuellen Zulassung nur mit dem
inneren Deckel transportiert werden und müsste somit – laut
aktueller Genehmigungslage in Gorleben – in der PKA repariert
werden," so Zielinski.
Im
Zwischenlager Biblis lagern baugleiche Behälter mit
Abfällen aus der Wiederaufarbeitung, die auch ohne inneren Deckel (mit einem Zusatzschutz) transportiert werden dürfen. Ziel der BGZ sei es nun, diese Genehmigung auch für die Behälter im Zwischenlager Gorleben zu erhalten. "Sobald dieses Verfahren auch hier genehmigt wird und die Verknüpfungen
zur Anlagensicherung aufgelöst sind, wird die PKA als
Reparaturmöglichkeit nicht mehr benötigt und die BGZ kann deren
Stilllegung und Abriss beantragen," so Zielinski
Dr. Brammer mochte in der Ausschuss-Sitzung keinen konkreten Termin für den Start des Abrisses nennen, ging aber davon aus, dass dies aufgrund der langen Zeiträume für die Genehmigungsverfahren nicht vor dem Jahre 2026 stattfinden werde. Man werde aber "nach Abstimmung mit den zuständigen Behörden die
notwendigen Genehmigungsschritte umgehend einleiten".
Foto | Andreas Conradt: Luftaufnahme der Pilotkonditionierungsanlage in Gorleben