Kameragesteuerte Hacken, digitale Analyse-Spaten oder Drohnen mit hochsensiblern Hyperspektralkameras - die neuen digitalen Gerätschaften sollen helfen, Umweltbelastungen zu minimieren. Agrarministerin Otte-Kinast besuchte kürzlich eine Versuchsparzelle, auf der die Anwendungen bereits praktisch erprobt werden.
In Schickelsheim im Kreis Helmstedt wird schon das erprobt, was der Landkreis Lüchow-Dannenberg mit seinem 5G-Wettbewerbsbeitrag erst noch umsetzen möchte.
Zu den vom Ministerium mitfinanzierten, hochmodernen Technologien, die dort unter betrieblichen Bedingungen eingesetzt und geprüft werden, gehört ein digitaler Analyse-Spaten, der in Echtzeit wichtige Bodenparameter liefert, etwa den Nährstoff-, den Humusgehalt sowie den pH-Wert. Eine kameragesteuerte Hacke, die nicht nur zwischen den Reihen der gepflanzten Kultur, sondern auch in der Reihe zwischen einzelnen Pflanzen Un- und Beikräuter beseitigt, konnte Ministerin Barbara Otte-Kinast bei ihrem Besuch in einer Versuchsparzelle beobachten. „Verfahren zur mechanischen Unkrautbekämpfung spielen eine wichtige Rolle, wenn es künftig darum geht, mit weniger Pflanzenschutzmittel zu arbeiten", fasste Jobst Gödeke, Leiter des PraxisLabors, die Funktion des Geräts zusammen.
Der Flug einer Drohne mit hochsensibler Hyperspektralkamera, die Entwicklungsunterschiede innerhalb von Kulturen analysieren hilft, ein für exaktere Düngung mit einem Stickstoffsensor ausgerüsteter Schlepper sowie ein vierrädriger Feldroboter, der die Qualität von aufgehendem Saatgut dokumentiert, verdeutlichten den zahlreichen Gästen aus Politik und Wissenschaft das breite Spektrum digitaler Anwendungsmöglichkeiten.
„Mit den gesammelten Erkenntnissen dieses Leuchtturmprojekts auf Basis der hohen Standards unseres Feldversuchswesens können wir unsere Landwirtinnen und Landwirte über Beratungs- und Bildungsangebote unterstützen und auch Behörden mit validen Daten versorgen", betonte Kammerpräsident Gerhard Schwetje mit Blick auf die Weiterentwicklung des PraxisLabors. So gehört die Einrichtung eines mobilen Schulungszentrums für Digitalen Ackerbau zu den nächsten Schritten.
„In unseren Versuchen und Projekten werden die Effekte auf die
ackerbaulichen Verfahren und gleichzeitig auf die natürlichen Ressourcen Boden,
Wasser, Klima und Artenvielfalt ermittelt", erläuterte Stefan Ortmann, Leiter
des LWK-Geschäftsbereichs Landwirtschaft, den besonderen Ansatz des
PraxisLabors.
Mit rund einer Million Euro fördert das Niedersächsische
Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (ML) das neue PraxisLabor Digitaler
Ackerbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK).
Scheitert jetzt der 5G-Wettbewerbsbeitrag Lüchow-Dannenbergs?
Fast identische Einsatzmöglichkeiten beschreibt das Wettbewerbskonzept des Landkreises Lüchow-Dannenberg, welches die Verwaltung Anfang des Monats beim Bundesministerium eingereicht hatte.
Gibt es angesichts der Tatsache, dass digitale Anwendungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft bereits erprobt werden, überhaupt noch eine Chance, für Lüchow-Dannenberg in die zweite (Umsetzungs)runde zu kommen?
Die Erste Kreisrätin Nadine Löser sieht da keine Konkurrenz: "Das läuft völlig unabhängig voneinander," so Löser. "In Schickelsheim wird mit einem Förderprogramm des Landes gearbeitet. Das Bundesprogramm - zu dem wir ein Konzept eingereicht haben - ist ein Wettbewerb, mit dem bundesweit die besten Ideen für 5G-Einsatzmöglichkeiten gesucht werden. Selbst wenn das Konzept unseres Landkreises als das beste erachtet wird, bedeutet das noch lange nicht, dass Lüchow-Dannenberg es auch umsetzen kann und wird."
Das liegt an dem ungewöhnlichen Verfahren, welches das Bundeswirtschaftsministerium hier anwendet: zuerst gab es einen Aufruf zum Einreichen von Ideen für 5G-Einsatzmöglichkeiten. Aus diesen Einsendungen wurden dreizehn ausgewählt, die zu ihrer Idee ein ausführliches Konzept schreiben sollten. Dafür gab es 100 000 Euro - womit die Einreicher ihre Urheberrechte am Konzept an den Bund abgegeben haben.
In der zweiten Phase wird das Bundesministerium die besten Ideen küren - und dann in einer weiteren Ausschreibung nach dem Träger suchen, der das Konzept umsetzen will und kann. Heißt im Klartext: sollte der Bund das Konzept des Landkreises auswählen, kann dieser auf die Einreichung eines Umsetzungsplans verzichten. Dann wars das für den Landkreis und das Projekt geht an einen anderen Träger - so es denn jemand machen möchte.
Bild von DJI-Agras auf Pixabay: Drohnen mit hochsensiblern Hyperspektralkameras und andere digitale HighTech-Gerätschaften sollen im "digitalen Ackerbau" Umwelt- und Bodenbelastungen minimieren sowie präzise Informationen über Bodenbeschaffenheit und Wuchsstadium geben.