Am Montag informierte der Geschäftsführer der Psychiatrischen Klinik Uelzen über die aktuellen Planungen, in Dannenberg eine Psychiatrische Tagesstätte einzurichten. Ende 2010 soll der Bau am Querdeich beginnen.
Auf rund 3,5 Millionen Euro werden sich die Baukosten für das Sozialpsychiatrische Zentrum in Dannenberg summieren. Darin enthalten sind die Tagesklinik, eine psychiatrische Institutsambulanz, eine ergotherapeutische Praxis und eine psychiatrische Tagesstätte. Bis zur Fertigstellung des Zentrums am Querdeich wird die Tagesstätte ab Januar 2010 im selben Haus ihren Dienst anbieten wie die Ergo-Praxis: in der Marschtorstraße 44.
Die Psychiatrische Klinik Uelzen GmbH wird ihr Vorhaben, wie berichtet, im Baugebiet Querdeich zwischen dem zurzeit entstehenden DRK-Altenheim und dem Lindenweg verwirklichen. Der Geschäftsführer der Klinik, Kurt Spannig, informierte die Presse am Montag über aktuelle Zahlen zum Projekt: Rund 5000 Quadratmeter groß ist das Gelände, welches die GmbH von der EDL gekauft hat. EDL steht für „Energiedienstleistungen Dannenberg“ – eine neuer Name der „Stadtwerke Dannenberg“, die etwa je zur Hälfte der Stadt Dannenberg und der Energieversorgung MVV in Mannheim gehören. Die EDL hat sich besonders die Vermarktung des Gebietes Querdeich zur Aufgabe gesetzt. Die bisherige Planung des Sozialpsychiatrischen Zentrums sieht ein zweistöckiges Gebäude vor, das eine Nutzfläche von rund 900 Quadratmetern umfasst. Das große Grundstück, auf dem gebaut werden soll, lässt genügend Platz für eventuelle spätere Erweiterungen.
Keine „Geschlossene“ - Keine Straftäter
Als sich vor einiger Zeit in Dannenberg die Nachricht verbreitete, mitten in der Stadt werde nahe dem Schulzentrum eine psychiatrische Einrichtung entstehen, gab es nur ganz wenige negative Reaktionen aus der Bevölkerung, war von Stadtdirektor Jürgen Meyer zu erfahren. Geschäftsführer Kurt Spannig versprach, im Vorfeld des Projekts sollen die Bürgerinnen und Bürger „sehr sorgfältig“ über die Arbeit des Sozialpsychiatrischen Zentrums und seines Patientenkreises informiert werden. In der Tagesklinik werden Menschen betreut, die dort nur Werktags vom Morgen bis zum späten Nachmittag verweilen, ansonsten aber in ihren gewohnten sozialen Umfeld leben. Es sind Patienten mit Depressionen, Ängsten oder Persönlichkeitsstörungen. In Dannenberg, so betonte der Geschäftsführer, entsteht keine stationäre Klinik, demzufolge werde es in der Jeetzelstadt auch keine „geschlossene Abteilung“ oder eine Station für psychiatrisch zu behandelnde Straftäter geben. Informationsveranstaltungen für die Öffentlichkeit vor Ort habe es seinerzeit auch gegeben, als die Psychiatrische Klinik, die zuvor jahrelang in Häcklingen ihren Standort hatte, ihren Neubau in Uelzen schuf.
Depressionen „Problem des Alltags“
Die Akzeptanz gegenüber psychisch Kranken und psychiatrischer Einrichtungen habe sich zum Guten gewandelt: Darin war sich Geschäftsführer Spannig mit Stadtdirektor Jürgen Meyer einig, der an den tragischen Tod des Nationaltorwarts Robert Enke erinnerte. Der Fußballer litt unter schweren Depressionen, hatte sich infolgedessen im November das Leben genommen. Dieses Geschehen habe wohl vielen Menschen deutlich gemacht, so Meyer, dass Depressionen mittlerweile zu einem verbreiteten „Problem des Alltags“ geworden seien. Es sei wichtig, rechtzeitig und offen mit dieser Krankheit umzugehen, und dazu könne die am Querdeich entstehende Einrichtung einen wertvollen Beitrag leisten. Das Gebiet „Querdeich“, blickte der Stadtdirektor zurück, war vor rund zehn Jahren ursprünglich für eine Solarsiedlung vorgesehen. Doch das habe sich nicht so entwickelt wie erhofft. Sodann sei das Areal lange Zeit ein „Sorgenkind“ gewesen; nun aber wachse dort ein soziales Dienstleistungszentrum, das seinesgleichen suche. Die Stadt Dannenberg, bemerkte Meyer, unterstütze das Projekt der Psychiatrischen Klinik, indem sie zu 100 Prozent die Bauleitplanung übernehme und dadurch die Rahmenbedingungen für das Sozialpsychiatrische Zentrum schaffe. „Wir hoffen, dass nach Eingang des Bauantrages sofort mit dem Bau gestartet werden kann“, bekräftigte Meyer.
Psychiatrische Klinik begrüßt Nähe zur EJK
Die Bauplanungen, ergänzte Geschäftsführer Spannig hierzu, müssen aufgrund der Förderung durch das Land Niedersachsen – erwartet werden rund 1,5 Millionen Euro – mit dem Land und der Oberfinanzdirektion in Hannover abgestimmt werden. Es sei davon auszugehen, dass im kommenden Jahr die entsprechenden Schritte abgewickelt werden, so dass gegen Ende 2010 der Bau am Querdeich beginnt. Ziel der GmbH sei es, „möglichst intensiv“ die regionalen Firmen in den Bau mit einzubeziehen. Für Dannenberg habe sich die Psychiatrische Klinik GmbH bei der Standortfrage besonders wegen der Nähe zur Capio Elbe-Jeetzel-Klinik (EJK) entschieden, sagte Spannig. Mit Blick auf die dort vorhandenen Möglichkeiten zur Diagnostik und Akutbehandlung gehe man von einer guten Zusammenarbeit aus. Das Gleiche gelte auch hinsichtlich der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten.
Ausgelastet wird die Tagesklinik mit ihren 12 Plätzen und einer durchschnittlichen Verweildauer von 26 Tagen pro Patient ganz gewiss sein. Sie schließt eine psychiatrische Versorgungslücke im Kreis. Dafür spricht unter anderem ein – umstrittener - „Richtwert“, der besagt: Etwa jeder siebte Deutsche hat ein psychisches Leiden. Fakt sei, dass eine Zunahme psychischer Erkrankungen festzustellen ist, berichtete Edmund Bode, Vorsitzender des Vereins „Die Brücke“. Dieser Verein ist alleiniger Gesellschafter der Psychiatrische Klinik Uelzen GmbH. Es sei sehr zu begrüßen, so Bode, dass psychisch Kranke nicht mehr, wie noch vor Jahrzehnten, „abgeschoben“ würden, sondern inzwischen das Bemühen im Vordergrund stehe, die Betroffenen ins tägliche Leben mit einzubeziehen. Dies Ziel hat auch die Tagesstätte, die bis zum Umzug an den Querdeich in der Marschtorstraße ihren Platz finden wird. Dort sollen Menschen, die an psychischen Problemen leiden, zum Beispiel üben, wie sie eine sinnvolle Tagesstruktur entwickeln können – mit dem Ziel, so formuliert es „Die Brücke“, „eine selbständige und unabhängige Lebensführung in der vertrauten Umgebung zu sichern oder weitgehend wieder herzustellen.“
Foto: Vorübergehendes Quartier für die Tagesstätte in der Dannenberger Marschtorstrasse