Thema: jugend

Jugendzentrum Dannenberg renoviert: barrierefrei und gut gedämmt

Alter Asbest ist weg, Behinderte brauchen Barrieren nicht mehr zu fürchten, das ganze Gebäude wurde in puncto Energiesparen gründlich saniert und innen sowie außen frisch renoviert, kurz: Das Jugendzentrum in Dannenberg präsentiert sich "völlig neu".

Gut neun Monate lang begegneten sich im "Jotti“, wie das Zentrum gern genannt wird, nicht allein junge Menschen, sondern auch viele fleißige Handwerker. Um zu zeigen, was sie geleistet haben, begrüßten Jotti-Leiterin Silke Mahlke und ihr Team am Donnerstag zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens zu einem Neujahrsempfang.

Architekt Bernd Pauker, verantwortlich für Planen und Verlauf des Renovierens, erläuterte den Gästen, was in und an dem 30 Jahre alten Komplex geschehen ist: Als das Gebäude seinerzeit entstand, wurde dem Sparen von Energie noch nicht jener Stellenwert eingeräumt, der heutzutage üblich ist. Demzufolge war im Zuge der Renovierung viel nachzuholen. Unter anderem wurde die vorhandene Dämmung des Gebäudes erheblich verstärkt, wurde das Dach erneuert, erhielt das Jotti rundum neue Fenster. Effekt: Der Energieverbauch wird um rund 50 Prozent gesenkt.

Orientierungstafel in Braille-Schrift

Vor geraumer Zeit hatte man festgestellt, dass im Jugendzentrum vor drei Jahrzehnten Asbest mit verbaut worden war. Zwar bedrohte der Schadstoff nicht die Gesundheit der Besucherinnen und Besucher, aber nun war es an der Zeit, ihn restlos zu entfernen. Beseitigt wurde auch all jenes, was Behinderten irgendwie im Wege stehen könnte - das Jotti ist barrierefrei.

Auch können Behinderte ein eigenes geräumiges WC benutzten, mit einem Aufzug ins Obergeschoss gelangen, und besondere Beachtung widmeten die Planer den sehbehinderten Nutzern des Zentrums: In dessen Eingangsbereich ist eine Orientierungstafel zu finden, die neben der üblichen Druckbeschriftung alle Hinweise auch in Braille-Schrift aufweist - also in jenen Punkt-Buchstaben, die Sehbehinderte mit den Fingern lesen können. Entsprechende Hinweise an den Türen, verschiedenfarbige Bodenbeläge und Leuchtstreifen sind weitere Orientierungen für sehbehinderte Menschen. Allein die behindertengerechte Umgestaltung des Jotti schlägt in der Bauabrechnung mit rund 100 000 Euro zu Buche.

1,3 Millionen Euro investiert

Rund 1,3 Millionen Euro hat die Renovierung gekostet. Jeweils 500 000 Euro zahlen die Samtgemeinde Elbtalaue und die Stadt Dannenberg, das Land Niedersachsen hat 300 000 Euro spendiert. Die Stadt habe ihren Anteil mit Blick auf die jungen Menschen und deren Aktivitäten im Jugendzentrum gern gegeben, betonte Dannenbergs Bürgermeister Peter Selber. Leider, so fügte er hinzu, tue Deutschland – im Gegensatz etwa zu Skandinavien und den Niederlanden - zu wenig für die Kinder und Jugendlichen. Viel zu wenig, wenn man bedenke, dass Deutschland im internationalen Maßstab eine der führenden Industrienationen sei. Den Jugendlichen, die das Jotti bereits nutzen, rief der Bürgermeister zu: „Bringt noch mehr junge Leute mit hierher“. Im Jotti seien alle willkommen, ganz gleicher welcher Herkunft, Religion oder Hautfarbe.

„So grün – grüner geht’s nicht“

Bundestagsabgeordneter Eckard Pols (CDU) räumte in seinem Grußwort ein, dass tatsächlich mehr getan werden müsse, „damit Kinder und Jugendliche die Lobby haben, die ihnen zusteht“. Bei ihm, so der Politiker aus Lüneburg, laufe Peter Selber mit seiner Forderung in puncto Jugend „offene Türen ein“.

Zum Jotti und dessen Renovierung sagte Pols: „Das Einzige was mich als Schwarzen stört, ist das viele Grün hier“. In der Tat: Sowohl die Außenfassade des Jugendzentrums erstrahlt jetzt in frischem Grün, und auch die meisten Innenräume sind in verschiedenen Grüntönen gestrichen, teils sehr intensiv. So intensiv, dass ein Besucher unkte: „Hier ist es so grün – grüner geht’s nicht!“

Als „Fielmann-Jugendzentrum“ bezeichnete Erster Kreisrat Martin Schultz das renovierte Jotti, denn „Wir als Landkreis haben nicht einen Pfennig dazu bezahlt!“ Anerkennend äußerte sich Schultz über die Aktivitäten und die Arbeit im Zentrum und bemerkte sinngemäß, dies sei nicht an allen Orten so.

Jotti hofft auf Spenden für Inventar

Als Nachbar bedankte sich Direktor Jürgen Thiele, Leiter des Fritz-Reuter-Gymnasiums, für das gute Beieinander und ließ die Gäste des Empfangs wissen: Das Jotti stelle den Schülerinnen und Schülern für das Einüben kreativer Darstellungen zeitweise Räumlichkeiten zur Verfügung, während im Schulzentrum Umbaumaßnahmen laufen. Ein weiterer Nachbar, Warenhausleiter Rainer Buchelt vom Famila-Markt, hatte einen Scheck als Gastgeschenk mitgebracht; das Jotti kann ihn gut gebrauchen, denn neues Inventar, Möbel zum Beispiel, sind im Renovierungs-Etat nicht enthalten, können wohl nur durch Spenden finanziert werden. Dies wissend, hatten auch Günter Wedhorn von der Sparkasse und DRK-Kreisvorsitzender August Mattiesch Briefumschläge mit willkommenem Inhalt mitgebracht.

„Ort der Motivation und Aktion“

Der symbolische Schlüssel fürs neue Jugendzentrum wanderte vom Architekten zunächst zu Samtgemeinde-Bürgermeister Jürgen Meyer. Er freute sich darüber, dass die Arbeit im Jotti während der gesamten Renovierungszeit weiter laufen konnte. „Ursprünglich hatten wir damit gerechnet, die Aktivitäten auslagern zu müssen.“ Da das nicht geschehen musste, habe man rund 60 000 bis 80 000 Euro einsparen können. Meyer wiederum übergab den großen Schlüssel an Jotti-Leiterin Silke Mahlke, die den Anwesenden versprach: „Wir wollen auch künftig Vorbild und Wegweiser für die offene Jugendarbeit sein“. Das Jotti sei ein Ort der Motivation und der Aktion. Wie diese in der Praxis aussehen kann, zeigten mehrere Tanzgruppen, die für ihre Darbietungen mit lebhaftem Applaus belohnt wurden.

Bei einem gemütlichen Beisammensein waren Kommentare von so Manchem zu hören, der mittlerweile „in Amt und Würden“ ist und in den Anfangsjahren des Dannenberger Jotti selbst noch zu den sich dort wohl fühlenden Jugendlichen zählte. „Weiß Du noch, damals, als wir mit Uwe Schröder (damals Zentrumsleiter) zusammen Musik gemacht haben?“ und ähnliche Gedanken begleiteten das kalte Büfett.

 

{{tpl:inlineLB2 |ID=QPHA61QXVG}}




2010-01-08 ; von Hagen Jung (autor),

jugend  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können