Thema: atomkraft

Rechtsgutachten: Keine Brennelemente mehr in marode Atomkraftwerke

Noch immer werden Brennelemente aus Deutschland an marode Atomkraftwerke in Belgien und Frankreich geliefert. Ein aktuelles Rechtsgutachten stellt nun fest, dass diese Exporte mit deutschem Atomrecht nicht vereinbar sind. Es bestehen massive Sicherheitsbedenken.

Laut einem Gutachten der Rechtsanwältin Dr. Cornelia Ziehm, das die Ärzteorganisation IPPNW in Auftrag gegeben hat, dürfen Ausfuhrgenehmigungen für Brennelemente in die Atomkraftwerke Doel (Belgien), Cattenom und Fessnheim gemäß § 3  Atomgesetz nicht mehr erteilt werden. Bereits erteilte Genehmigungen können oder müssen sogar widerrufen werden.

Nach Ansicht der Rechtsanwältin Cornelia Ziehm ermöglichen die Brennelemente aus Lingen den Betrieb u. a. der genannten Atomkraftwerke. Alle drei Anlagen seien aber nach deutschem Atomrecht wegen Sicherheitsmängeln nicht genehmigungsfähig, so Ziehm. Die Bundesregierung und die Bundesländer haben aufgrund von Sicherheitsbedenken schon vor einiger Zeit gegenüber Belgien und Frankreich bereits die Stilllegung der Anlagen gefordert. „Die weitere Belieferung der Atomkraftwerke in Doel, Fessenheim und Cattenom mit in Deutschland hergestellten Brennelementen ist in hohem Maße widersprüchlich und nicht mit geltendem Recht vereinbar“, erklärt Dr. Angelika Claußen, Vizepräsidentin Europa der IPPNW.
Deswegen dürften neue Ausfuhrgenehmigungen vom zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle nicht mehr erteilt werden, fordert auch Rechtsanwälting Ziehm. Bereits erteilte Ausfuhrgenehmigungen könnten bzw. müssten widerrufen werden. „Das wiederum bedeutet einen Exportstopp für Brennelemente aus Deutschland in die Atomkraftwerke in Doel, Fessenheim und Cattenom“, schlussfolgert Dr. Ziehm in ihrem Guachten.

Wenzel: Bundesregierung muss Ausfuhrsperre ernsthaft prüfen 

„Erst kürzlich hat die Umweltministerkonferenz gefordert, die Produktion von Brennelementen in den Atomausstieg einzubeziehen. Wenn es eine Option dafür gibt, die Lieferung von Brennelementen an Atomkraftwerke über das Bundesamt für Ausfuhrkontrolle zu unterbinden, muss die Bundesregierung ‎diesen Weg ernsthaft prüfen," so Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel am Freitag.

Bereits im Juni hatte Wenzel bei einem Besuch in Lingen die Geschäftsführung der Advanced Nuclear Fuels GmbH darauf hingewiesen, dass nach dem Auslaufen der Genehmigung der Reaktoren der Bedarf zur Produktion von Brennelementen endet und das Unternehmen zum Erhalt der Arbeitsplätze sein Geschäftsmodell überarbeiten muss.  



2016-07-24 ; von asb (autor), pm (autor),
in Berlin, Deutschland

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