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Ruhe für Lüchows Hauptstraße – Umgehung wurde freigegeben

Ungewohnte Ruhe herrschte Dienstag Mittag in Lüchows Innenstadt: über eine Stunde donnerte kein LKW über die Hauptstraße, keine PKW-Schlange drückte sich durch die Stadt ... Die Freigabe der Ortsumgehung zeigte fast umgehend beeindruckende Wirkung auf Lüchows Hauptstraße.

Nach 44 Monaten Bauzeit war es am Dienstag endich soweit: unter Anwesenheit von zwei Staatssekretären, verschiedener Bundestagsabgeordneter sowie vieler Kreistagsmitglieder und Verwaltungsangestellter wurde die neue Stadtumgehung Lüchow feierlich für den Verkehr freigegeben. Mehrere hundert Einwohner wollten sich die feierliche Freigabe ebenfalls nicht entgehen lassen und hatten sich auf der Fußgängerüberquerung versammelt.

Für den parlamentarischen Staatssekretär im Bundes-Verkehrsministerium, Enak Ferlemann, ist es nach eigenem Bekunden „immer eine besondere Freude, Ortsumgehungen dieser Art freizugeben". In seinem Grußwort anläßlich der Freigabe machte er aus seiner Freude über die Fertigstellung der Ortsumgehung keinen Hehl.  „Bei der Anfahrt hatte ich noch einmal das ‚Vergnügen‘, durch die Innenstadt fahren zu dürfen. Wie schön, dass diese unerträgliche Belastung für die Bürger nun ein Ende hat," so Ferlemann.

Mehr Lebensqualität für Lüchow

Der Staatssekretär sieht für die Stadt Lüchow eine Riesenchance, die Stadt nun „nach vorne“ zu bringen. „Mehr Grün rein, so dass eine lebens- und liebenswerte Innenstadt entsteht“, rief er den versammelten Kommunalpolitikern und Verwaltungsvertretern zu.

Die Bürger, denen die neue Umgehung ja nun hauptsächlich zugute kommen soll, blieben allerdings während der Eröffnungszeremonie Zaungäste. Sie waren auf die Fußgängerbrücke und hinter hohe Gitterzäune längs der Umgehungsstraße verbannt worden. Wie am Rande der Veranstaltung zu hören war, hatte die Landesbehörde wohl Sorge sowohl um die Unversehrtheit der Bürger, mehr noch aber um die der - teilweise noch unbefestigten - Randstreifen.

Dabei werden die Bürger der Stadt wohl am meisten von der Ortsumgehung profitieren, wird doch allgemein geschätzt, dass ab sofort nur noch die Hälfte der täglich ca. 10 - 15000 Fahrzeuge, die sich bisher tagtäglich durch die Innenstadt quälten, zu ertragen haben.

Reicht die Größe der Kreisel aus?

Sorge macht sich der Staatssekretär allerdings um die Größe der insgesamt fünf Kreisel im Verlauf der Umgehung. „Eigentlich bin ja gegen Kreisel auf Bundesstraßen“, erklärte Ferlemann in seiner Grußrede, „denn allzu oft reichen die Durchmesser der Kreisverkehre nicht aus, um langen LKWs problemlos die Durchfahrt zu ermöglichen. Doch hier hoffe ich, dass gut genug geplant wurde, um Nachbesserungen zu vermeiden.“

Doch auch im Kreistag scheinen massive Zweifel an der Größe der Kreisel zu bestehen. „Nein, es reicht nicht“, oder „da werden wir bestimmt nachbessern müssen“, raunte es aus den Reihen der anwesenden Kreistagsmitglieder.

Trotzdem ist Ferlemann von der grundsätzlichen Bedeutung für Lüchow überzeugt: „Die Lebensqualität in Lüchow wird sich spürbar verbessern. Die neue Umgehung bescxhleunigt den Verkehrsfluss und verkürzt die Fahrzeiten. Das stärkt die Wirtschaft. Der Bund hat die knapp 17 Millionen Euro für diese Maßnahme gut angelegt.“

Gesamtkosten 16,8 Mio. Euro

Genau 16,8 Mio. Euro hatte es sich das Bundesverkehrsministerium kosten lassen, damit Lüchow nach Jahrzehnten endlich eine effektive Ortsumgehung bekommt.

Auch Verkehrs-Staatssekretär Oliver Liersch, der für die Landesregierung angereist war, freute sich, dass sich ab sofort der Durchgangsverkehr nicht mehr durch Lüchow quälen muss.

„Mit der Wiedervereinigung 1989 erhielt die B 248 ihre alte Bedeutung als wichtige Nord-Süd-Achse zurück. Als Hauptverkehrsstraße ist die alte B 248 innerorts bisher mit über 150000 Kraftfahrzeugen am Tag belastet. Aufgrund ihrer Funktion als Hauptgeschäftsstraße kam es zu erheblichen Konflikten bei der Nutzung. Liersch: „Die 20 000 Tonnen Asphalt, die wir hier in vier Jahren verbaut haben, bedeuten für Lüchow: weniger Lärm,weniger Abgase und mehr Sicherheit auf unseren Straßen. Die Lebensqualität der Anwohner wird sich  spürbar verbessern. Der Durchgangsverkehr macht um Lüchow nun einen großen Bogen.“

Schon am ersten Tag der Freigabe machte sich die Wirkung in Lüchows Innenstadt bemerkbar: nie war es an der Hauptstrasse leiser als an diesem Tag. Keine LKWs mehr, die anliegende Gebäude vibrieren ließen, kein quietschendes Abbremsen mehr – und überhaupt sehr viel weniger PKWs, die Lüchows Hauptstraße nutzten. Lediglich an Sonntagen dürfte es bisher möglich gewesen sein, dass Fußgänger die Lange Straße ohne längeres Warten am Straßenrand überqueren konnten.

"Hoffentlich hält das an", diesen Stoßseufzer schickten Angestellte Lüchower Geschäfte gen Himmel, die dem Frieden des ersten ruhigen Tages noch nicht so richtig trauen mochten.

 

FAKTEN ZUR ORTSUMGEHUNG

Streckenlänge: 5,4 km

Verlauf: Die Ortsumgehung beginnt im Nordwesten im Bereich der Einmündung der B 493 in die B 248 und endet im Südosten an der B 248 in Höhe der Polizeikaserne. Im Norden stellt die Umgehung eine östliche Verlängerung der B 493 dar. Nach Überquerung der Jeetzel und der höhenungleichen Kreuzung der eingleisigen Bahnstrecke Lüchow - Dannenberg verschwenkt die Trasse in südöstliche Richtung und folgt dann bis in Höhe Kolborn dem eingleisigen Bahnkörper. Im weiteren Verlauf umgeht sie im Bahnhofsbereich östlich die Gewerbebetriebe, kreuzt die Trasse der B 493 und mündet in Höhe der Polizeikaserne in die bestehende B 248 ein.

Baukosten: 16,8 Mio Euro

Anschlüsse/Brücken: insgesamt fünf Knotenpunkte (Kreisverkehr), insgesamt 11 Brückenbauwerke

Bauzeit: Baubeginn: Dezember 2006, Verkehrsfreigabe: 10. August 2010 (44 Monate)

TECHNISCHE DATEN

Baulänge: 5,4 km
Breite der Fahrbahn: 7,50 m
Füllboden: 160 000 Kubikmeter
Mutterboden: 40 000 Kubikmeter
Asphalt: 20 000 t
Schutzplanken: ca. 2500 m

PLANUNGSDATEN

Das gesamte Planungs- und Umsetzungsverfahren zog sich über insgesamt 17 Jahre hin. Bereits im April 1993 fand die erste Antragskonferenz zum Raumordnungsverfahren statt. Die landesplanerische Feststellung ist datiert auf den 21.01.1997, der letztendliche Planfeststellungsbeschluss erging am 30.12.2002. Danach dauerte es noch einmal vier Jahre, bis mit den Bauarbeiten begonnen werden konnte.

 

Fotos: Angelika Blank / Front: Gemeinsam gaben sie die Ortsumgehung für den Verkehr frei (von links):Eckhard Pols (MdB,CDU), Almuth Witthaus (Präsidentin d. Nds. Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Karin Bertholdes-Sandrock (MdL, CDU), Staatssekretär Enak Ferlemann, Staatssekretär Oliver Liersch, Kirsten Lühmann (MdB, SPD, Mitglied des Verkehrsausschusses), Dirk Möller, Leiter der Nds. Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Lüneburg.

 

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2010-08-10 ; von Angelika Blank (autor),

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