Nach mehr als drei Jahren war es endlich soweit: das grundsanierte und neu gestaltete Höhbeck-Museum in Vietze feierte am Freitag seine Wiedereröffnung mit einer entspannten Sommerfeier.
Die seit langem notwendige bauliche Sanierung des Museumsgebäudes nutzte das Höhbeckmuseum Vietze, um auch die Ausstellung sowie die Räume völlig neu zu gestalten. In sommerlich entspannter Atmosphäre wurde am Freitag das Museum wiedereröffnet - trotz Corona-Einschränkungen. Es wurde eine Veranstaltung des Staunens und der Begeisterung über die hellen, großzügigen Räume, die jetzt viele Möglichkeiten - auch für Sonderausstellungen und kleinere Veranstaltungen - bieten.
"Wir wollen ein offenes Museum sein, in dem lebendig und leicht verständlich über die lange Geschichte des Höhbeck erzählt wird," so Museumsleiterin Christa Lehrer bei der Eröffnung. Sie hat unermüdlich mit nicht nachlassender Beharrlichkeit seit ungefahr zwei Jahren sowohl die gesamte Finanzplanung als auch die Baubetreuung übernommen. Damit hatte sie der Gemeinde Höhbeck (in deren Gebäude das Museum untergebracht ist) eine immense Aufgabe abgenommen.
Von den Slawen bis zur Zeit der Elbschiffer
Nicht ohne Grund ist in Vietze ein Museum entstanden, hat der Höhbeck doch seit über 300 000 Jahren eine besondere Geschichte. In der Saale-Eiszeit aufgestaucht, entstand in der 84 m hohen Erhebung eine einmalige geologische Struktur, die sogar besondere klimatische Bedingungen zur Folge hat.
Auch die Besiedlungsgeschichte bietet viel Interessantes: von den Slawen an ihrer westlichsten Grenze, über Karl dem Großen, der auf dem Höhbeck ein Kastell betrieb bis hin zur Geschichte der Elbschifffahrt, die über 100 Jahre das Dorf prägte: Anfang des letzten Jahrhunderts lebten über 80 % der Vietzer Bewohner direkt oder indirekt von der Elbschifffahrt. 2017 war es dann mit den Binnenschiffern in Vietze zu Ende: der letzte noch aktive Elbschiffer ging von Bord.
Für all diese "Zeit-Räume" gibt es im Museum zahlreiche Objekte und Fundstücke, zu denen es oft lebendige Geschichten gibt, die bei Führungen gerne erzählt werden.
Nicht zuletzt beherbergt das Höhbeckmuseum eine der - wenn nicht die - umfassendsten Sammlung einheimischer Schmetterlinge.
Eine eigene Abteilung ist dem Vietzer Maler Adolf Schlawing gewidmet, der Anfang der 1920er Jahre aus Berlin nach Vietze gezogen war und dort bis zu seinem Tod im Jahre 1957 lebte und arbeitete.
Mit Vietze eng verbunden
1932 hatte der Archäologie-begeisterte Schullehrer Walter Menke damit begonnen, mit seinen Schülern nicht nur archäologische Fundstücke zu sammeln. Die inzwischen rund 80-jährigen erinnern sich oft noch mit leuchtenden Augen an diese Zeit.
"Das war toll," erzählte eine Vietzerin schon vor einiger Zeit. "Mit Begeisterung haben wir die Stücke gesammelt." Die nationalsozialistische und rassistische Gesinnung Menkes spielte dabei keine Rolle. In den 50er Jahren war es dann E. Sprockhoff, der die Grabungen fortführte.
Der Höhbeck bleibt von archäologischem Interesse. Vor einigen Jahren wies der Archäologe Jens Schneeweiß nach, dass in Vietze das lange gesuchte "Schezla" lag, eine wichtige Handelssiedlung, die in Karls d. Großen Annalen aufgeführt war.
1935 ergab sich dann die Möglichkeit, dass im Schulgebäude ein Museum eingerichtet werden konnte - die bis dahin gesammelten Fundstücke konnten endlich in einem würdigen Rahmen präsentiert werden.
Mit der aktuellen Sanierung und Umgestaltung ist ein Ort zum Erleben von "Zeit-Räumen" geschaffen worden. Des Weiteren soll das Höhbeckmuseum auch ein Ort der Begegnung werden. Ein neu eingerichteter Raum macht kleinere Veranstaltungen möglich und die überdachte Terrasse im Eingangsbereich mit dem offenen Büchertauschschrank gibt eine weitere Möglichkeit des Tauschens und Treffens.
Die beliebten Veranstaltungen in der Remise wird es dieses Jahr wohl nicht geben, sind aber weiter im Plan.
Öffnungszeiten: Das Museum ist bis zum Saisonende 2020 im Oktober Mittwoch, Samstag und Sonntag von 14 Uhr bis 17 Uhr zu besichtigen. Corona bedingt bis auf Weiteres leider nur mit Voranmeldung Tel: 05846 -9802828 oder 05846 -2201. Email: museum.hoehbeck@gmail.com
Fotos / Angelika Blank: Impressionen von der Wiedereröffnungsfeier