Wer mittwochs um 18 Uhr in die Aula
der KGS Clenze kommt, den empfangen Stimmengewirr, Lachen, Umarmungen.
Der Chor “Kiliano” findet sich zusammen: Menschen aller
Altersgruppen zwischen elf und über 70 Jahren treffen sich hier
einmal pro Woche und singen 1,5 Stunden lang gemeinsam. Zunächst
stimmt die Chorleiterin Lore Schätzlein ihre Truppe aufs Singen ein:
Alle stehen im Kreis, lockern die Schultern, hüpfen, singen
Tonfolgen, üben Rhythmik. Dann, nachdem der Chor sich nach den
Stimmlagen: Bass, Tenor, Alt, Sopran aufgestellt hat, erklingt das
erste Lied. Und die Kilianos kennen viele schöne Stücke: ob
Weltmusik, Pop oder bekannte Filmmelodien.
Angefangen hat alles mit einer kleinen
Singegruppe, die Lore Schätzlein im Jahr 1999 an der Lüchower
Musikschule ins Leben gerufen hat. Etwa 12 Mädchen hatten sich mit
dem Namen “Kilino” (Kinder, Lieder, Instrumente) damals um die
Musikerin geschart, die nach der Elternzeit Lust auf Neues hatte.
“Erst einmal ging es erstmal darum, überhaupt einstimmig zu
singen”, lacht Lore Schätzlein. Später dann kamen über Kanons
und einfache zweistimmige Lieder weitere Stimmen dazu. Ein erstes
Programm, das der Chor aufführte hieß: “Mit tausend Tönen um die
Welt”. Gesungen wurde Weltmusik, die Kinder hatten sich mit
Trachten verschiedener Kulturen verkleidet.
Vielfältige musikalische Programme
Solche Programme begleiten den Chor, der nun 20 Jahre wird, durch seine Geschichte. Immer wieder hat Lore Schätzlein Konzertmottos zusammengestellt: In “Leben eben” ging es ums Geborenwerden und ums Sterben und um alles, was dazwischen passiert. “Alles muss klein Beginnen” hatte – der Name lässt es vermuten - das Wachsen zum Inhalt. “Ich bin mit dem Chor gewachsen und der Chor mit mir”, sagt die Chorleiterin.
Im Jahr 2002 kam von den inzwischen
jugendlichen Chormitgliedern der Wunsch, auch Erwachsene mit
aufzunehmen. Und so kamen die ersten Eltern dazu. In dieser Zeit kam
auch ein Gastchor aus Polen zu Besuch, der die Kilianos inspirierte:
Der Chor hatte eine sehr klassische Ausrichtung, die Stimmen waren
ausgebildet und die Mehrstimmigkeit war toll anzuhören. “Alle, die
bisher meine stimmbildnerischen Übungen belächelt hatten, forderten
diese nun regelreicht ein," erinnert sich Lore Schätzlein.
Und auch
die Chorleiterin wuchs mit dem Chor: Berufsbegleitend ließ sich die
zweifache Mutter zwischen 2008 und 2009 zur Jazz- und Popchorleiterin
in Wolfenbüttel ausbilden. Ein inspirierender Kraftakt: Die
Ausbilder waren zum Beispiel Anne Kohler, die heute Professorin für
Chor- und Orchesterleitung an der Hochschule für Musik in Detmold
ist, und Oliver Gies von der Vocal Band Maybebop.
Leben für den Gesang
Der Alltag mit
Arbeit und Kindern musste neben der Ausbildung weiterlaufen. Die
Kinder waren bei Freunden oder beim Papa, wenn Lore am Wochenende in
Wolfenbüttel war. “Die Hausaufgaben habe ich oft Nachts gemacht”,
erinnert sie sich achselzuckend. Eine Anstrengung, die sich gelohnt
hat: Mit der fertigen Ausbildung wuchs plötzlich der Chor, in dem
bis dahin lange um die 20 Personen gesungen hatten, auf 30
Sängerinnen und Sänger an.
Und so entwickelte der Chor sich mit seiner Leiterin, und die Leiterin wuchs mit dem Chor. “Ich hatte während der Ausbildung so richtig Blut geleckt. Ich hätte nicht gedacht, dass die Chorleitung mal so einen wichtigen Teil meines Lebens ausmachen würde” erinnert sich Lore Schätzlein.
Inzwischen
betreut sie noch zwei weitere Chöre, die aus Kiliano erwachsen sind:
Den Frauenchor PiCanta und den Popchor “A lFine
Schulze träumt vom Jazz" . Für Lore macht den Reiz der
Chorarbeit auch aus, zu erspüren, was ein Chor braucht und wohin es
die Sängerinnen und Sänger zieht. Im Kiliano werde schon viel
gearbeitet, aber manchmal sei es auch wichtig, einfach nur Schlichtes
schön zu singen, erzählt die Musikerin. Und das gelingt dem Chor,
der inzwischen rund 60 Mitglieder hat, sehr gut: Zuletzt gab es eine
Konzertreihe unter dem Titel “Film ab!”, die auf begeisterte
Zuhörer stieß.
"Die Seele unseres Chors ist die Gemeinschaft"
Und nun arbeitet der Chor wieder - an
seinem Jubiläumskonzert, das am 9. November in der Aula der Freien
Schule Hitzacker stattfinden wird. Aus den 20 Jahren Chorgeschichte
hat Lore Schätzlein einen bunten Blumenstrauß aus Stücken
gebunden, die der Chor in Kleingruppen oder als Einheit singen wird.
Und dafür wird vor allem am Chorwochenende Anfang Oktober
gearbeitet. Seit vielen Jahren schon trifft sich Kiliano für
intensive Probenwochenenden einmal im Jahr.
Zunächst organisierte die Chorleiterin die Wochenenden ganz allein, kochte, probte, stellte das Programm zusammen. “Inzwischen mache ich nur noch die musikalische Leitung”, freut sich Lore Schätzlein. Den Rest übernimmt der Chor. Und alle freuen sich auf die gemeinsame Zeit.
“Die Seele unseres Chors ist die
Gemeinschaft. Aber auch der Wunsch, uns musikalisch
weiterzuentwickeln, trägt uns”. Gemeinsam singen, Erlebnisse
teilen, die Musik genießen. Schon 20 Jahre geht das bei Kiliano ganz
wunderbar.
Foto | Vivian Rossau: Seit 20 Jahren steht der Chor "Kiliano" immer wieder auf den Bühnen - nicht nur der Region.