Wie jetzt bekannt wurde, hat das Bundesumweltministerium die sogenannten "Stresstests" auch auf Atommüll produzierende und lagernde Betriebsstätten ausgeweitet. Dazu gehören ausdrücklich auch Zwischenlager. Was bedeutet das für das Zwischenlager in Gorleben?
Der grüne Bundestags-Abgeordnete Oliver Krischer hatte sich Ende Juli an das Bundesumweltministerium gewandt, um zu erfahren, welche "Überprüfung von welchen Sicherheitsstandards" u.a. in Gronau durchgeführt würden. Das BMU antwortete prompt: am 3. 8. schrieb BMU-Staatssekretär Jürgen Becker dem grünen Abgeordneten, dass "die Entsorgungskommission am 22. Juni 2011 mit der Entwicklung von Prüfkonzepten für in Betrieb oder in Errichtung befindliche Einrichtungen zur Behandlung, Zwischenlagerung und Endlagerung bestrahlter Brennelemente, Wärme entwickelnder und anderer Arten radioaktiver Abfälle ... beauftragt" wurde.
Nach Informationen von contratom bestätigte der Atomexperte Michael Sailer, Geschäftsführer des Öko-Instituts und Vorsitzender der Entsorgungskommission, diesen Prüfungsauftrag. Sailer kündigte demnach eine strenge Überprüfung an: “Wir erwarten Antworten, die sich auf qualifizierte, belastbare und von unabhängigen Experten überprüfte Dokumente stützen. Skizzenpapiere der Betreiber reichen in diesem Fall nicht.”
Was bedeutet nun dieser Prüfauftrag für das Zwischenlager in Gorleben?
Wie das BMU gegenüber wnet bestätigte, bedeutet der neue Prüfauftrag tatsächlich, dass nunmehr auch das Zwischenlager Gorleben erweiterten Sicherheitsüberprüfungen unterzogen werden soll.
Für die Sicherheitsüberprüfung der AKWs standen vor allem die Belastbarkeit der Sicherheits- und Notstandssysteme sowie der Umgang mit anlageninternen Notfallmaßnahmen und deren Wirksamkeit im Mittelpunkt der Untersuchungen, insbesondere vor dem Hintergrund von naturbedingten Ereignissen wie Erdbeben, Hochwasser oder Extremwetterlagen. Für die Überprüfung der weiteren Betriebe, die mit nuklearen Stoffen arbeiten, wird jetzt ein neues Prüfkonzept entwickelt, welches die Ergebnisse der Reaktor-Sicherheitskommission aus den Überprüfungen der AKWs "berücksichtigen" soll.
Nach einer Stellungnahme des Ökoinstituts Darmstedt vom Mai 2011, welches diese im Auftrag des BMU im Mai verfasst hatte, sollen auch die möglichen Auswirkungen von Flugzeugabstürzen, Explosionsdruckwellen oder gezielten Angriffen mit untersucht werden. Doch ob diese Überprüfungen in den nun erweiterten Sicherheitsüberprüfungen enthalten sein werden, ließ sich zur Stunde nicht klären, denn es gibt noch keinen Zeitplan für die Entwicklung der Prüfkonzepte und die anschließende Umsetzung.
Foto: BLG / Gelände des Zwischenlagers in Gorleben