Im Herbst 2006 haben wir unsere Leser das erste Mal damit belästigt – damals noch unter dem Tarnmantel einer esoterisch daherkommenden Überschrift, die die längste in der Geschichte der zero war und bis heute ist: „Unzählige Quellen speisen Bäche und Flüsse, die sich in einem einzigen großen See vereinigen. Von dort fließt ES über verzweigte Lebensadern zu allen Menschen im ganzen Land“. Und es hat geklappt: zero hat die Stromwechselkampagne in Lüchow-Dannenberg zumindest befeuert. Waren im Herbst 2006 analog zum Bundesdurchschnitt rund 3,3 Prozent der Haushalte im Landkreis Lüchow-Dannenberg vom Stromverkäufer, Atomkraftwerks- und Zwischenlagerbetreiber „E.ON avacon“ zu einem Ökostromanbieter gewechselt, so sind es heute immerhin 6,1 Prozent.
Kein Grund indes, sich zurückzulehnen, schon gar nicht vor dem aktuellen Hintergrund der drohenden Aufhebung des Endlager-Moratoriums in Gorleben und erst recht nicht angesichts der Ergebnisse der kürzlich veröffentlichten Kinderkrebsstudie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz. Danach erkranken im Umland von Atomkraftwerken mehr Kinder an Krebs als im Bundesdurchschnitt. Kommentar der Verantwortlichen in Politik und Energiewirtschaft: Das kann aber nicht an den Atomkraftwerken liegen! Denn die sind nun mal sicher. Basta!
Politiker und Wirtschaftsführer haben viel von Pippi Langstrumpf gelernt: „Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt!“ Wir sollten dieses Motto auf andere Art ernstnehmen, auch wenn es nur im Kleinen und auf den ersten Blick bedeutungslosen Lebensbereichen beginnt. Eine dieser Nischen ist das Thema „Stromwechsel“ – langweilig, staubtrocken, aber mit großer Wirkung. Denn warum sollten wir als Stromkunden unseren Goldkoffer denjenigen öffnen, die uns wissentlich und planmäßig vergiften?
Ein einziges Mal fünf Minuten Zeit investiert, den Wechselservice eines echten Öko-Stromanbieters (Tabelle, pdf) in Anspruch genommen – und schon fließt das Geld der monatlichen Stromrechnung nicht mehr in die Hände derjenigen, die uns Jahr für Jahr mit Castorbehältern beglücken.
Bei der letzten Auswertung hatten wir uns gefreut, die prozentuale Wechselquote für die Anzahl der Haushalte in jeder kleinen Gemeinde angeben zu können – ein neues Computersystem in den Samtgemeinden mit entsprechenden Abfrageoptionen hatte es möglich gemacht – allerdings nur scheinbar. Daß die drei Samtgemeinden zusammen auf über 32 000 Haushalte, mithin potentielle Stromkunden, im Landkreis Lüchow-Dannenberg kommen, hatte uns damals schon stutzig gemacht, und die EJZ hat uns dankenswerterweise darauf hingewiesen, daß das nicht stimmen könne. Und richtig: Die Gesamtzahl und auch sämtliche Angaben zur Anzahl der Haushalte in den jeweiligen Gemeinden sind für unsere Zwecke nicht verwertbar.
Warum? Weil der Computer (warum auch immer) jedes in einem Haushalt lebende Kind über 27 Jahre automatisch als eigenen Haushalt einstuft. Auch jeder einzelne Bewohner eines Altenheimes ist für den Gemeindecomputer gleichbedeutend mit einem Haushalt. Das treibt die Gesamtzahlen natürlich nach oben und saubere Rückschlüsse „1 Haushalt = 1 privater Stromkunde“ entsprechen nicht den tatsächlichen Gegebenheiten. Also geben wir diesmal wieder die Einwohnerzahlen pro Gemeinde und die Stromwechsleranzahl an und so können Sie sich wenigstens ein „gefühltes“ Bild vom Anteil der Öko-Verstromten in Ihrer Gemeinde machen. Die Prozentzahl der Öko-Stromwechselquote für den gesamten Landkreis fußt auf der neuesten Angabe des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik zur Gesamtzahl der Haushalte im Landkreis Lüchow-Dannenberg: Demnach sind es mit 26 777 Haushalten (2006) tatsächlich deutlich weniger, als die neuen Gemeindecomputer zählen.
Neben „Greenpeace energy“, „Lichtblick“ und den Stromrebellen aus dem Schwarzwald „EWS Schönau“ haben wir nun auch die „Naturstrom AG“ mit in die Liste der echten Ökostromversorger aufgenommen. Grund: Es gibt dort keine Eigentumsverflechtungen mit der Atomindustrie, und die „Naturstrom AG“ bietet inzwischen auch ein Vollversorgungsmodell an. Nur mit der gleichzeitigen Erzeugung und dem Verbrauch von sauberem Strom kann dreckiger Strom aus umweltschädlichen Atom- und Kohlekraftwerken aus dem Netz gedrängt werden.
Der neuerliche Anstieg der Öko-Stromwechsler im Wendland hat allerdings mit der Aufnahme der „Naturstrom AG“ in die Bilanz nur am Rande etwas zu tun: Vor allen Dingen konnten die anderen drei Anbieter ihren Kundenstamm im Kreis vergrößern. Vor allen Dingen habt Ihr Eure Nachbarn und Bekannten überzeugt, daß es Zeit ist, zu wechseln. In allen Gemeinden (außer in Küsten und im Lemgow) sind die Ökostromwechselzahlen noch einmal gestiegen, am stärksten in Dannenberg, Gusborn, Karwitz und Gartow.
Was das real bedeutet, wollen wir zum Schluß wieder in Heller und Pfennig benennen. Geht man davon aus, daß ein Durchschnittshaushalt rund 1 000 Euro pro Jahr seinem Stromanbieter hinblättern muß, so fließen bei 1 633 Öko-Stromwechslern jetzt immerhin 1,633 Millionen Euro nicht mehr in die Taschen des Atomkraftwerks- und Gorlebenbetreibers „E.ON avacon“, sondern an Firmen, die damit den Ausbau regenerativer Energien vorantreiben. Alles nur Peanuts? Beileibe nicht. Es ist ein Anfang, den es fortzusetzen lohnt.
Foto: Timo Vogt/randbild
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- GPenergy 040 - 80 81 10 - 330
- Lichtblick 01 80 - 2 - 66 06 60
- Elektrizitätswerke Schönau 0 76 73 - 8 88 50
- Naturstrom AG 02 11 - 779 00 - 444
- ww.atomausstieg-selber-machen.de
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