Telekom prescht vor - Landkreis ärgert sich

Die Telekom kündigt an, noch dieses Jahr in drei Orten mit dem Breitbandausbau zu beginnen. Der Landkreis befürchtet nun, dass die kreiseigenen Ausbaupläne gefährdet sind. 

Worum der Streit wirklich geht, ist im Moment nicht wirklich durchschaubar. Schon im Jahre 2014 hatte die Telekom angekündigt, die drei Orte Lüchow, Hitzacker und Dannenberg auf eigene Kosten mit Glasfaserleitungen versorgen zu wollen. Der Landkreis nahm daraufhin diese drei Gebiete aus ihren kreiseigenen Plänen heraus -was bis heute so geblieben ist.

Im Juni kündigte die Telekom nun an, dass der Ausbau noch dieses Jahr abgeschlossen wird. seitdem ist man beim Landkreis in Alarmstimmung. Befürchtet wird, dass die eigenen Pläne nicht mehr umgesetzt werden können. "Durch die im Juni mitgeteilte Initiative gefährdet die Telekom das kommunale Breitbandausbauvorhaben des Kreises und setzt letzten Endes den landkreisweiten und flächendeckenden Ausbau des Breitbandnetzes aufs Spiel," so Lüchow-Dannenbergs Baudezernentin Maria Schaaf in einem Informationsschreiben an die Bürgermeister im Landkreis.

Hitzacker, Dannenberg und Lüchow gelten als attraktive Gebiete, in denen eine Wirtschaftlichkeit problemlos zu erreichen sein dürfte. Es stehe zu befürchten, dass der angekündigte Ausbau der Telekom in einzelnen "attraktiven" Gebiete dazu führen könnte, dass der flächendeckende Ausbau durch den Landkreis nicht realisiert werden könne, so Schaaf weiter.. Denn die bisherige Wirtschaftlichkeitsberechnung gehe davon aus, dass ausschließlich der Landkreis das Breitbandnetz ausbaut und dann vollständig an ein Telekommunikationsunternehmen verpachtet, erläuterte Schaaf.

Aber - siehe oben - der Landkreis ist seit 2014 darüber informiert, dass die Telekom in den genannten drei Orten selber ausbauen will. Baudezernentin Schaaf ist aber überzeugt, dass es die Telekom bei diesem Ausbau nicht belässt. "Ich habe aber Informationen, dass die Telekom weiteren Netzausbau auch in anderen Orten plant," so Schaaf. 

Wirtschaftlichkeit in Frage gestellt

"Wenn an den wirtschaftlich attraktivsten Orten nun die Telekom als Konkurrent hinzutritt, ist zu erwarten, dass der Pachtzins des späteren Netzbetreibers erheblich sinken würde, da mit weniger Kunden zu rechnen wäre," befürchtet Schaaf. "Im Ergebnis bedeutet dies, dass das wirtschaftliche Risiko für den Landkreis erheblich steigt." Schon jetzt sehen die kreiseigenen Planungen vor, dass 40 % der derzeitigen Anschlussinhaber im Landkreis sich frühzeitig für die Glasfaserlösung des Landkreises entscheiden müssen, damit das Netz rentabel betrieben werden kann.

Da die Gemeinden den Bauanträgen der Telekom zustimmen müssen, bittet der Landkreis die Bürgermeister in dem aktuellen Infoschreiben deshalb, "vor einer etwaigen Erteilung von wegerechtlichen Zustimmungen gegenüber Telekommunikationsanbietern zuerst an den Kreis heranzutreten." Dies sei "insbesondere vor dem Hintergrund zwingend erforderlich, dass der Landkreis die Möglichkeit von Mitverlegungsmaßnahmen zur Kostenreduzierung des kommunalen Ausbaus prüft."

Telekom: Alle müssen sich dem Wettbewerb stellen

Die Telekom sieht das Problem nicht. Natürlich könne es auch zu einem Wettbewerb der Infrastrukturen kommen, äußerte Telekom-Sprecher George-Stephen McKinney in einer Antwort auf die wnet-Anfrage. "Dem stellen wir uns als bundesweiter Anbieter jeden Tag und überall. Klarerweise gilt auch umgekehrt: Auch jeder andere Investor muss sich diesem Wettbewerb stellen und sich im Markt behaupten." Des weiteren kündigte er an, dass die Telekom bei einer späteren Ausschreibung für den Betrieb des Landkreisnetzes ein Angebot abgeben werde.  

Was einen möglichen Ausbau des Netzes über die drei Orte hinaus angeht, so geben die Informationen der Telekom nicht viel Neues her. "Im Ausbau befinden sich alle Kabelverzweiger (KVz), die bei einem Markterkundungsverfahren durch den Landkreis von 2014  benannt wurden. Darüberhinaus werden noch weitere KVz folgen, sofern diese (nach neuen Berechnungen) wirtschaftlich von uns auszubauen sind. Über diese zusätzlichen KVz, die wir auch in Eigenleistung ausbauen wollen, werden die Landkreise noch von uns angeschrieben/informiert," ist den Pressemitteilungen von Juni/Juli zu entnehmen.

Wann sprechen Landkreis und Telekom miteinander?

Bisher hat es über diese weiteren Pläne der Telekom keinen Kontakt zum Landkreis gegeben. Baudezernentin Schaaf bedauert, dass es - trotz mehrerer Versuche - bisher nicht möglich war, sich mit der Telekom auszutauschen. Ihre Informationen habe sie lediglich von den Samtgemeinde- und Stadtbürgermeistern, denen die Telekom ihre Vorhaben angekündigt habe.  

Wie es mit den Plänen des Landkreises, ein eigenes Glasfasernetz aufzubauen, nun weitergeht, ist nicht absehbar.

Grafik / wikimedia.org : Visualisierung von Internetdatenströmen. So chaotisch die Ströme auch anmuten, sie haben eine innere Ordnung. Zwischen dem Landkreis Lüchow-Dannenberg und der Telekom sind die Knotenpunkte derzeit jedoch eher chaotisch bis gar nicht verknüpft. 






2016-08-09 ; von Angelika Blank (autor),
in Lüchow-Dannenberg, Deutschland

breitbandausbau   internet  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können