Es tut sich was in Sachen Theater. Nachdem die Kulturringe ihr ehemals großes Stammpublikum verloren haben und nur noch kleinere Produktionen anbieten können, will nun eine Gruppe professioneller Theatermenschen das karge Theaterangebot im Wendland erweitern: die „Freie Bühne Wendland“.
Die zehn Gründungsmitglieder, allesamt im Wendland lebende Theaterschaffende, treffen sich bereits seit über einem Jahr, lesen Stücke, diskutieren Konzepte und entwerfen Spielpläne. Ehrgeiziges Ziel: drei bis vier Stücke im Jahr herauszubringen und im Wendland eine Bühne zu etablieren, die sich mit den Theatern in den Metropolen messen kann.
Ausgangspunkt soll zunächst der Kulturverein Platenlaase sein, denn hier haben die meisten der Akteure neben ihren Tätigkeiten außerhalb des Landkreises bereits erfolgreich für die Bühne gearbeitet: in Stücken wie „Elling“, bei Theaterprojekten der „terra est vita“, in mehreren Kinder- und Jugendtheater-Produktionen (zuletzt: „Peer Gynt“) sowie beim jährlichen Platenlaaser „Weihnachtsmärchen“ (zuletzt: „Ein Wintermärchen“ nach William Shakespeare). Nach und nach sollen andere Spielorte hinzukommen.
Gibt es in dieser dünn besiedelten Gegend genug Publikum für so viel Theater? Uwe Serafin, einer der Initiatoren der Gruppe, ist sich da ganz sicher: „Gutes Theater findet immer Publikum!“ Wobei gutes Theater für ihn alles andere als eine abgehobene, elitäre Kunstform ist. „Theater erzählt über Menschen, über das Leben. Und die Zuschauer sind eingeladen, wiederzuerkennen und Neues zu entdecken.“ Das erste Stück der Freien Bühne („Sushi für alle“ von Kristof Magnusson), das am 5. April in Platenlaase Premiere hat, ist für ihn ein gutes Beispiel für lebendiges, lebensnahes Theater. Auf den ersten Blick ist das eine rasante, pointenreiche Komödie, bei näherem Hinsehen aber eine hintersinnige Bestandsaufnahme unserer Erwartungen an die Familie als Glücksversprechen.
Tragikomisch ist auch die zweite Produktion der Freien Bühne: „Emmas Glück“ nach dem Roman von Claudia Schreiber, mit Jördis Triebel und Jürgen Vogel erfolgreich verfilmt. Hier kommt der Stoff als Ein-Frauen-Stück auf die Bühne. Wie soll das gehen, möchte man fragen. „Nicht, indem man Film und Theater miteinander vergleicht“, sagt Regisseur Caspar Harlan, der sowohl für das Theater als auch für den Film gearbeitet hat. „Keine Frage: Film kann mehr als das Theater. Aber andersherum kann Theater sehr viel mehr als der Film.“ Diese speziellen Möglichkeiten zu entdecken und aus einem Stoff herauszuarbeiten, sei der Reiz der Theaterarbeit. Daß sich auch aus einer komplexen Geschichte ein spannendes Ein-Personen-Stück erarbeiten läßt, hat Darstellerin Kerstin Wittstamm bereits mit ihrem Solo-Stück „Luzi“ von F. K. Waechter bewiesen. „Emmas Glück“ hat Premiere am 13. Mai in Klein Witzeetze.
Wer sind die anderen, die sich auf das Abenteuer einer „Freien Bühne Wendland“ eingelassen haben? Carolin Serafin (Schauspiel/Regie), Ursula Pehlke (Tanz), Uta Helene Götz (Bühnenbild/Kostüm), Marion Kollenrott (Schauspiel), Gero Wachholz (Schauspiel/Regie), Günter Henneke-Kienitz (Schauspiel) und Peter Bauhaus (Autor/Regie/Schauspiel).
Damit das ehrgeizige Projekt einer Freien Bühne Rückenwind bekommt, braucht es öffentliche Förderung, vor allem aber die Bereitschaft der Wendländer, sich von der Neugier und der Lust auf modernes Theater anstecken zu lassen. Kontakt: theater@freiebuehnewendland.de