Eine bunte "Collage mit rotem Faden" aus Musik und Wort präsentiert am Freitag eine Gruppe rund um Harrie Rothgenger vom Theater an der List (Hannover) im Gartower Evangelischen Forum. Musik und Lyrik gegen Technikgläubigkeit und menschliche Hybris ...
Das Saxophon und die Klarinette begleiten, unterbrechen und „singen“ gesprochene Gedichte und Prosa. Dokumentarische, lyrische, alte und moderne Texte von der Bibel, dem Koran, von Goethe über Ingeborg Bachmann bis zu Swetlana Alexijewitschs Reportagen und Zeitungsmeldungen werden gelesen – musikalisch in Szene gesetzt von Lars Stoermer (Saxophon und Klarinette). „Tschernobyl Horizon“ ist eine Produktion des Theaters an der List. Es lesen und sprechen: Michael Pelke und Harrie Müller-Rothgenger (Theater an der List).
Die zwei GAUs in der Atom- und Ölindustrie (26. April 1986: das Kraftwerk „Lenin“, Tschernobyl in der Ukraine; 20. April 2010 - die Ölplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko) stehen für menschliche Wachstumshoffnungen und Industriewahn.
Ist die Natur- und Lebenszerstörung der Preis für genug Strom, Energie und Verkehr auf der Erde? Was antworten Musik und Lyrik? - Ungebremst, oft ohne Vernunft und Seele, wird entwickelt, gebaut. Immer schneller, höher, weiter, größer! Grenzenlos!?
Diese Veranstaltung sollte an diese Katastrophen gedenken und vor einer Wiederholung mahnen. Und dann kam der 11. März 2011 – um 14:46 Uhr erlebt Japan das schwerste Erdbeben seiner Geschichte, in der Präfektur Fukushima wird das Atomkraftwerk vollkommen zerstört. Ein nächster Super-GAU kann folgen! ...
Hinter der Technikgläubigkeit stecken aber auch humane Wünsche, superintelligente Apparate und kluge Wissenschaftler sowie Angst und Zweifel. Kennt die menschliche Hybris kein Halten mehr?
Die künstlerische, musikalische Lesung versucht eine neuartige, verfremdende und komische, berührende sowie melodiöse Auseinandersetzung mit dem Grauen und dem Grün. Denn trotz allem: Bricht etwas Grün vielleicht doch noch singend-klingend aus den Zweigen? Eine Musik-Text-Performance, drastisch, lyrisch-behutsam und manchmal auch zum Lachweinen.
Die szenisch-musikalische Lesung beginnt am Freitag, dem 29. März um 20.00 Uhr im Evangelischen Forum Gartow (neben der Kirche). Eintritt: 5,- Euro.
Die Veranstaltung findet statt im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Tschernobyl 25 – expeditionen“ des Westwendischen Kunstvereins.