Thema: politik

Überzeugung angekreuzt, Ergebnis egal!

Tach allerseits, ick bin’s bloß, der  Herr Paul. Werte Fans und Feinde, die Wahl is vorbei, und nu ham wir Biene Merkel und Westerwilli in der Tigerentenkoalitze – und nu? Nu malen wir die Teufel an die Wand, die wir selber...

Aber wer jammert, dis überall die Atomkraftwerke länger laufen sollen, darf sich zumindest mal fragen, wieso jede Partei stur ihren eigenen Direktkandidaten aufjestellt hat, statt sich zumindest für die Erststimme auf den aussichtsreichsten Atomgegner zu einigen. Und dis werte Wahlvolk muß sich fragen lassen, warum, zum Beispiel in unserer wackeren Provinz, die atomkritischen Kandidaten von Linke über Grün bis Gelb 33 Prozent bekommen haben – mit dem Ergebnis, daß ein Glasermeister von der CDU nun das grundsolide Kraftwerk Krümmel wieder anfahren läßt und in Gorleben weiter „erkundet“ wird.

Wie das? Überzeugung anjekreuzt, Ergebnis egal? Könnte es sein, dis viele von uns das mit Erst- und Zweitstimme noch nich so richtich...? Einer aktuellen Umfrage bei Menschen unter 25 zufolge glaubt ein gutes Drittel dieser Staatsbürger, die Erststimme wäre für die Regierung, die Zweitstimme für die Opposition...

Dabei wollten SPD, Grüne und Linke überhaupt nich regieren, weil: wer auch immer jetzt welchen Regierungssessel warmpupst –  die berühmte Quadratur des Kreises is ein Witz jegen dis, wat die Herrschaften nu erwartet. Steuern senken und Schulden abbauen, die Autoindustrie, besonders Opel und dis Klima retten, den Weltfrieden bewahren und die Truppen in Afghanistan verstärken, Gesetze vereinfachen und dabei jeden Einzelfall möglichst jerecht berücksichtigen. Wer sich, wie Madame Merkel und der flotte Guido, in solche Aufgaben stürzt und prompte Erledigung verspricht, is entweder unzurechnungsfähig, oder lügt.

Apropos „aufmachen“:Die Milchbauern öffnen die Gullis und gießen ihre Milch rein. Meiner einer zuckt ja immer noch zusammen, wenn wir satten und ziemlich jut versorgten Mitteleuropäer mit unserer Nahrung allzu verschwenderisch umjehn, während nich weit von hier, und nich aus  Gründen der Wellness, jehungert wird. Dis kann man den Bauern natürlich nich vorwerfen, es sei denn...

Es sei denn, man fragt sich und den Landwirt von nebenan, warum wir so lange den EU-Irrsinn mitjemacht haben? Da werden Bauern mit Exportsubventionen unterstützt, um ihre Überproduktion zu Dumpingpreisen auf den Weltmarkt zu werfen. Damit ruinieren Bauern auf dem Traktor und Verbraucher an der Ladentheke seit Jahrzehnten die komplette Landwirtschaft der Dritten Welt. Und wenn die dortigen Staaten nich mal mehr Dumpingpreise zahlen können, bricht der Markt eben zusammen. Außerdem sind die meisten Bauern, denen jetze dis Wasser bis Oberkante Unterlippe steht, sehr lange dem äußerst ehrenwerten Bauernverband und seiner politischen Speerspitze, der Union, hinterherjetrottet.

Die haben jedem Bäuerlein einjeredet, dis die EU, der Weltmarkt oder einfach nur die örtliche Sparkasse sie freudig unterstützen täten, wenn nur der Hof ein bißchen größer wäre und ein paar Tonnen mehr und billiger produzieren könnte. Und nu is allet so billig dank Turboschwein und Superkuh, dank mehr Dünger und mehr Gift. Und nu haben wir alle den Salat und so mancher Landwirt sitzt auf einem Berg von Schulden für immer größere Traktoren, für immer tolleres Saat- und Spritzgut und noch mehr Pacht für noch mehr Fläche – nur, daß kaum noch vernünftige Preise zu erzielen sind. Ick weiß ja, dis es einem Ertrinkenden nich hilft, wenn man ihm zuruft, dis er besser schwimmen jelernt hätte.

Aber die, die die jetzige Krise überleben, sollten schleunigst damit anfangen.
Ick meine ja bloß,
sacht der Herr Paul




2009-10-30 ; von Stefan Buchenau (autor),

politik  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können