Nichts ging mehr am Verladekran, nachdem am Nachmittag rund 50 Traktoren die Zufahrten zur Umladestation in Dannenberg blockiert hatten. Zuvor hatten während des ganzen Tages verschiedene Aktionsgrupen die Ausfallstraßen im Landkreis mehr oder weniger intensiv blockiert.
Guglhupf und Sonnenblumen
Nahezu gemütlich ging es auf der B 191 zwischen der Abzweigung nach Quickborn und Seybruch zu. Eine Vase voller Sonnenblumen zierte die mit Treckern und einem Wohnwagen verstopfte Fahrbahn, an gedeckten Tischen gabs heißen Kaffee, Schokoladen-Guglhupf und andere gute Sachen zum zweiten Frühstück. Mehrere schwere Lkw waren justament beim Aufbau der Blockade gekommen, mussten warten. Einige Brummifahrer blieben geduldig, ließen sich von Demonstranten über den Hintergrund des Unruhetages informieren – doch gabs aus den Reihen der Lastwagenfahrer auch die Ankündigung, man werde Strafantrag wegen Nötigung stellen.
Polizei zumeist freundlich und gelassen
Rechtzeitig vor den Straßenblockaden wurden Autofahrer von Polizeibeamten an mehreren Punkten über die Lage auf den hiesigen Straßen und Umleitungswege zum jeweiligen Ziel informiert. Wenn auch einige Verkehrsteilnehmer schimpften über Sperrungen und Umwege – die PolizistInnen blieben gelassen und freundlich, und das gilt auch für den Umgang mit Pressevertretern. Wenn sich diese durch den bundesweit anerkannten Ausweis legitimiert hatten, durften sie bis zu den jeweiligen Blockaden fahren, bekamen hie und da noch Tipps zum raschen Erreichen der Einsatzstellen und zum Parken.
Ausnahmen gibt’s schon mal, so auf der B 191 an einer Abzweigung nach Damnatz. Die dort eingesetzten BeamtInnen scheinen – trotz silberner Sterne auf den Schulterstücken - noch ein wenig Nachhilfe in puncto Umgang mit den Medien zu benötigen, denn: Trotz gültigen Presseausweises durfte der w-net-Berichterstatter den Kontrollpunkt erst passieren, nachdem die überprüfende Polizistin per Handy „ihren Chef gefragt“ hatte, „ob die Presse durch darf“ – und freie Fahrt gabs dann erst, nachdem der Name des Journalisten polizeilich notiert und die Frage „für wen berichten Sie?“ beantwortet worden war.
Castor-Infos für die Wartezeit
„Bitte nicht böse sein, es geht gleich weiter“, mit diesen Worten wurden Autofahrer an der blockierten Nebenstedter Kreuzung – B 191/Landesstraße 256 – von DemonstrantInnen empfangen und bekamen für die Wartezeit zum Lesen ein Infoblatt zum Thema „Castor und Unruhetag“ überreicht.
Fünf-Minuten-Blockade Richtung Wittenberge
Ebenso freundlich ging es am ehemaligen Grenzübergang bei Bömenzien zu. Jeweils fünf Minuten mussten die Autofahrer dort warten, bevor die Castorgruppe Höhbeck-Gartow die Autos weiter fahren ließ. Die meisten Autofahrer nahmens gelassen, bis auf einige wenige, denen auch fünf Minuten zu lang warten. Ein besonders forscher junger Mann drohte den Demonstranten sogar Schläge an. Doch durch besonnenes Verhalten der Demonstranten konnte die Situation entschärft werden. Wutentbrannt rauschte der Stendaler dann mit weit überhöhter Geschwindigkeit wieder zurück gen Wittenberge.
Viele Aktionen zwischen Kapern und Bergen
Zwischen Lüchow und Dannenberg versperrte ein einsam auf der Straße stehender "Castor"-Behälter die Straße. Da auf der anderen Fahrbahn besonders ordentliche Bürger unbedingt die Straße für "den kommenden Feiertag" gründlich reinigten, war hier kurzfristig auch kein Durchkommen.
Dicht war auch die Ortsdurchfahrt in Lübbow, wo sich rund 200 Demonstranten auf der Straße zu einem Widerstandsfest versammelt hatten.
In Gedelitz verabschiedete sich ein Trauerzug von dem "Untoten aus dem Wald", dem Endlager Gorleben. Mit einer feierlichen Rede wurde die "Leiche" symbolisch vor der Zentrale von "e-off" begraben.
Am Nachmitag gings zum Verladekran
Gegen 15 Uhr zogen DemonstrantInnen von mehreren Blockadestellen in Richtung Castor-Umladestation nach Breese in der Marsch. In der Nähe, auf der Bundesstraße 191, wurden nahezu 50 Traktoren abgestellt. Polizeibeamte sicherten das Gelände des Castor-Bahnhofs, passten auf, dass niemand dem Zaun oder dem Zufahrttor zu nahe kam. Am späten Nachmittag "rückten" die Traktoren wieder ab, so dass gegen 18 Uhr alle Straßen im Wendland wieder frei waren.
Insgesamt hatten während des ganzen Tages mehrere hundert Gorleben-Gegner mit Kaffeetafeln, Chorproben, Fahrradrallye, Trecker- und Sitzblockaden die sechs wichtigsten Zufahrtstraßen ins Wendland blockiert. Blockadepunkte gab es in Bomenzien, Lübbow, Nebenstedt, Pudripp, Bergen/Dumme, Zarentien und Göhrde. Dabei verliefen alle Aktionen friedlich. Weder die Polizei noch die Bürgerinitiative meldete Auseinandersetzungen.
Der Unruhetag bildet den Auftakt für die bundesweite Mobilisierung gegen den nächsten Castortransport nach Gorleben. Die Bürgerinitiative rechnet mit Zehntausenden von Demonstranten und zahlreichen Aktionen gegen das Endlager-Projekt und den bevorstehenden Castor-Transport in das Zwischenlager Gorleben, der für die erste Novemberhälfte erwartet wird.
BI-Sprecher Wolfgang Ehmke: "Wir werden im November ein Zeichen setzen gegen Schwarz/Gelb und das Durchzocken in der Atompolitik. Die Halbwertzeit von Schwarz/Gelb werden wir deutlich verkürzen, damit eine wirkliche Energiewende eingeleitet wird. Gorleben aber gehört auf den Misthaufen der Geschichte".
Fotos: Angelika Blank / Hagen Jung
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