Im Nordpazifik steigen die Cäsiumwerte, immer noch sind über 200 000 Menschen evakuiert und täglich strömen Hunderte Tonnen radioaktiv belastetes Abwasser aus. Nur einige der Probleme, die nach dem GAU am 11. März 2011 die japanischen Katastrophenmanager beschäftigen.
Vier Jahre ist es nun her, dass ein Erdbeben mit nachfolgendem Tsunami eine Kernschmelze im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi auslöste. Seitdem sind immer noch rund 120 000 Menschen ohne Heimat. Sie wissen nicht, wann und ob sie jemals in ihre Häuser zurückkehren können.
Zudem sind 118 Kinder in der Region Fukushima an Krebs erkrankt - höchstwahrscheinlich durch den GAU. Im Rahmen einer Gesundheitsuntersuchung wurden 370 000 Kinder aus der Region untersucht, die im März 2011 unter 18 Jahre alt waren. Wie die Ärzteorganisation IPPNW berichtet, wurden durch das jüngste Screening bei mehr als 12.000 Kindern, bei denen in einer ersten Reihenuntersuchung noch keine Auffälligkeiten zu sehen waren, nun Anomalien in der Schilddrüse festgestellt.
Außerdem stellten Wissenschaftler kürzlich fest, dass die Strahlungswerte im Pazifik steigen. Waren es 2012 noch 0,36 Becquerel Cäsium 137 pro Kubikmeter Wasser, so stieg dieser Wert bis Februar 2014 auf mehr als 2 Becquerel. Wissenschaftler erwarten einen Höchststand für dieses und nächstes Jahr. Die erhöhten Werte sind bis an die Küsten der USA festgestellt worden.
Unterdessen ist immer noch nicht geklärt, was mit den radioaktiv belastetem Abwasser geschehen soll, dass täglich tonnenweise aus dem leck geschlagenen Reaktor rinnt. Wie eindämmen? Wo lagern?
Demnächst steht eine Inspektion des AKW Fukushima durch Experten der
Internationalen Atomenergiebehörde IAEA an. Danach wird es weiteren
Zündstoff und Auseinandersetzungen über die Konsequenzen aus dem Bericht
geben - insbesondere der Aufbau von neuen Atomkraftwerken wird dann im Mittelpunkt der Diskussion stehen.
Denn trotz des Super-GAUs plant Japan, neue Atomkraftwerke in Betrieb zu nehmen. Dabei fiel nach einem aktuellen Report von Greenpeace nach dem Fukushima-GAU die Atomstromproduktion bis 2013 auf ein Rekordtief von 11 Prozent der weltweiten Stromerzeugung. Ein Großteil dieses Rückgangs lässt sich laut Greenpeace darauf zurückführen, dass Japan nach der Katastrophe alle seine Reaktoren vom Netz nahm. Doch auch in 16 weiteren Ländern verringerte sich der Anteil – darunter die großen Atomstromproduzenten Deutschland, Frankreich, Finnland, die USA und Südkorea.
„Atomenergie ist gefährlich, teuer und unnötig. Das hat Fukushima gezeigt“, sagt Heinz Smital, Greenpeace-Experte für Atomernergie. „Japan ist seit 18 Monaten atomstromfrei und sollte nun die Energiewende vorantreiben.“ Doch die Regierung in Japan will offenbar andere Wege gehen: demnächst soll das erste Atomkraftwerk wieder ans Netz gehen.
Am Jahrestag der Katastrophe von Fukushima, dem 11. März, finden in 190 Städten Mahnwachen statt - auch in Dannenberg. Eine Karte der Orte gibt es hier!.
Foto /Archiv : Strassensperre am Eingang der radioaktiv verseuchten Zone um Fukushima Daiichi