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Waldbrandbekämpfung: mit Feuer gegen Feuer

Am Freitag übten zahlreiche Feuerwehrleute aus dem Gartower Raum mit Unterstützung des "Waldbrand-Klima-Resilienz"-Projektes wie ein entstehender Waldbrand optimal bekämpft werden kann.

Fauchend frisst das Feuer eine Fichte und ergreift schnell auch anderen Aufwuchs in der Umgebung. Rings um das rund ein Hektar große Heidestück bei Trebel sind zahlreiche Feuerwehrleute verteilt, die rundum Feuer entzünden Auf den ersten Blick widersinnig, doch das Vorgehen hat Methode: mit einem Gegenfeuer wird dem Hauptbrand auf einer breiten Schneise weiteres  Feuer"futter" entzogen. So "läuft er sich dann tot" wie es die Fachleute ausdrückten.

Am Freitag übten rund 150 Feuerwehrleute aus dem Gartower Raum diese Technik. Mit dabei Mitglieder des von der Bundesregierung mitfinanzierten Projektes Waldbrand-Klima-Resilienz (WKR).

Waldbesitzer Fried von Bernstorff nutzte das Interesse der Feuerwehr an einer Übung unter Anleitung des WKR, um diese Heidefläche im Forst brandroden zu lassen, da sie seit 1975 nicht mehr gepflegt worden war. Die Heide drohte zu verschwinden, da sich zahlreicher Aufwuchs wie Fichten und anderes Baum- und Strauchwerk breit gemacht hatte.

"Heide überlebt nur auf extrem mageren Böden," erläutert Försterin Elke Urbansky, warum die Maßnahme für das Weiterbestehen der Heide wichtig ist. "Wenn der Aufwuchs nicht regelmäßig entfernt wird, wird die Heide verschwinden." Eine Brandrodung sei dabei die effektivste und günstigste Lösung.

Neben der Landschaftspflege zum Erhalt der Heide war das Hauptthema der Übung, die Feuerbekämpfung durch Gegenfeuer zu üben. Windrichtung, Wetter, Bodenbewuchs und  Baumbestand rings um die Fläche bilden das sogenannte "Feuerdreieck", was einen Brand erst möglich macht. Also wurde das Gegenfeuer gegen die Windrichtung des Hauptfeuers angezündet und so eine möglichst breite Schneise kontrolliert abgebrannt, um dem Feuer das Brennmaterial zu entziehen. Genutzt wird diese Praxis schon seit Urzeiten u.a. von Aborigines oder amerikanischen Ureinwohnern.

WKR - Strategien für Waldwirtschaft und Brandbekämpfung

In Zeiten des Klimawandels wird das Thema "Waldbrand" immer drängender. Das Ziel des  im Mai 2020 gestarteten Verbundprojektes (WKR) ist es nicht nur, Handlungsempfehlungen für Waldbrandprävention und –bekämpfung zu entwickeln, sondern in Zeiten des Klimawandels auch eine höhere Widerstandsfähigkeit von Landschaft und Ökosystemen zu erreichen.

Die Mitglieder des Projektes kommen aus Feuerwehrgruppen aus ganz Deutschland und werden - international vernetzt - zu Experten in Feuerökologie ausgebildet. Torsten Hildebrandt, Feuerwehrmann aus dem Harz, erklärt was dazu gehört: "Wetter, Windrichtung, die Struktur des Geländes und das Vorhandensein brennbarer Materialien sind die wichtigsten Faktoren, die einen Brand aufrechterhalten." Hildebrandt war auch bei den großen Waldbränden im Harz im Einsatz und weiß deshalb, dass der Einsatz auf einer ebenen Fläche wie das Stück Trebeler Heide relativ einfach zu handeln sind. Windrichtung und Wetterentwicklung sind recht zuverlässig vorhersehbar. "In hügeligen Gegenden wie dem Harz sieht das schon anders aus. Wind- und Wetterverhältnisse ändern sich schnell und das Arbeiten im Gelände ist weitaus schwieriger."

Die Mitglieder des WKR werden nicht nur theoretisch ausgebildet. Auch praktisch werden international Projekte durchgeführt wie zum Beispiel in Spanien eine Taktische Wadbrandprognose bzw. das Einüben von Feuerbekämpfung aus der Luft.

Waldumbau als Brandprävention

"Effektive Brandbekämpfungsmethoden sind wichtig," so Elke Urbansky. "Aber viel wichtiger wäre es, die Wälder so umzubauen, dass das Brandrisiko deutlich gesenkt wird." Dieses Ziel verfolgt auch das WKR-Projekt: Waldbesitzer und andere Akteuere im Forstbereich von der Notwendigkeit des Waldumbaus zu überzeugen. Dabei geht es nicht nur um möglichst breite Schneisenbildungen, sondern vor allem darum, langfristig die Baumbestände zu verändern - mit Bäumen, die mehr Wasserspeicherkapazität sowie Boden- und Humusanreichung haben bzw. liefern.

Wie das Kompetenz- und Informationszentrum Wald und Holz auf seiner Website erläutert, haben zahlreiche Untersuchungen zum Ergebnis, dass der Umbau nadelholzreicher Waldbestände zu Laubwald oder laubbetontem Mischwald zu einer deutlichen Erhöhung der Sickerwassermenge beitragen kann. 

Ein Forstexperte hatte schon vor Jahren in einem Vortrag vor der hiesigen Forstbetriebsgemeinschaft vehement dafür plädiert, den Waldumbau in diese Richtung einzuleiten, nicht nur wegen der Waldbrandgefahr, sondern auch wegen zunehmender Probleme mit Baumschädlingen wie Borkenkäfern - die im Gartower Forst dazu führten, dass rund 30 % der Fichten gefällt werden mussten.

Der Gräflich Bernstorffsche Forstbetrieb hatte sich deshalb schon vor einiger Zeit für den Umbau des größten Privatforstes in der Region zu einem Mischwald aus Laub- und Nadelbäumen entschieden.

Die großen Themen Klimawandel und Waldresilienz waren am Freitag zwar ein Grund für die Großübung, aber im Vordergrund stand zunächst das Einüben der Brandbekämpfungsmethode Gegenfeuer.

Übrigens: Die Forstsaatgutberatungsstelle der Landesforsten in Oerrel wird nächste Woche vom Land mit einem Förderbetrag von 2,2 Millionen Euro ausgestattet, um künftig größere Mengen von Forstsaatgut aufzubereiten, denn Samen von Buchen, Eichen, Ahornen, Douglasien und zahlreichen weiteren Baum- und Straucharten werden dringend für die Entwicklung von Mischwäldern benötigt. 

Fotos | Angelika Blank





Fotos

2022-09-24 ; von Angelika Blank (text),
in 29494 Trebel, Deutschland

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