Rappelvoll war der Saal des Dannenberger Schützenhauses am Freitag Abend, als die verschiedenen Anti-Castor-Initiativen ihre geplanten Aktionen vorstellten. So viele Aktionen plant der Castor-Widerstand für die Tage des Atommüll-Transports, dass nur ein Teil des zu erwartenden Geschehens angesprochen werden konnte.
Überaus groß wird offenbar auch der Zustrom von Atomkraftgegnern und –gegnerinnen an den bevorstehenden Castor-Tagen sein. Den Beiträgen von Sprecherinnen und Sprechern verschiedener Anti-Castor-Initiativen und –Gruppen war zu entnehmen, dass mit einem massenhaften Protest gegen den Castor-Transport und die Atompolitik der Bundesregierung zu rechnen ist und dass so viele DemonstrantInnen wie nie zuvor in Lüchow-Dannenberg erwartet werden.
Großkundgebung bei Splietau
Größte Aktion wird wohl die Kundgebung sein, die am Samstag, dem 6. November, um 13 Uhr auf einer Fläche bei Splietau beginnt. Viele Menschen aus der ganzen Bundesrepublik und auch aus anderen Ländern haben ihr Kommen angekündigt. Und es gelte, noch mehr Mitstreiter für das Castor-Wochenende zu gewinnen, appellierte Willem Wittstamm, der den Abend gekonnt und mit einer netten Portion Humor moderierte, an die Anwesenden. „Wann denn sonst, wenn nicht in diesem Jahr“ müsse gegen die Atomkraft und –politik demonstriert werden.
Eisenbahn-Shuttle nicht realisierbar
In und um Dannenberg werden für die vielen Teilnehmer der Kundgebung am 6. November Parkplätze bereitgestellt, am Reiterstadion beispielsweise oder im Bereich Seybruch. Auch für 400 Omnibusse stehe Parkraum zur Verfügung, berichtete ein Aktivist. Geplant worden sei auch, eine Art Shuttle-Service zwischen Lüchow-und Dannenberg mit der Eisenbahn einzurichten, so dass auch in der Kreisstadt hätte geparkt werden können, aber: Zwar sei damit begonnen worden, die Strecke von Bewuchs freizuschneiden – aber all die Maßnahmen, die vor einer Inbetriebnahme der Strecke nötig wären, seien bis zum „Castor-Samstag“ nicht zu schaffen.
Baby-Hütte und Theater
Zu den Detailinformationen in puncto Großkundgebung bei Splietau zählte die Nachricht, dass dort ein Kinderzelt aufgebaut wird und auch eine geheizte Baby-Hütte mit Möglichkeit zum Wickeln der Kleinsten. Auf der Bühne des Kundgebung-Terrains wird die renommierte Theatergruppe „Bread & Puppet“ auftreten, teilte Willem Wittstamm mit. Ebenfalls in Splietau zu sehen sein werden Hütten, die unlängst bei einer Aktion zum Thema „Freie Republik Wendland“ in Hannover aufgestellt worden waren.
Für die Großkundgebung werden noch Ordnerinnen und Ordner gesucht; wer einen solchen Dienst übernehmen möchte, kann sich im Büro der Bürgerinitiative in Lüchow – Telefon (0 58 41) 46 84 melden oder auch spontan am Samstag ab 11 Uhr an der Kundgebungsbühne. Auch Menschen, die Musik machen oder Spenden sammeln wollen, werden noch gesucht.
Schülerdemo und Abgrillen
Vielerorts zwischen Dannenberg und Gorleben werden Camps und Informationspunkte zu finden sein, gibt es Möglichkeiten zum Ausruhen, zu einer Mahlzeit, zum Übernachten, zum Treffen für diese oder jene Aktion. Und davon steht so manche bevor. Schon am Freitag, dem 5. November, gibts „Bewegung“: Um 9.30 Uhr startet in Lüchow die Anti-Castor-Demonstration der Schülerinnen und Schüler. „Ich finde es wichtig, dass die jungen Menschen dann nicht allein sind“, appellierte Willem Wittstamm an die Menschen im Saal.
Den Schülerinnen und Schülern müssten Ältere zur Seite stehen, um möglichst zu verhindern, dass sich „unschöne Szenen“ im Zusammentreffen mit der Polizei abspielten. Am selben Freitag soll um 19 Uhr nahe des ehemaligen Kasernengeländes Neu Tramm, das als Polizei-Quartier dienen wird, zum „Abgrillen“ gebeten werden.
Prozession zu Pferde
Am Sonntag, dem 7. November, - dem geplanten Castor-Ankunftstag - steht unter anderem um 11.15 Uhr eine Andacht in der Kirche zu Langendorf mit anschließender St. Leonhard-Prozession zu Pferde auf dem Terminplan. Für 11.55 Uhr hat der hiesige Landtagsabgeordnete Kurt Herzog zu einer öffentlichen Fraktionssitzung der Partei Die Linke in seinen Garten eingeladen.
Viele solidarisch mit Schotterern
Ebenfalls am Sonntag aktiv werden wollen die „Schotterer“. Sie beabsichtigen, „zu Tausenden“ auf der Strecke zwischen Lüneburg und Dannenberg den Gleis-Schotter in solchen Mengen zu entfernen, dass die Schienen unterhöhlt werden und der Castor-Zug sie nicht befahren kann.
Nach der Meldung, dass die Staatsanwaltschaft Ermittlungsverfahren gegen die Unterzeichner des Schotter-Aufrufs eingeleitet hat, sei die Zahl derer, die sich mit den Aufrufenden solidarisch erklären, auf über 1000 Einzelpersonen und rund 270 Gruppen angestiegen, freute sich eine Sprecherin der Aktion „Castor schottern“. Der Schritt der Strafverfolgungsbehörde habe „einen großen Solidarisierungseffekt“.
60 Pastorinnen und Pastoren im Seelsorge-Dienst
Mit dabei sein während der Castor-Tage werden rund 60 Pastorinnen und Pastoren, um sich als SeelsorgerInnen um alle Beteiligten kümmern zu können. Dies gab Propst Wichert-von Holten aus Lüchow bekannt. Nicht bekannt dagegen wurde, was die Bäuerliche Notgemeinschaft an Aktionen geplant hat. Willem Wittstamms entsprechende Frage in den Saal blieb unbeantwortet. Nun ja, „ein bisschen Spannung muss sein“, quittierte der Moderator das Schweigen. Und auch, ob und was die „Clowns“ vorhaben an besagten Tagen, blieb geheim.
Und natürlich nicht zu vergessen: der beliebte "Musenpalast" öffnet auch während des diesjährigen Castortransports wieder seine Pforten - wie gewohnt am bekannten Platz in Laase.
Foto: Hagen Jung / Mit dem Lied "Wir geben nicht auf" motivierte der Chor Clangvarben die zahlreichen Interessierten im Dannenberger Schützenhaus ...