Wenn die Elbe nicht steigt, wird es wohl bald soweit sein: Dann rücken die Sägen an, um an rund 1,5 km Elbufer (fast) alle Weidenbäume zu eliminieren. Im Rahmen einer Begehung hatten Anwohner am Montag Nachmittag noch einmal Gelegenheit, mit Vertretern der zuständigen Behörden ihre Bedenken zu diskutieren.
Noch im Oktober 2013 hatte sich Klaus-Jürgen Steinhoff, damals noch für die Biosphärenreservatsverwaltung tätig, vor rund 60 Höhbeckern vehement für den Schutz der Silberweiden am Elbufer eingesetzt. Diese Bäume dürften auf gar keinen Fall abgeholzt werden, hieß es damals, da sie unter besonderem Schutz stehen. Immerhin war die Silberweide Baum des Jahres 1999, weil die Bestände massiv zurückgegangen waren.
Doch die Zeiten ändern sich. Nach der Flut 2013 entschied sich das Land, ein über mehrere Jahre angelegtes Rahmenprogramm für den Hochwasserschutz zu entwickeln. Rückschnittmaßnahmen sollten im Rahmen der Planungen "das letzte Mittel" sein. Da sich jedoch die Umsetzung des gesamten "Rahmenplans Hochwasserschutz Elbe" noch Jahre hinziehen wird, ließen sich die Verantwortlichen im April von der EU-Kommission in Brüssel die "vorläufige Maßnahme" Rückschnitt genehmigen.
Vorläufig gilt: Abholzen geht vor
Nicht zuletzt, weil bereits im Winter das nächste Hochwasser droht und Eisversatz zusätzlich Barrieren für durchfließendes Wasser bilden könnte, hat sich auch die regional begleitende Projektgruppe "Hochwasserschutz" entschieden, längs der Elbe mit Rückschnittmaßnahmen zu beginnen, obwohl der Rahmenplan noch längst nicht steht.
Seitdem kreischen längs der Elbe die Sägen. Von Scharnebeck angefangen, über Tiesmesland, Neu Darchau und Hitzacker wird längst abgeholzt. Demnächst soll nun auch ein 1,5 km langer Streifen an der Elbe bei Vietze von Bäumen "befreit" werden.
Doch am Höhbeck regt sich Widerstand. Während ein Teil des Dorfes die radikale Rückschnitt-Maßnahme begrüßt, sind es vor allem Naturschützer, die das flächendeckende Abholzen nicht akzeptieren mögen. Mittlerweile zum zweiten Mal trafen sich nun am Dienstag Vertreter der zuständigen Behörden (NLWKN, Biosphärenreservat und Kreisverwaltung) mit den "Einwendern" zu einer Begehung der betroffenen Fläche an der Elbe.
Doch von Anfang an war klar: diese Maßnahme wird umgesetzt. Daran ließ Klaus-Jürgen Steinhoff, beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) keinen Zweifel." Von Vietze bis Lauenburg ist Kahlschlag vorgesehen, um es einmal so deutlich zu sagen," so Steinhoff. Leicht genervt wies er darauf hin, dass "diese grundsätzlichen Fragen" ja bereits bei einem ersten Treffen besprochen worden seien. Das mochten jedoch die meisten der rund ein Dutzend Erschienenen nicht einfach so hinnehmen.
Die Sägen werden kommen
Während die einen darauf hinwiesen, dass anderen Orts längs der Elbe Auenwald gezielt neu angepflanzt wird, beschäftigte Andere mehr, nach welchen Kriterien die Rückschnittmaßnahme erfolgen soll. Nach rund einer Stunde Debatte hatte sich an der grundsätzlichen Haltung der Behördenvertreter nichts geändert. "Es bleibt bei der Abholzung", war unisono die Aussage der Vertreter von Biosphärenreservatsverwaltung, Fachdienst Wasserwirtschaft bei der Kreisverwaltung und dem NLWKN.
Allerdings konnte die Bürger-Initiative vom Höhbeck auch einen Erfolg verbuchen: aufgrund der Intervention bleiben in den Elbauen nun alte Weiden und Bäume von besonderem Landschaftswert stehen. "Schwarzpappeln, Eichen und Buchen wären ohnehin stehen geblieben," so Klaus-Jürgen Steinhoff. "Nach den Einwendungen bleiben nun deutlich mehr Weiden stehen als ursprünglich geplant."
Foto / Angelika Blank: Am Montag verhandelten Höhbecker BürgerInnen und Behördenvertreter letztmalig über das Ausmaß der Abholzungsmaßnahme am Höhbeck.