Seinen "kritischen Geist" will der Westwendische Kunstverein in diesem Jahr mit seinem Jahresprogramm dokumentieren. Von den sieben Ausstellungen werden sich zwei mit aktuellen politisch-gesellschaftlichen Phänomen beschäftigen.
Noch bis zum 28. Mai läuft in der KUNSTKammer bereits die Ausstellung "»KAPERN HOLEN DEN WIND«der Berliner Künstlerin Alex Müller. »Im Paradies des Geheimnisses kommt gleich hinter der erstenBiegung die Verschlüsselung vom Freundschaftsbrief. Dieser wird in Spiegel- und Konzentrationsschrift beantwortet und wünscht nicht im ersten Augenblick lesbar zu sein," beschreibt die Künstlerin ihre für die KUNSTKammer erschaffene Installation aus Malerei, Skulpturen und Sprache.
Am 13. Mai startet dann im ZEHNTSPEICHER eine der beiden Ausstellungen, die sich mit gesellschaftlichen und politischen Themen beschäftigt. Mit der Multimedia-Austellung "Flight" setzen sich die beiden Berliner Künstler Stefan Roloff und Christian Kneisel mit dem Thema Flucht, Migration und Integration auseinander.
Diese Ausstellung des Westwendischen Kunstvereins (WWK) besteht aus fünf Installationen, deren verbindendes Element die Überlagerungen und Schichtungen menschlicher Stimmen sind, die sich in unterschiedlichen Intensitäten zu windähnlichen Geräuschen verdichten.
"The Kindness of Strangers": Ein Zelt, in dessen Fenstern zwei Videoanimationen zu sehen sind. Eine arabisch sprechende Frau und ein Farsi sprechender Mann berichten über die Umstände, die sie dazu zwangen, ihre Länder zu verlassen.
"Tree": Eine Installation, speziell für den Zehntspeicher Gartow konzipiert / Skizzen und Modelle für die "ArchOPlatz": ein schiffsförmiges Monument, das nächstes Jahr auf dem Oranienplatz in Berlin realisiert werden soll. Der Innenraum dieser Skulptur soll Flüchtlingen zu Selbstorganisation zur Verfügung stehen.
"Fragment": Ein Dialog zwischen einer 90-jährigen ehemaligen Ostpreußenflüchtlingsfrau und einem 30 jährigen iranischen Flüchtling.
Das Unsichtbare sichtbar machen // Blicke in die Asse
Vom 12. August bis 24. September reflektieren Inga Barnick, Ulf Beck, Susann Dietrich, Franka Hilbert, Timo Hoheisel, Michael Jahn und FrankSperling (Absolventen und Studierenden der HBK Braunschweig) das Atommülllager Asse als Ort und gesellschaftliches Problem und entwickeln hierfür eine jeweils eigene Form- und Zeichensprache.
Wie lässt sich die Problematik des Umgangs mit unsichtbarer Strahlung überhaupt sichtbar machen? Wie wird man der Komplexität der politischen Debatte gerecht? Wie visualisiere ich die Diskrepanz zwischen Umgebungsnatur und einer drohenden Verstrahlung? Und, und, und – auf all diese Fragen galt es eine künstlerische Antwort zu finden. Die beteiligten KünstlerInnen kamen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Der WWK zeigt im ZEHNTSPEICHER eine erweiterte Fassung dieser Ausstellung, die schon mit großem Erfolg 2015 in Berlin präsentiert wurde und hofft damit auch die Auseinandersetzung mit Kunst im gesellschaftlichen Diskurs zu fördern, bzw. anzuregen.
Bei beiden Ausstellungen wird es als Begleitprogramm jeweils eine Podiumsdiskussion mit dem übergreifenden Arbeitstitel "Kunst und Politik im Spannungsfeld« geben.Moderieren werden Reinhard Kahl (parallel zur Ausstellung von Roloff/Kneisel, am 20.5.17) und Christa Goetsch (Asse). Genaue Daten und die Teilnehmer der Podiumsdiskussionen werden rechtzeitig bekannt gegeben.
KUNSTKammer: Fotografie, Installation und Malerei
Im Juni (3. Juni bis 16. Juli) folgt die Ausstellung "Fotografie" von Kamil Sobolewski, Sobolewski gehört zu den Wettbewerbssiegern bei ›Gute Aussichten‹ (Die besten Nachwuchsfotografen aus deutschen Kunsthochschulen). In der Ausstellung zeigt der WWK die prämierten Fotos sowie eine Auswahl neuerer Arbeiten.
Vom 28. Juli bis 10. September präsentiert die KUNSTKammer die Installation »Strandspaziergang« von Edgar Pfeiffer. Im Zentrum der Ausstellung steht der ›Strandläufer‹, ein kinetisches Objekt, das einen Gang am Meer thematisiert. Unterschiedliche Module gestalten das Sehen, Hören, Gehen und Träumen und formulieren diese Naturerfahrung auf ungewöhnliche Weise.
Der Abschluss des Kunstjahres in der Kunstkammer ist dem Maler Heinrich Modersohn gewidmet. Die Ausstellung trägt den Titel »Wege zur Malerei« (6. Oktober bis 12. November). Der Titel verweist darauf, dass es dem Künstler um die Erkundung des "Malerischen" an sich geht. Das große Bildreservoir, das er sich seit seinem Studium bei Gotthard Graubner erarbeitet hat und das die verschiedensten Techniken umfasst, soll exemplarisch in Form einer Art Mini-Retrospektive präsentiert werden.
Der Reiz, in der räumlich kleinen Kunstkammer auszustellen, besteht für den Künstler darin, mit wenigen Arbeiten einen schlüssigen Überblick zu zeigen. Der Betrachter soll die Verbindungs- und Beziehungslinien nachvollziehen können – wie sich in einer knappen Skizze das Programm für ein großes Bild entdecken lässt.
Wie sein Vater Christian Modersohn und sein Großvater Otto Modersohn führt auch Heinrich Modersohn einen intensiven Dialog mit Natur und Landschaft - hat sich dabei seit den Zeiten der Worpsweder Maler weit ins Abstrakte entfernt.
Das vollständige Jahresprogramm ist hier nachzulesen: (WWK-Programmflyer Seite 1) und (Programmflyer Seite 2) .