Dannenberg baut. Der Prochaskaplatz soll neu und schick werden. Das wird wohl noch einige Wochen dauern. Bis dahin finden nur noch Ortskundige den Weg in die Stadt - und vor allem aus der Stadt hinaus.
Ein Donnerstag in Dannenberg. Markttag. Wie gewohnt fahre ich den Weg über die Umgehungsstraße in die Innenstadt - am Dänischen Bettenlager vorbei, links bei Penny abbiegen, der Marschtorstraße folgen und schon bin ich am Marktplatz. Am Lindenweg gibt es meistens freie Parkplätze, also links abbiegen, Parkplatz suchen - und glücklicherweise schnell finden.
Nachdem alle Einkäufe und Besorgungen erledigt sind, bleibt nur noch der Besuch im Baumarkt und im Raiffeisen-Center übrig. Und dann weiter nach Lüneburg. Soviel weiß ich ja: der Kreisel am Prochaskaplatz, welcher mich auf die Lüneburger Straße bringen würde, ist wegen Bauarbeiten gesperrt - und das auch noch für längere Zeit.
Also: der kürzeste Weg funktioniert nicht. Ist ja nicht so schlimm, vom Lindenweg kann ich ja am Schulzentrum vorbei über die Riemannstraße auf die B 191, die sogenannte "große Umgehung" fahren. Doch siehe da: ausgerechnet während der Groß-Baumaßnahme am Prochaskaplatz fällt der Stadt Dannenberg ein, dass man doch mal die Fahrtrichtung in der Riemannstraße ändern müsste. Was sonst immer ging, ist urplötzlich verboten. Der Weg aus der Stadt über den Lindenweg unmöglich geworden.
Es bleibt also nichts anderes übrig, als wieder zurückzufahren auf die "kleine" Umgebung, wieder am dänischen Bettencenter vorbei, hinaus aus der Stadt, vorbei an der Esso-Tanke, um nach rund zwei Kilometer Fahrtstrecke auf die B 191 zu stoßen, die mir die Möglichkeit gibt, zumindest Richtung Lüneburger Straße zu kommen. Ein Umweg, den allerdings nur Einheimische überschauen, denn nirgendwo ist dieser "Ausweg", der um die ganze Stadt herumführt, ausgeschildert.
Nach weiteren rund 800 Metern dann das rettende Schild "Westsiedlung", welches nach rechts weist. Hier ist jetzt wieder der Ortskundige gefragt. Denn nur dieser wird wissen, dass es hier auf dem kürzesten Wege zum ersehnten Ziel geht. Doch eine Hürde steht noch zwischen mir und dem kürzesten Weg: die aufgemalten Pfeile auf der Fahrbahn weisen darauf hin, dass hier rechts abbiegen nicht vorgesehen ist.
In Sekundenbruchteilen ist eine Entscheidung zu treffen: Bußgeld in Kauf nehmen und auf kurzem Wege zum Ziel kommen? Oder braver Staatsbürger sein und das Risiko einer nicht weiter übersehbaren längeren Umleitung in Kauf nehmen? Ich teile hier nicht mit, wie ich mich entschieden habe. Fakt ist jedenfalls, dass es über die "Westsiedlung" durch die Kochstraße schnell zum Ziel geht. Am Ende dieser Straße ist der ersehnte Abzweig auf die B 216 und damit freie Fahrt Richtung Lüneburg wieder erreicht.
Kein Wunder, dass an diesem Donnerstag so mancher Hamburger gesichtet wurde, der im Schritttempo hilfesuchend durch die Stadt fuhr, um dann in der letzten Verzweiflung den Aldi-Parkplatz anzusteuern - vermutlich in der vagen Hoffnung, dort Hilfe zu finden.
Dennoch hat es in den vergangenen Wochen hat es trotz dieser Hürden so mancher Tourist in den Ostkreis geschafft, allerdings nicht ohne von "kilometerlangen" Umleitungen zu berichten. Während des weiteren Aufenthalts treibt ihn dann die Frage um, wie man wohl wieder nach Hause kommt (die Elbuferstraße ist ja derzeit auch nicht durchgängig befahrbar). Wohl dem Touristen, der Ortskundige kennt, die ihm den Weg aus dem Wirrwarr erklären können.
Mich beschleicht die dumpfe Idee, dass die Baustellenplanung in Dannenberg (heimlicher) Bestandteil der "City-Offensive" ist, die ja bekanntlich Gäste wie Einheimische in die Stadt locken will: man lässt einige Durchlässe frei, um Auswärtige in den Ort zu holen - vernebelt aber die möglichen Ausfahrten derart, dass der entnervte Gast Quartier in Dannenberg nimmt, um dort das Ende der Baumaßnahmen abzuwarten. Wie sonst ließe sich erklären, dass die Baumaßnahme am Prochaskaplatz ausgerechnet mitten in der Saison begonnen wurde?
Sollte damit allerdings ein geheimes Ziel verfolgt werden, so wurde eines nicht bedacht: während ihres Aufenthaltes sollten die unfreiwilligen Gäste auch ordentlich bespaßt werden, damit sie Dannenberg in guter Erinnerung behalten. Dann könnte diese seltsame Wir-behalten-die-Gäste-in der-Stadt-Strategie vielleicht tatsächlich langfristig positive Wirkungen haben.
Foto: google maps - Warum ausgerechnet mitten in der Touristen-Hochsaison die zentrale Verbindung aus Richtung Hamburg durch eine Baumaßnahme lahmgelegt wird, bleibt wohl für immer ein Geheimnis der Straßenbauverwaltung.