Es war Samstag, der 26. April 1986 der als schwarzer Tag in die Geschichte der Welt eingehen sollte. Bereits am Vortag hatte diese unglückliche Verkettung von Umständen begonnen. Es sollte der Stromausfall der Kühlsysteme des Reaktors simuliert werden.
Jene Situation, die wir derzeit im Atomkraftwerk Fukushima erleben. Grund für uns einmal zurück zu blicken. 26. April 1986 um 1:23 Uhr und 44 sec. passiert nach einem Bedienungsfehler das Unfassbare. In Block 4 des Kernkraftwerks, nahe der Stadt Tschernobyl, kommt es zu einer folgenschweren nuklearen Kettenreaktion. Der 1000 Tonnen schwere Deckel des Reaktorkerns, sowie das Dach des Reaktorgebäudes, werden durch die Wucht der Detonation weggerissen. Radioaktive Strahlung kann ungehindert in die Atmosphäre gelangen.
Die damaligen, kommunistischen, Machthaber in Moskau versuchen den Vorfall herunter zu spielen. Mit primitiv anmutenden Methoden, wurde versucht den Schaden zu begrenzen. Von den damals eingesetzten Helfern vor Ort, sollen 1000 Personen bereits am ersten Tag einer tödlichen Strahlendosis ausgesetzt worden sein. Erst einen Tag später begannen die kommunistischen Machthaber damit, die in der nähe gelegene Stadt Prypiat zu evakuieren.
Am 28. April wurde man erstmals in Schweden auf eine erhöhte Strahlung aufmerksam. In einem Schwedischen AKW wurde Strahlungsalarm ausgelöst. Als fest stand, nicht für die erhöhte Strahlung verantwortlich zu sein, kam aufgrund der Windrichtung schnell die damalige Sowjetunion in Verdacht.
Erst am 30 April zeigte die ARD-Tagesschau, ein durch die Sowjets retuschiertes Foto vom Unglücksreaktor.
Durch den unglücklicherweise anhaltenden Ostwind, war auch Deutschland und der Rest der heutigen EU von den Folgen des Reaktorunglücks betroffen.
Damals beherrschte die Angst um verseuchte Lebensmittel Wochen lang die öffentliche Debatte. Es wurde empfohlen, Äcker mit Saat und Früchten umzupflügen. Spielplätze wurden gesperrt, und der Sand der Sandkästen ausgetauscht. Auch die Solinger Feuerwehr war damals im Strahlenmessungs- Einsatz. Kleingärtner wurden aufgefordert, nichts aus ihrem Garten zu essen, da die Früchte möglicherweise mit Cäsium 135 belastet hätten sein können.
Die Rewegruppe vernichtete damals Lebensmittel im Wert von 3 Millionen DM die unverkäuflich waren.
Politiker überschlugen sich damals mit Erklärungen zur Kernenergie, und dem Ausstieg aus dieser Technologie, die bereits 1986 von den Spitzen der FDP und CDU als Übergangstechnologie bezeichnet wurde. Als direkte Folge wurde das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gegründet.
Obwohl es bereits vor Tschernobyl Pannen im Umgang mit der Atomkraft gegeben hatte, war der Super-Gau von Tschernobyl eine Zäsur, die unter anderem dafür sorgte, dass die Anti-Atomkraftbewegung mehr und mehr Zulauf bekam.
Foto (Gerhard Ziegler): Denkmal für die Liquidatoren in der Stadt Chernobyl
Gastbeitrag von Carsten Stoffel.
Carsten Stoffel ist Redaktionsmitglied von solinger-bote.de und Mitglied im Netzwerk istlokal.de. Auch das Wendland-net ist Miglied bei istlokal.de. Das Netzwerk istlokal.de hat sich im Dezember 2010 gegründet und befindet sich im Aufbau. Fast 50 “Blogs” und “Internet-Zeitungen” aus ganz Deutschland beteiligen sich bereits an diesem Projekt, das den Lokaljournalismus fördern will. Die Mitglieder unterstützen sich in den Bereichen Journalismus, Vermarktung, Technik und Recht.