Wie wirksam wird das neue Wolfskonzept des Landes?
Nach mehreren Nutztierrissen im Heidekreis plant das Land nun weitere Maßnahmen, die das "Wolfskonzept
des Landes verbessern sollen." Fachleute meinen: "Ein flächendeckender Schutz gegen Wölfe ist nicht realistisch."
Wie die grüne Landtagsabgeordnete Miriam Staudte mitteilte, wird die Förderrichtlinie für den Wolfsschutz derzeit überarbeitet. Künftig sollen auch reine Hobbytierhalter bei der Zaunertüchtigung
finanziell unterstützt werden.
"Nach den Rissen insbesondere
im Nordosten Niedersachsens ist deutlich geworden, dass auch die
Förderung der Hobbytierhalter ein wichtiger Baustein im Gesamtkonzept
ist," sagte Miriam Staudte (Grüne), Abgeordnete im Niedersächsischen Landtag.
Zu den Maßnahmen, die das Land jetzt plant, gehören die Finanzierung einer Ersatzbeschaffung des wolfsabweisenden
Schutzes nach einer bestimmten Nutzungsdauer. Die
Förderobergrenze pro Tierhalter von 15.000 € in drei
Jahren soll auf jeweils 30.000 € für Schadensausgleich und
Präventionsmaßnahmen erhöht werden. Außerdem sollen Herdenschutzteams Nutztierhalter beraten und im Akutfall helfen. Des Weiteren soll der Einsatz von erfahrenen Schäfern mit Herdenschutzhunden vom Land unterstützt werden. Und auch Nachtpferche können demnächst gefördert werden. Eine
gezielte und schnelle Vergrämung des Wolfes soll außerdem
diese Schutzmaßnahmen ergänzen.
"Keine flächendeckende Absicherung möglich"
Soweit der Plan des Ministeriums. Doch gibt es überhaupt einen wirksamen Schutz gegen das Eindringen von Wölfen in Nutztiergehege? Aus Wolfsberater-Kreisen ist zu hören, dass allein schon ein wirklich wolfssicherer Zaun für die meisten Nutztierhalter eine unerschwingliche Investition ist. Denn um einen wirksamen Schutz gegen Wölfe zu erreichen, muss der Zaun mindestens 1,80 m hoch sein und 30 cm tief in die Erde vergraben werden, ist von den Wolfsexperten zu hören.
Außerdem schätzen Wolfsberater, dass X-zehntausende Kilometer
wolfssicherer Zaun gebraucht würden, um allein in Niedersachsen alle
gefährdeten Weiden abzusichern. Immerhin leben 10 % aller deutschen
Schafe in Niedersachsen. Bedeutet also: die Landschaft würde vieler Orts
durch 1,80 m hohe Zäune zerschnitten, die für jegliche anderen
Wildtiere nicht mehr durchgängig wären - ob Reh, Hirsch oder Feldhase.
Letzterer steht in Deutschland übrigens auf der Liste der gefährdeten
Arten als "gefährdet", teilweise sogar als "stark gefährdet".
Eine großflächige Einzäunung von Weideflächen wird aber voraussichtlich Protest der Biosphärenreservatsverwaltung(en) hervorrufen.
Was also tun? Wolfsberater aber auch CDU- und FDP-Abgeordnete im Landtag sind der Meinung, dass schon viel geholfen wäre, wenn die Nutztierhalter nicht auf ihre Entschädigungszahlungen so lange warten müssten, bis der Nachweis erbracht ist, dass es ein Wolf war, der ihr/e Tier/e gerissen hat - und das kann nach den Erfahrungen der Wolfsberater häufig mehrere Monate dauern. Und wenn der Wolfsriss nicht eindeutig nachgewiesen werden kann, gibts gar kein Ersatzgeld.
"Kehrt die Beweispflicht um," ist denn auch eine der Forderungen, die einige Wolfsberater unisono mit CDU- und FDP-Abgeordneten aufstellen.
Foto / Angelika Blank: Ein Lappzaun kann helfen, wenn der Wolf bereits ins Gehege eingedrungen ist. Dieser Notzaun liegt bei den Niedersächsischen Landesforsten bereit.
2017-03-31 ;
von
asb (autor),
in Niedersachsen, Deutschland
wolf
landwirtschaft
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