Während anderswo Gefangene aus Konzentrationslagern befreit wurden, ermordeten Nazischergen am 13. April 1945 in einer Gardelegener Feldscheune über 1000 KZ-Häftlinge, die sie zuvor aus umliegenden Lagern dorthin geschafft hatten.
Im April 1945 befand Nazi-Deutschland sich längst in Auflösung. Ende Januar war das Konzentrationslager Auschwitz befreit worden. Amerikanische und englische Soldaten rückten von Westen heran - russische Soldaten aus dem Osten.
Angesichts der immer näher rückenden Frontlinien hatte die NSDAP beschlossen, KZ-Häftlinge aus den Außenlagern in Stempeda und Rottleberoda auf Todesmärsche Richtung Norden zu schicken, um sie vor den anrückenden russischen Soldaten zu verstecken, aber in Gardelegen endete die grausame Fahrt, da die Frontlinien einen Weitermarsch nicht zuließen. Die örtliche NSDAP-Kreisleitung entschied kurzerhand, die über 1000 Gefangenen in eine Feldscheune nahe Gardelegen zu bringen und sie dort einzusperren.
Am 13. April ordnete der Gardelegener Kreisleiter dann an, die Gefangenen zu töten. Die Scheune wurde mit Stroh ausgelegt und von allen Seiten angezündet. Gleichzeitig schossen über 100 NS-Männer, aber auch Angehörige anderer NS-Organisationen aus der Umgebung sowie Mitarbeiter des Reichsarbeitsdienstes in die Scheune. Die meisten der über 1000 Eingesperrten verbrannten, andere wurde durch die Schüsse getötet. Lediglich 25 Menschen überlebten das Massaker.
Tragischerweise traf die Amerikanische Armee erst 24 Stunden später in Gardelegen ein und konnte nur noch den wenigen Überlebenden helfen.
Der für das Massaker verantwortliche Kreisleiter tauchte unter und lebte bis zu seinem Tode im Jahre 1994 unter falschem Namen in Düsseldorf, obwohl bereits 1991 gegen ihn ein Haftbefehl ausgestellt worden war.
In Gardelegen wurde eine Mahn- und Gedenkstätte sowie ein Friedhof angelegt, die bis heute an dieses brutale Verbrechen in den letzten Wochen des Krieges erinnern.
Von den Amerikanern wurde 1945 ein Gedenkstein mit folgender Inschrift aufgestellt:
"Here lie 1016 allied prisoners of war who were murdered by their captors. They were buried by citizens of Gardelegen, who are charged with responsibility that graves are forever kept as green as the memory of these unfortunates will be kept in the hearts of freedom-loving men everywhere." ("Hier liegen vereint 1016 Gefangene des Krieges, die von ihren Kidnappern ermordet wurden. Sie sind von Gardelegener Bürgern beerdigt worden, die dazu verpflichtet worden sind, Verantwortung dafür zu übernehmen, dass diese Gräber für immer so grün gehalten werden wie die Erinnerung an diese Unglücklichen in den Herzen von freiheitsliebenden Menschen überall auf der Welt.")
Video: Claus-Yvar Bolbrinker und Diana Gring drehten für den Offenen Kanal Magdeburg einen Film über das Massaker, der 2014 fertiggestellt wurde. Anhand des Schicksals von vier französischen Überlebenden und den Aussagen von deutschen Zeitzeugen wird darin eines der wohl grausamsten NS-Verbrechen der Endphase rekonstruiert.
Foto / Archiv des amerikanischen Verteidigungsministeriums: Amerikanische Soldaten dokumentierten bei ihrer Ankunft an der "Isenschnibber Feldscheune" die Folgen des brutalen Verbrechens - über 1000 tote Körper, die sie aus der Scheune gezogen hatten.