Anfang der 50er Jahre verarbeitete Patricia Highsmith ihre eigenen Erfahrungen in "Salz und sein Preis (Carol)". Todd Haynes setzte die dramatische Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen vergangenes Jahr in Film um.
New York in den 50er Jahren. Carol führt eine
unerfüllte Ehe mit ihrem wohlhabenden Mann Harge. Sie
lernt die junge Therese kennen, die in einem Kaufhaus
arbeitet und von einem besseren Leben träumt. Auf einer gemeinsamen
Reise entwickelt sich zwischen ihnen die große Liebe.
Harge will das
neue Glück seiner Frau nicht akzeptieren und beginnt, entscheidende
Beweise für das Scheidungsverfahren zu sammeln. Carol muss schon bald
um das Sorgerecht ihrer Tochter kämpfen. Ihr Mann versucht es ihr mit
allen Mitteln zu nehmen . .
Das prüde Amerika der 50er Jahre
Bereits in "Dem Himmel so fern" setzte sich Todd Haynes mit der Ächtung und Verfolgung von Homosexuellen in den USA der 50er Jahre auseinander. Besonders in der McCarthy-Ära wurden sie als "Subversive" verfolgt, die angebliche die amerikanische Regierung unterwandern würden, um "das Land dem Kommunismus auszuliefern." In einer Säuberungsaktion wurden zahlreiche homosexuelle Männer aus dem öffentlichen Dienst entfernt. Erst 1975 wurde das Beschäftigungsverbot für Homosexuelle im öffentlichen Dienst aufgehoben.
Ein Roman wie "Salz und sein Preis (Carol)" von Patricia Highsmith, veröffentlicht 1952, der eine lesbische Liebe positiv enden lässt, hätte bei den Zensur-Organisationen keine Chance gehabt. Lange galt der "Hays Code", der vorschrieb, welche Filminhalte für das Publikum moralisch akzeptabel seien. Die Filmindustrie unterwarf sich freiwillig diesem Code. Erst in den 60er Jahren wurde dieser direkte Einfluss der Katholischen Kirche auf das Filmschaffen abgeschafft.
Insofern ist "Carol" nicht nur eine dramatische Liebesgeschichte, sondern auch ein Spiegelbild der amerikanischen Gesellschaft in den 50er Jahren.
KRITIKEN
faz.net: ... Tunnelblick des Herzens ... „Carol“ ist nicht zum Weinen. Eher zum Schauen, Entdecken und zum Denken. Denn wie der Roman, so ist auch der Film nahezu völlig aus der Perspektive von Therese erzählt, für deren Darstellung Rooney Mara beim vergangenen Festival in Cannes eine Palme als beste Darstellerin bekam. Bis kurz vor Schluss des Films sind wir immer auf ihrer Seite, sehen immer sozusagen mit ihren Augen, ohne dass die Kamera eine solche subjektive Haltung einnähme. Aber Haynes macht sehr klar, er will uns als Zuschauer da, wo die Liebe schmerzhafter, unerwarteter, wo die Liebende zaghafter, die Verlustangst quälender ist. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.
spiegel.de: ... Die größte Liebesgeschichte des Jahres (2015) ... Gleichgeschlechtliche Liebe und Verbrechen, das andere große Thema
Highsmiths', fallen zur Zeit von "Carol" noch in eins. Verschwörerische
Heimlichkeit ist die Folge, und eben dieser spürt Haynes mit großer
Sorgfalt und sogar so etwas wie Sehnsucht nach. In den lautlosen
Botschaften, die Carol und Therese austauschen, entdeckt er die sanfte
Subversion gesellschaftlicher Konventionen. Er kann nicht umhin, darin
auch Momente von Ermächtigung zu finden - zeichnet sich hier doch das
Geflecht queerer Subkulturen ab. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.
zeit.de: ... Das Ideal einer Affäre ... Highsmith war eine Expertin für komplizierte Beziehungen. Ihre Vorstellung von Liebe ... sei eine Affäre von wenigen Wochen gewesen, gefolgt von Jahren sehnsüchtiger Fantasien. Ihr Roman, der einen rätselhaft bedrohlichen Titel trägt, Salz und sein Preis, folgt dieser Sehnsucht, ... "Ich will all meine Zeit, all meine Abende mit ihr verbringen", hatte Highsmith in ihrem Tagebuch zu ihrer Obsession mit Carol notiert. In ähnlicher Stimmung verlässt man das Kino. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.
"Carol" läuft am Montag, dem 21.3. um 17.45 Uhr und 20.15 Uhr im Filmpalast Salzwedel .