Thema: gorleben

Das Hüttendorf "1004" hat das Wendland verändert

Unter dem Motto "Zeitzeugengespräche" trafen sich vergangene Woche die beiden Grünen Julia Verlinden und Miriam Staudte mit den beiden Landwirten Monika und Eckhard Tietke, um sich mit ihnen über ihre Erfahrungen auf "1004" und die Auswirkungen auf den Landkreis zu unterhalten.

Monika und Eckhardt Tietke leben in und mit diesem Landkreis - und damit mit dem Problem der Endlagerung - schon seit Jahrzehnten. Während sie von Berlin aufs Land gezogen war, stammt Eckhardt Tietke aus einer einheimischen Landwirtschaftsfamilie.

Die beiden haben sich "auf 1004" kennengelernt. "1004" - das steht für eines der prägendsten Ereignisse in der Geschichte der Anti-Atomkraftbewegung. Mit der Nummer wurde ein Tiefbohrloch im Wald von Gorleben benannt, wo die ersten Untergrunderkundungen für ein geplantes Endlager für radioaktiven Müll gestartet werden sollten. Im Mai 1980 entstand dort ein 33 Tage währendes Protestdorf mit mehreren hundert Bewohnern. Am 4. Juni wurde die "Freie Republik Wendland", die die Bewohner inzwischen ausgerufen hatten, von der Niedersächsischen Polizei geräumt . Das Leben im Hüttendorf ist inzwischen auch ein Thema der Archäologie geworden.

Tietkes erzählten während des Gesprächs im Gorlebener Wald von den Utopien, die schon damals gelebt wurden und die später Basis für die zahlreichen ökologischen und kulturellen Aktivitäten im Wendland werden sollten. Solarheizungen, ökologische Dämmung und biologisch angebaute Nahrung - die Bewohner nutzten damals schon Techniken, die erst viel später zum allgemeinen Standard ökologischer Bauweise und Landwirtschaft werden sollten. Tietkes selbst stellten ihren Hof auf biologische Bewirtschaftung um - wie viele andere Landwirte in ihrem Umfeld auch. Heute ist das Wendland die Region mit den meisten Biohöfen. Die 100%ige Stromversorgung im privaten Bereich aus heimischen regenerativen Energien ist hierzulande schon seit knappp 10 Jahren Realität.

Die Utopien des Hüttendorfes auf dem besetzten Bohrloch 1004 haben gefruchtet. Für die Endlagerung von hoch radioaktivem Müll gibt es auch heute, nach über 40 Jahren, keine Lösung.

Das Gespräch führten die beiden Grünen Julia Verlinden (Bundestagsabgeordnete) und Miriam Staudte (Landtagsabgeordnete). 

Foto | Angelika Blank: Trafen sich im Gorlebener Wald zu einem Gespräch (von links): Miriam Staudte (grüne Landtagsabgeordnete), Monika Tietke, Eckhard Tietke, Julia Verlinden (grüne Bundestagsabgeordnete).



 


2020-05-31 ; von Dirk Drazewski (text), Angelika Blank (text),
in 29475 Gorleben, Deutschland

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