Mit "den Menschen so fern" setzt Regisseur David Oelhoffen eine Kurzgeschichte von Albert Camus um: die Geschichte eines Lehrers, der im Algerien-Krieg seinen eigenen moralischen Standpunkt finden muss.
STORY: Als sich im Tal eine Rebellion zusammenbraut, fliehen zwei komplett
gegensätzliche Männer gemeinsam über das algerische Atlasgebirge.
Mitten im eiskalten Winter soll der zurückgezogen lebende Lehrer
Daru (Viggo Mortensen) den wegen Mordes beschuldigten Bauern Mohamed
(Reda Kateb) zu seiner Verurteilung eskortieren.
Verfolgt von Reitern
und Dorfbewohnern, die Blutrache geschworen haben, schlagen sie sich
durch das Gebirge, um gemeinsam für ihre Freiheit zu kämpfen.
KRITIK
spiegel.de: ... In den gewissenlosen Zeiten des Krieges ... Wie in Camus' Kurzgeschichte konfrontiert Oelhoffen seine Figuren mit dem menschlichen Dilemma, Entscheidungen nicht aus dem Weg gehen zu können: Muss ich als Soldat den kriegsverbrecherischen Anordnungen meiner Befehlshaber folgen? ... Das ist ein großes Programm für einen Film von 102 Minuten. Und wer eine derart gewaltige Botschaft verkünden will, meint vielleicht, besonders verständlich bleiben zu müssen. Denn hier liegt das Problem von Oelhoffens Film: Die bündige Kurzgeschichte Camus' ist im Stil Hemingwayscher Verknappung geschrieben. Der Leser muss die Auslassungen des sparsamen Textes selbst ergänzen .... Oelhoffen dagegen lässt keine erzählerische Leerstelle, sondern plädiert offensiv: für ein friedliches Nebeneinander der Religionen und Kulturen, für die Segnungen des Lesens und Schreibens. Für die Relevanz kultureller Identität. Das alles hat seine Berechtigung. Nur erzählt es Oelhoffens Film einen Hauch zu pastorenhaft . ... hier! gehts zur ganzen Kritik.
faz.net: ... Karge Gegend, reiche Geschichte ... Wem man sein Vertrauen schenkt, ist noch so eine Frage, um die es hier geht. Mehr noch: Sie ist im Grunde die einzige Frage, für deren Antwort von den beiden Protagonisten niemand Rechenschaft verlangen kann, das Letzte, worüber sie allein zu entscheiden beschließen. ... Und das macht Oehlhoffen eben mit seinen wunderbaren Kamerafahrten deutlich, die das Land nie nur als Kulisse sehen, sondern es gleichsam einbeziehen ins Spiel. ... Freiheit ist ein gefährliches Gut geworden. Aber einen Versuch, das zeigt dieser stille, schöne Film, ist sie wert. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.
tagesspiegel.de: ... Fremd im eigenen Land ... Zwischen die Fronten geraten, spricht der kriegsmüde Daru aus, was er
sieht: Kriegsverbrechen auf beiden Seiten des sich zum Flächenbrand
weitenden ausbrechenden Kolonialkrieges. Am Ende, wenn „Den
Menschen so fern“ seine erhellende Lektion in Sachen Algerienkrieg
verlässt und zu Albert Camus’ großem Thema der menschlichen
Entscheidungsfreiheit zurückkehrt, finden die beiden Außenseiter einen
Ausweg aus der Todesspirale, der nicht ohne Opfer bleibt. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.
"Den Menschen so fern" läuft am Donnerstag, Freitag und Sonntag jeweils um 20.15 Uhr im Kulturverein Plaatenlaase .
Foto / arsenal-filmverleih: Der französische Lehrer Daru findet auf der Flucht bisher unbekannte Gemeinsamkeiten mit dem zum Tode verurteilten Algerier Mohamed.