Was passiert, wenn in der
Nachbarschaft plötzlich Asylbewerber einziehen? "Willkommen auf Deutsch" wirft die
Frage auf, was einem nachhaltigen Wandel der Asyl- und
Flüchtlingspolitik tatsächlich im Wege steht.
Über einen Zeitraum von fast einem Jahr begleiteteten die Regisseure
Carsten Rau und Hauke Wendler Flüchtlinge,
Anwohner sowie den Bereichsleiter der überlasteten Landkreisverwaltung in Harburg –
stellvertretend für die 295 Landkreise bundesweit.
Der Dokumentarfilm zeigt die Probleme, die durch
die stetig wachsenden Flüchtlingszahlen entstehen und setzt bei den
Menschen, ihren Sorgen und Vorurteilen in der bürgerlichen Mitte
Westdeutschlands an: Im Landkreis Harburg, der sich zwischen der
Lüneburger Heide und Hamburg erstreckt. 240.000 Einwohner,
Backsteinhäuser, Weideland – hier scheint die Welt noch in Ordnung zu
sein. Doch jetzt leben traumatisierte Flüchtlinge neben Dorfbewohnern,
die sich angesichts der neuen Nachbarn um ihre Töchter und den
Verkaufswert ihrer Eigenheime sorgen.
Junge Männer, die Krieg, Armut und
Perspektivlosigkeit entfliehen wollten, sollen in einem 400-Seelen-Dorf
untergebracht werden, das weder Bäcker noch Supermarkt hat. Was
passiert, wenn Menschen aufeinander prallen, die sich fremd sind?
"Bei unserem neuen Dokumentarfilm WILLKOMMEN AUF DEUTSCH stehen nicht allein die Flüchtlinge im Mittelpunkt, sondern auch ihre deutschen
Nachbarn," so die beiden Regisseure über ihren Ansatz. "Wie passt es zusammen, dass Menschen beteuern, sie hätten
nichts gegen Ausländer, kurz darauf aber Bürgerinitiativen gründen, weil
sie angesichts eines neuen Asylbewerberheims um die körperliche
Unversehrtheit ihrer Töchter oder den Marktwert Ihrer Eigenheime
fürchten?"
Diesen großen Fragen wollen Rau und Wendler im ganz Kleinen nachgehen: in zwei gut situierten Gemeinden, die für Tausende anderer stehen. "Weil es heute mehr denn je darauf ankommt, ins Gespräch zu kommen," so die Dokumentarfilmer. "Auch um Ausschreitungen, wie es sie in Deutschland Anfang der 90er-Jahre gab, frühzeitig vorzubeugen. Denn letztlich entscheidet sich in den Köpfen der Bürger, ob Deutschland bereit ist, Not leidenden Menschen Schutz und Zuflucht zu gewähren – oder nicht."
KRITIKENspiegel.de: ...Umgang mit Flüchtlingen: Aber bitte sozialverträglich... Mit ihrem Ansatz der größtmöglichen Neutralität und Ausgewogenheit zielen sie auf eine konstruktive Auseinandersetzung ab, die alle einschließt.
Darunter leidet jedoch das Erzählerische des Films. Die Anhäufung von
Protagonisten grenzt an Beliebigkeit, viele der Flüchtlingsthemen sind
in anderer Form schon erzählt worden. So droht der Film stellenweise zum
Lehrfilm abzuflachen. Vielleicht hätte man sich stärker auf den
Konflikt in Appel konzentrieren sollen, denn hier wird es interessant. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.
zeit.de: ... "Wir müssen diese verkrusteten Standpunkte verlassen" ... Die Kino-Doku "Willkommen auf Deutsch" zeigt, wie
zwei Dörfer bei Hamburg mit Flüchtlingen umgehen. Regisseur Hauke
Wendler meint, dass gerade Städter viel dabei lernen. (Interview mit Hauke Wendler) ... hier! gehts zum ganzen Interview.
"Willkommen auf Deutsch" läuft nächste Woche in diesen Kinos:
Kino Lüchow: Montag, 1. Juni, 20.30 Uhr
Kino Platenlaase: Dienstag, 2. Juni, 19.30 Uhr
Des weiteren läuft der Film am 8. Juli im Filmpalast Salzwedel sowie am 13. Juli im Central Theater Uelzen.
Foto / Pier 53 Filmproduktion / Brown Sugars Verleih: Nachdem bekannt wurde, dass 53 Flüchtlinge ein ehemaliges Pflegeheim beziehen sollen, gründete sich in Appel flugs eine Bürgerinitiative.